"Meinungswandel kommt in den besten Kreisen vor":Ude will wieder antreten

Die Spekulation wird zur Gewissheit: Oberbürgermeister Christian Ude tritt zur Kommunalwahl 2008 nochmals an.

Berthold Neff

Der Süddeutschen Zeitung sagte der SPD-Politiker, dass er noch in diesem Herbst der Öffentlichkeit sein Team für die Stadtrats- und OB-Wahl vorstellen werde. "Was meine Bereitschaft betrifft, ist bei mir ein Meinungswandel eingetreten", sagte Ude.

Bereits bei seiner traditionellen Amtsjubiläums-Feier im Wirtshaus am Schlachthof hatte Christian Ude indirekt durchblicken lassen, dass er eine vierte OB-Kandidatur für die SPD nicht mehr ausschließt.

Wie die SZ erfuhr, hatte der 58 Jahre alte Ude zuvor schon Vertrauten versichert, dass er antritt. Beschlossen wurde dabei auch, dass die Öffentlichkeit davon auf einer Pressekonferenz erfahren soll. Teilnehmer sollen der Münchner SPD-Vorsitzende und Landtagsfraktionschef Franz Maget, Bürgermeisterin Christine Strobl und der SPD-Rathausfraktions-Chef Helmut Schmid sein.

Ude sagte zur SZ, zwar habe er früher davon gesprochen, 2008 aufhören zu wollen, "aber ein solcher Meinungswandel kommt in den besten Kreisen vor".

Ude sagte, zuvor werde er noch ein paar Gespräche führen, um zu klären, mit welchem Team er antrete. Als Spitzenkandidat hat er das Recht, dies mitzubestimmen. Die 45 Jahre alte Strobl, die am 14. Dezember 2005 zur zweiten Bürgermeisterin gewählt wurde, gehört ebenso dazu wie der 58 Jahre alte Schmid, der keineswegs amtsmüde ist und nochmals antreten will, wie er der SZ sagte.

Da die SPD-Liste erst in einem Jahr aufgestellt wird, hätte sich Ude mit seiner Erklärung noch Zeit lassen können. Andererseits liefe er dadurch Gefahr, seinen Posten als Präsident des Deutschen Städtetags zu verlieren, den er seit dem 2. Juni 2005 innehat (und offenbar sehr gerne ausfüllt).

Im nächsten Frühjahr wählt der Städtetag seine Spitze neu. Falls Ude sich nochmals für dieses Amt bewerben und es auch wie vorgesehen zwei Jahre lang bis 2009 ausüben möchte, müsste er spätestens bis zum Frühjahr 2007 seine erneute OB-Kandidatur erklärt haben. Durch die vorzeitige Erklärung wird er somit auf der Berliner Bühne rechtzeitig für Klarheit sorgen.

Gutes Zugpferd

Die Münchner SPD erwartet Udes Entscheidung schon seit längerem voller Ungeduld. Da das konservative Lager in München strukturell groß ist, benötigt die SPD ein gutes Zugpferd, um bei der Stadtratswahl mehr Sitze im Rathaus zu erobern als die CSU.

1990, als der damalige OB Georg Kronawitter die Liste anführte, gelang der SPD mit 42,0 zu 30,1 Prozent ein Kantersieg. 2002, als Ude an der Listenspitze stand, fiel der Sieg mit 41,9 zu 36,0 ähnlich gut aus. Bei den Kommunalwahlen 1994 und 1996 jedoch, als nicht gleichzeitig auch der Oberbürgermeister gewählt wurde, behielt die CSU gegenüber der SPD knapp die Oberhand.

Zum anderen hat sich Ude in seinen 16 Jahren an der Stadtspitze (zweiter Bürgermeister von 1990 bis 1993, danach OB) eher wenig um seine Nachfolge gekümmert.

Er sprach in Interviews zwar manchmal von "zwei Männern und einer Frau", die in verantwortlicher Stellung fernab der Politik arbeiteten. Da er jedoch nie Namen nannte, blieb unklar, ob es diese Kandidaten je gab.

Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat - nämlich der frühere Münchner Juso-Chef Florian Bieberbach - ist inzwischen aus dem Rennen. Der 33-Jährige soll bereits im Herbst Geschäftsführer der Münchner Stadtwerke werden.

Und schließlich hat wohl die Münchner Geschichte selbst Ude überzeugt, eine vierte Amtszeit anzustreben. Die 850-Jahr-Feier der Stadt steigt im Sommer 2008. Ohne eine erneute Kandidatur (und einen vierten Sieg) könnte Ude daran nur als Alt-Oberbürgermeister teilnehmen - und das mit erst 60 Jahren.

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