Meine Woche:Schwitzen für Schokolade

Lisa Kaspar Meine Woche

Lisa Kaspar ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und Servicekauffrau.

(Foto: privat)

Lisa Kaspar lebt ein Jahr in den USA und trainiert für ein "süßes" Rennen

Von Astrid Benölken

Man könnte meinen, Lisa Kaspar hat den Traumberuf vieler Nachteulen. Erst um 16 Uhr beginnt ihr Arbeitstag - nach deutscher Uhr. In Kennesaw, Georgia, wo die 22-Jährige mit dem "Parlamentarischen Patenschaftsprogramm für junge Berufstätige" noch bis Ende Juli lebt, ist es dann erst zehn Uhr morgens. Kein extra langes Ausschlafen also, sondern Alltag. Seit 33 Jahren gibt es das kulturelle Austausch-Programm von Bundestag und US-Kongress inzwischen, 285 Schüler und 75 Berufsanfänger aus ganz Deutschland sind im August in die USA gereist. Als ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und Servicekauffrau am Flughafen München war Kaspar schon lange auf Tuchfühlung mit anderen Kulturen. "Das jetzt auch zu leben, ist ein wahrgewordener Traum für mich", sagt sie.

Nach einem halben Jahr University-Luft schnuppern, hat Kaspar Anfang Januar ihr Praktikum bei einem lokalen Audi-Händler begonnen. Statt im Flughafen VIP-Gäste zu betreuen, empfängt Kaspar nun von Montag bis Mittwoch an der Rezeption Kunden und vereinbart im Kundenservice Wartungstermine und Probefahrten, "Appointments halt", sagt Kaspar, nachdem sie einige Momente mit den deutschen Begriffen ringt. Der amerikanische Führerschein - "keine Fahrschule, zwei Tests, dreißig Dollar, und dann ist die Sache gegessen" - ist auch für sie eines der wichtigsten Dokumente im Portmonee geworden. Ohne ihren gebrauchten Acura wäre die 22-Jährige aufgeschmissen. Morgens bringt er sie in einer Viertelstunde zur Arbeit, nach Feierabend dann zu Freunden für DVD-Abende, ins Restaurant oder, wie am Donnerstag, zu den Spielen der Unimannschaft. "Unser Basketball-Team, die Kennesaw Owls, feuern wir hier an als wäre es ein Profiteam."

Kaspar schaut nicht nur zu, sie macht auch selber Sport. Zum Familientarif schwitzt sie im Fitnessstudio der Gasteltern mit und geht jeden Tag vor der Arbeit laufen - Vorbereitung für den "Hot Chocolate Run" am kommenden Sonntag: 15 Kilometer lang geht es mit den Gasteltern und Freunden quer durch Atlanta. Das Ziel: eine Tasse heiße Schokolade hinter der Finish-Line. "Hoffentlich bin ich fit", sagt Kaspar, denn am freien Samstag organisiert sie mit dem International Department eine Willkommensfeier für die neu eingetroffene Austauschstudenten. Vor einem halben Jahr gehörte Kaspar noch selbst zu ihnen, inzwischen ist sie Teil der Familie und des Freundeskreises. "Es wird Ende Juli sehr schwer, nach Hause zu gehen", sagt Kaspar und seufzt.

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