Meine Woche:Ein Wiedersehen in Moosach

Tanja Schmidt

Tanja Schmidt radelt von England aus zu ihrem herzkranken Opa.

Tanja Schmidt radelt von England aus zu ihrem herzkranken Opa nach München

Von Anita Naujokat

Tanja Schmidt ist keine Sportlerin. Das sagt sie von sich selbst. "Ich habe Asthma und beim Sporteln immer Angst, keine Luft mehr zu bekommen." Seit etwa zehn Jahren hatte die 27-Jährige auch kein Fahrrad mehr angerührt. Dennoch bricht sie in dieser Woche zu einer dreiwöchigen Radreise auf: Zusammen mit ihrem Freund Jonathan Sklar wird sie vom englischen Seebad Brighton rund 1600 Kilometer mit dem Rennrad zu ihrem Großvater nach Moosach fahren. Ohne GPS, ausgerüstet nur mit Landkarte. Das hatte sich Jon, wie sie ihn nennt, ausbedungen. Im Gegenzug ist sie mit einem Schlenker durch den Schwarzwald einverstanden. Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Tour ist der Liebe entsprungen: der zu ihrem Großvater und der zu Jon. Seinetwegen hat die Reiseverkehrskauffrau und Buchhalterin vor sechs Jahren Moosach verlassen und ist nach England gezogen.

Aber ihr Opa war für Tanja Schmidt schon immer der "Hero". Er hat ihr das Radeln beigebracht und sie und ihre Schwester zu Fahrten mitgenommen. Als sie neun war, sind sie nach Linz geradelt, später nach Wien. Als ihr Großvater, der mittlerweile schwer herzkrank ist, sie im Spaß fragte "Wann radelst Du endlich mal heim?" war die Idee geboren. Doch ohne Jon hätte sie die Tour niemals angetreten: Der Jurist ist der Sportler und Abenteurer, sie dagegen hat es mehr mit Zahlen und Organisation. Als "Leipe-Team", so der Name des Großvaters, startet das junge Paar am Dienstag in aller Frühe. Unterwegs wollen sie Spenden für die "British Heart Foundation" sammeln, an die 1000 Pfund (etwa 1370 Euro) haben sie bereits erhalten, auch eine Spende von einem Moosacher namens Kurt. Eine Deutschlandfahne am Rad soll Aufmerksamkeit für die Aktion wecken, und mit ihr will Tanja Schmidt auch ihr Ziel vor Augen haben.

Am Ende der ersten Woche wollen sie Luxemburg erreichen. Derzeit plagen Tanja Schmidt aber ganz andere Gedanken: das Wetter. Es regne seit Tagen pausenlos, erzählt sie. "Das kann auf dem Rad schon deprimierend werden." Am Morgen und am Abend werden die beiden Radler ein speziell ausgearbeiteten Dehnprogramm absolvieren. Denn beide haben Probleme mit dem Ischiasnerv. Doch Tanja Schmidt, die sonst nichts gern dem Zufall überlässt, freut sich auch auf das Ungewisse. Ein Highlight wird der Europapark Rust werden, den die Familie in ihrer Kindheit einmal im Jahr besuchte. Und besonders freut sie sich auf das Wiedersehen mit dem Opa in Moosach. Bis dahin will sie es mit Konfuzius halten: "Der Weg ist das Ziel".

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