Mein Kiosk:Der neueste Tratsch von Tel Aviv

Von Peter Münch

Der Kühlschrank ist natürlich voll mit gesunden Sachen, doch zum Fernseh-Fußballabend passt keine Biomilch und auch kein Magerquark. Gebraucht werden jetzt Chips und Bier und Wein, und natürlich Schokolade als Nervennahrung. Zum Glück gibt es eine Art Filiale unseres Kühlschranks für all das, was im Biomarkt verpönt ist, und die liegt im Erdgeschoss unseres Hauses. Es ist der Kiosk für alle Fälle, der noch lange nach Laden- und sogar nach Spielschluss geöffnet ist.

Es ist einer von Hunderten Kiosken in Tel Aviv, die zum Straßenbild der israelischen Stadt gehören wie der Sand zum Strand. Aber natürlich ist er etwas ganz Besonderes, etwas Einzigartiges, etwas Unverwechselbares. Denn dieser Kiosk in der Sheinkin Street ist der Kiosk von Iris. Sie hat auf wenigen Quadratmetern nicht nur zufällig all das im Sortiment, was gerade oben in der Wohnung fehlt oder ausgegangen ist. Iris bietet mehr: Bei ihr kann man auch den Schlüssel hinterlegen, wenn Freunde kommen, man kann anschreiben lassen, wenn gerade der Geldbeutel leer ist, zwischendurch das Neueste aus der Nachbarschaft erfahren und sich in der Fremde ein wenig zu Hause fühlen.

Das einzige Problem: Iris hat soeben doch tatsächlich ihren Kiosk verkauft. Der neue Besitzer ist ein eher mürrischer Geselle, er ist jetzt der Fremde in unserem Haus. Aber immerhin gibt es auch bei ihm kurz vor dem Anpfiff noch Chips und Bier und Wein und Schokolade.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: