Meine Woche:Schwerstarbeit vor dem Soundcheck

Hans Jürgen Gerhards, Organisator des Bandfestivals Münchner Süden

Foto: privat

Jürgen Gerhards organisiert das "Bandfestival im Münchner Süden"

Von Jürgen Wolfram

Es ist nicht unbedingt die typische Leidenschaft eines Chemie-Ingenieurs und Kommunalpolitikers im Alter von 63: Bandfestivals für Popmusik-Nachwuchsgruppen zu organisieren. Aber Hans Jürgen Gerhards (SPD) Erinnerungen an seine Jugend im Rheinland, als solche Veranstaltungen Highlights waren, sind nie verblasst. Und so bereitet er zum zehnten Mal das "Bandfestival im Münchner Süden" vor. Am Freitag, 15. Mai, treten acht Gruppen im Fürstenrieder Jugendcafé Intermezzo/Spectaculum Mundi zum Wettstreit an. Wenn bei dem Mega-Gig alles glatt läuft, dürfen sich Musiker und Publikum bei Gerhards und dessen Kollegen von der "AG Bandfestival", Angelika von Bastian, Claudia Küng, Monika Reim und Juri Wostal, bedanken. Dieses Quintett dreht im Auftrag des Bezirksausschusses (BA) 19 organisatorisch kräftig auf.

Für Gerhards, der selbst dem BA angehört, arten die Tage vor der großen Show der Nachwuchsbands zu purem Stress aus. Das geht mit der Auswahl der Musiker schon los. "In Proben hören wir uns drei Stücke pro Band an; das ist manchmal ohne Ohrenstöpsel gar nicht zu überleben", schildert Gerhards die "Schwerstarbeit" vor dem entscheidenden Soundcheck. Am Tag des Geschehens geht es Schlag auf Schlag: Tonnenweise Ausrüstung in den Konzertsaal schleppen, Ordner einteilen, Gäste zählen. Den Lohn der Mühen möchte der Hauptverantwortliche des Spektakels nicht mehr missen: "Ich kriege Gänsehaut, wenn ich sehe, wie die Nachwuchsmusiker sich freuen." Nachwuchs ist wörtlich zu nehmen - der jüngste Teilnehmer war 13, das erwünschte Höchstalter liegt bei 21. Festivalpremiere wurde vor zehn Jahren im Bierzelt des Fürstenrieder Frühlingsfestes gefeiert. Moderiert von der Showmasterin Judith Becker, war es mit bis zu 1000 Besuchern von Anfang an ein Hit. Auch weil der Test rasch zur Bühne für Gruppen wurde, die nach ihrer Teilnahme überörtlich Bekanntheit erlangten, wie zuletzt Fortnight Circus. Diese Formation holte im vergangenen Jahr den vom Bezirksausschuss ausgelobten Hauptpreis: ein Tag im Aufnahmestudio mit professioneller Produktion einer eigenen CD. In der Jury wirkt Gerhards bewusst nicht mit; das überlässt er lieber Experten wie den Musikproduzenten Artur Silber und Gerhard Vates. Aber der Impresario vom BA lernt immer gern dazu. So weiß er heute, dass ein Schlagzeug für linkshändige Drummer anders aufzubauen ist als für rechtshändige.

Wo einmal das Fürstenrieder Festzelt stand, ist nun die Freie Waldorfschule München Südwest daheim. So sahen sich die Festivalveranstalter gezwungen, nach anderen Räumen Ausschau zu halten. Sie landeten beim Kreisjugendring und damit im Fürstenrieder Jugendtreff. Da passen zwar höchstens 300 Besucher rein, das Intermezzo ist dennoch ideal, schon weil sich Anwohner kaum gestört fühlen können. Für die teilnehmenden Bands ist das Ganze ohnehin eine feine Sache: Sie zahlen kein Startgeld, werden kostenlos verpflegt, technisch vom städtischen Kulturreferat betreut und erhalten eine Riesenchance. Gerhards schwelgt in Vorfreude. "Mal wieder die ganze Bandbreite junger Popmusik zu erleben", bereitet ihm höchstes Vergnügen. Daran hat sich seit seiner Jugend im Rheinland nichts geändert.

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