Mehr Arbeit - weniger Straftaten:Professionellere Polizeieinsätze

Von Thomas Schmidt

Die Strategie der Polizei auf der Wiesn wird - gemessen an der aktuellen Halbzeitbilanz - immer erfolgreicher. Eigentlich kein Wunder, schließlich hatten die Beamten auch schon 181 Gelegenheiten zu üben, wie sie auf dem Oktoberfest für Sicherheit sorgen können. Jetzt, zur 182. Wiesn, steigt zwar die Zahl der Polizeieinsätze (1092, Vorjahr 1071), die Zahl der Straftaten aber (620, Vorjahr 659) geht zurück. Obwohl weniger Straftaten angezeigt werden, kann die Polizei immer mehr Täter dingfest machen (262, Vorjahr 235). Wie passt das zusammen?

"Unser Vorgehen wird immer mehr professionalisiert", liefert Münchens Polizeivizepräsident Werner Feiler die Begründung - um sogleich anzufügen, dass man früher selbstverständlich auch professionell vorgegangen sei. Über die Jahre habe sich die Strategie verfeinert, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger. 300 Beamte seien auf der Wiesnwache im Einsatz, weitere 200 im Umfeld der Theresienwiese. Das sei in den vergangenen Jahren zwar auch so gewesen, doch die Beamten mischten sich mehr und mehr unters Volk. Wenger nennt das "vor die Lage gehen". Wer im Suff aggressiv daherkommt, muss immer häufiger mit einer Polizeipredigt rechnen. Wer dann trotz Ansprache widerspenstig bleibt, findet sich schnell für ein Stündchen auf der Wache wieder. Ein "probates Mittel zur Verhinderung von Straftaten", so beschreibt es die Polizei offiziell, sei die "Ingewahrsamnahme potenzieller Gewalttäter, noch bevor diese ein entsprechendes Delikt begehen können". Es werden also immer mehr Hitzköpfe einkassiert, bevor sie überhaupt straffällig werden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 31 Prozent auf jetzt 135.

Prävention hat jedoch enge Grenzen, die Polizei kann und darf nicht Hunderte Unschuldige einbuchten, nur weil sie möglicherweise straffällig werden könnten. "Wir sind dabei sehr sensibel", verspricht Wenger. "Wir brauchen eine Rechtsgrundlage. Wir können niemanden mitnehmen, der gar nichts gemacht hat." Oft reiche schon eine Ansprache durch einen Polizisten, "dann weiß der, was los ist". Und wenn das nicht ausreicht - eine Nacht in einer Ausnüchterungszelle kostet laut Polizei knapp 60 Euro.

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