Meine Woche:Pepe gibt den Polixenes

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(Foto: Privat)

Christoph Petrik bringt Theater, Politik und Familie unter einen Hut

Von Sonja Niesmann

Ein singender Bauer in Michael Endes Theaterstück "Der Goggolori", das war, nach dem Kindertheater, sein erster, heiß ersehnter Bühnenauftritt bei den Erwachsenen. Christoph Petrik () war damals 18 Jahre alt, war vom Ministrieren gewechselt in die Theatergruppe der Pfarrei St. Theresia. Seither ist er fest gebucht bei jeder Inszenierung des "Theaters im Kloster" - einer 1984 gegründeten Amateurtruppe, die mit Schauspielern, Technik, Bühnenbild und Maske gut 30 bis 35 Theaterbegeisterte umfasst. Petrik hat viele tragende Rollen übernommen, in "Orest", "Scrooge", "Gefällige Liebschaften" oder im "Weißen Rössl", der sehr gut besuchten Vorjahresproduktion, in der er den feschen Kellner Leopold verkörperte: "Das ist so eine Rolle, die will man ja unbedingt spielen", sagt der Mittvierziger mit dem schelmischen Zwinkern in den Augen.

Bei der neuen Inszenierung, "Das Wintermärchen", einer romantischen Komödie von Shakespeare, wollte Christoph Petrik, stolzer junger Papa, in die zweite Reihe treten - sein Sohn ist grade mal drei Monate alt. Aber: Die Theatertruppe hat weniger Männer als Frauen, also übernahm er doch die zweite männliche Hauptrolle, Polixenes, König von Schottland - im Schottenrock und weißem Bäffchen. Und so wird es vor der Premiere am Freitag, 17. November, ziemlich eng, Arbeit, Theater, Politik und Familie unter einen Hut zu bringen. "Sehr sportlich", lacht Petrik, seit der fünften Klasse nur beim Spitznamen "Pepe" gerufen. Ein Wochenende mit Durchlaufproben und erster Generalprobe liegt gerade hinter ihm, Dienstagabend ist die zweite Generalprobe. An diesem Montagabend muss Petrik, der SPD-Mitglied im Neuhauser Bezirksausschuss ist, in die Sitzung des Unterausschusses Umwelt. Mittwoch und Donnerstag ist er, wie oft, beruflich unterwegs, in der Firmenzentrale des Abfall-Entsorgers Remondis bei Dortmund. Petrik ist IT-Berater für 15 Remondis-Niederlassungen, zudem betreibt er ein kleines Computerservice-Büro.

Am Freitag um 20 Uhr hebt sich der Vorhang im 130 Plätze bietenden Pfarrsaal von St. Theresia an der Fuetererstraße für die Wintermärchen-Premiere, sieben weitere Vorstellungen bis Anfang Dezember stehen auf dem Plan (Kartenreservierung unter Telefon 08121/7725685). Petrik junior wird seinem Polixenes-Papa diesmal gewiss noch nicht applaudieren können. Aber vielleicht findet sich ja in den nächsten Jahren ein Stück, bei dem auch ein Kleinkind eine Rolle spielt? Man muss die Theaterversessenheit ja nicht mit der Muttermilch aufsaugen, man kann sich auch vom Vater anstecken lassen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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