Meine Woche:Ein Münchner auf hoher See

Meine Woche: David Salamon nimmt teil beim "Klassenzimmer unter Segeln".

David Salamon nimmt teil beim "Klassenzimmer unter Segeln".

(Foto: David-Pierce Brill)

David Salamon nimmt teil beim "Klassenzimmer unter Segeln"

Von Franziska Gerlach

Wasser ist nicht unbedingt das Element, das man einem Bewohner der bayerischen Landeshauptstadt zuschreiben würde. Vielleicht surft er mal auf dem Eisbach, oder er paddelt im Schlauchboot über den Feringasee. Aber ein Münchner auf hoher See? Eher nicht. Insofern ist das, was David Salamon in den nächsten sechs Monaten erleben wird, doch etwas Besonderes. Der 15 Jahre alte Schüler des Erasmus-Grasser-Gymnasiums an der Fürstenrieder Straße wird an "Klassenzimmer unter Segeln" teilnehmen. Das Schulprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg findet bereits zum neunten Mal statt. In diesem Jahr werden 34 Zehntklässler in Begleitung einer 15-köpfigen Stammbesatzung den Atlantik auf der "Thor Heyerdahl" überqueren. Die Schüler haben das traditionelle Segelschiff mit den drei Masten in seinem Heimathafen Kiel eigenhändig vorbereitet: Sie haben den Proviant verstaut, wo nötig, haben sie es frisch gestrichen. "Ich war bei den Segeln und habe beim Auftakeln geholfen." So kurz vor der Reise sitzen nicht nur die grundlegenden Knoten, sondern auch die wichtigsten Fachbegriffe. Was Backbord und Steuerbord ist, muss dem Münchner ohnehin niemand mehr erklären.

Sein Interesse für Segelschiffe entdeckte David im Kroatienurlaub, er ist auch schon ein paar Mal auf einer kleineren Yacht gesegelt. "Aber so ein großes Schiff ist etwas komplett anderes", sagt er, "das müssen alle neu lernen." Segel können muss man aber nicht, um an dem pädagogischen Projekt teilzunehmen. Wichtiger ist die soziale Kompetenz, bei einer einwöchigen Probefahrt mussten die Schüler zeigen, ob sie selbstständig und reif genug sind, eine so lange Zeit von zu Hause weg zu sein. Und offenbar hat David, der in München Hockey und Rugby spielt, seine Sache gut gemacht. Er wurde ausgewählt für den großen Törn - und darf nun ganz viel lernen. Beim Unterricht an Bord den Stoff der zehnten Klasse, einerseits. Aber auch Kochen und Putzen gehören zu den Aufgaben der Schüler. Und natürlich segeln. Wenn David nach sechs Monaten wieder nach München zurückkehrt, wird er nicht nur wissen, wie man navigiert, Ruder geht oder Segel setzt. Er wird auch einiges von der Welt gesehen haben. Teneriffa und Panama zum Beispiel. Besonders freut sich der Münchner auf die Karibik. Aber auch Kuba werde sicher interessant, erzählt er begeistert. Selbst der Gedanke an die viel beschriebene Seekrankheit kann ihm das Abenteuer nicht vermiesen. Das werde jeden einmal erwischen, sagt er gelassen. "Aber das gehört irgendwie dazu."

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