Meine Woche:Malibu am Beckenrand

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Maximilian Gutmann castet angehende Rettungsschwimmer. Ein Aussehen wie David Hasselhoff wird nicht verlangt

Von Andrea Schlaier

Gut, es ist nicht der Strand von Malibu, über dem die Sonne lacht auf Geschöpfe mit David-Hasselhoff-haften Sixpacks und Pamela-Anderson-gleichen Oberweiten. Die so was von körperlich fit sind, dass sie noch jeden aus den Fluten ziehen und dabei aussehen wie frisch geölt. Man kann die Rettungsschwimmer von Kalifornien nicht direkt vergleichen mit denen der Münchner Freibäder. Aber eine Parallele gibt es doch: Am Pazifik und an der Isar wird gecastet. Die Anwärter in den hiesigen Anstalten von Maximilian Gutmann. Der Chef der Betriebsorganisation Freibäder kümmert sich für die Stadtwerke München um die Bewerber.

Das seien völlig unterschiedliche Leute, sagt Maximilian Gutmann (Kontakttelefon: 2361-2198): frisch gebackene Abiturienten, Entwicklungshelfer auf Heimaturlaub oder Ingenieure ohne Anstellung. Theoretisch gebe es für den Job nicht viele Voraussetzungen: "Die Kandidaten müssen älter als 18 Jahre sein, den Erste Hilfe- und den Rettungsschwimmer-Schein haben, also zum Beispiel 25 Meter tauchen und Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen können." Nur zwei Prozent der Aspiraten könnten entsprechende Papiere vorweisen. "Kein Problem", beruhigt Gutmann aber, "die Prüfungen kann man vorher bei uns ablegen."

Doch wo Rettungsschwimmer drauf steht, muss mehr drin sein als ein sportlicher Kraul-Schlag: Gefragt seien nicht zuletzt menschliche Qualitäten, sagt der Chef: "Die Leute sollen kommunikativ, aber nicht zu kommunikativ sein." Also die Gratwanderung beherrschen zwischen ratschen und verratschen. Allein im riesigen Westbad gelte es, zusammen mit Kollegen bis zu 12 000 Besucher am Tag auf einer Fläche von 80 000 Quadratmetern im Auge zu behalten, weil: Irgendwo steigt einem die Hitze ja immer zu Kopf. In der Vorstellungsrunde, sagt Gutmann, erkundige er sich deshalb bei den Bewerbern auch nach stressigen Situationen in deren bisherigen Leben. "Ich will wissen, wie sie damit umgegangen sind, weil wir Mitarbeiter brauchen, die auch in Konfliktsituationen die Ruhe bewahren können."

Wer den Job in einem der acht Münchner Freibäder einmal hat, muss zunächst eher weniger dekorative Aufgaben übernehmen: morgens, bevor der erste Gast mit Handtuch unterm Arm auf die Liegewiese schlendert, die Beckenüberlaufrinnen reinigen und abends Tonnen von Unrat der Besucher wieder wegschaffen. Das wiederum müsste sich auch mit David-Hasselhoff-haftem Muskelspiel sehr ansehnlich hinkriegen lassen.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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