Meine Woche:Warum die Kirche Krimis braucht

"Krimipfarrer" Felix Leibrock, 2015

Pfarrer Felix Leibrock ist Geschäftsführer und pädagogischer Leiter des Evangelischen Bildungswerks München und außerdem Polizeiseelsorger .

(Foto: Florian Peljak)

Pfarrer Felix Leibrock liest aus seinem neuesten Buch

Von Franziska Gerlach

Die Kirche als Handlungsort eines Kriminalromans - dass diese Kombination den Geschmack des Publikums treffen kann, wissen wir spätestens seit Umberto Eccos "Der Name der Rose". Da ging es um Verrat, um Intrigen, das Böse in einem Kloster. Und alle Welt war begeistert. In der Realität sorgt die Kirche dagegen selten für Adrenalinschübe. Gott, verzeih, aber: So mancher Gottesdienst dürfte sich gerne etwas lebendiger ausnehmen. An der dieser Stelle kommt Felix Leibrock ins Spiel, 57 Jahre alt, denn der kennt als schreibender Pfarrer beide Seiten.

Eigentlich kann die Kirche nämlich viel vom Krimi lernen, findet Leibrock, der Geschäftsführer und pädagogischer Leiter des Evangelischen Bildungswerks München und außerdem Polizeiseelsorger ist. Wie man spannende Inhalte findet, zum Beispiel. Solche, die die Leute umtreiben. Sie richtig packen. "Warum die Kirche Krimis braucht" ist die Veranstaltung mit Leibrock am Mittwoch, 4. Oktober um 19.30 Uhr, in der Auferstehungskirche, Geroltstraße 12, im Westend überschrieben. Leibrock, der zwischen München und Weimar pendelt, wird sein neues Buch "Schattenrot" vorstellen, den dritten Teil einer Krimi-Trilogie, der in seinen beiden Heimatstädten spielt. In Weimar kommt eine Schülerin nicht nach Hause, an der Isar verschwindet eine reiche Anwaltsgattin. Die Spur der Ermittler führt in ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte, und zu einer Schauspielerin, die 1944 versucht, einen Generalstabsoffizier der Wehrmacht zu verführen. Als der sie abblitzen lässt, zeigt sie ihn als Sympathisanten des Hitler-Attentats vom 20. Juli an. Nach dem Krieg kommt die Frau in das russische Speziallager Nr. 2 bei Weimar, das frühere Konzentrationslager Buchenwald - nach langer Haft wandert sie aus, nach München.

Eifersucht, Rache, das Böse - Leibrock sagt, anders als der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der dem Menschen ja einen Aggressionstrieb zugeschrieben habe, glaube er nicht, dass jemand böse auf die Welt komme. Das klingt nach schwerer Kost, ist es aber offenbar nicht. Einen Abend mit ihm müsse man sich eher als lockeres Gespräch denn als klassische Lesung vorstellen, beteuert ein gut gelaunter Leibrock am Telefon. Auch werde bei seinen Veranstaltungen viel gelacht. Veranstaltungen? Plural? Tatsache, wie auch ein Blick auf die Homepage zeigt: Leibrock spricht das ganze Jahr über in verschiedenen Städten über Krimis und Kirche. Der Mann hat Routine. Da erledigt sich die Frage, ob ihn womöglich Lampenfieber plage vor seinem Auftritt im Westend.

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