Mehr Fahrradkontrollen:Radler-Polizei soll Unfallzahlen senken

Polizeifahrrad in München, 2009

Polizisten auf Fahrrädern gehören in München schon seit Jahren zum Stadtbild.

(Foto: lok)

In den vergangenen Tagen ist die Zahl der verunglückten Radfahrer deutlich gestiegen. Von Montag an kontrollieren mehr Beamte als sonst, ob alle Verkehrsteilnehmer die Regeln beachten. Bei Verstößen wird ein Bußgeld fällig.

Von Marco Völklein

Rechts abbiegende Autofahrer, die dabei einen Radfahrer übersehen. Radler, die entgegen der Fahrtrichtung auf dem Radweg unterwegs sind. Und Fußgänger, die plötzlich auf den Radweg treten. Das sind nur einige Fälle, bei denen es immer wieder zu - mitunter schweren - Verletzungen vor allem der beteiligten Fahrradfahrer kommt. Wenn die Sonne scheint, steigen die Unfallzahlen deutlich. So hat die Münchner Polizei seit Beginn dieser Woche, nachdem der tagelange Dauerregen aufgehört hatte, einen deutlichen Anstieg der Unfallzahlen mit Radlern bemerkt. Registrieren die Beamten normalerweise sieben Unfälle mit Radfahrern pro Tag, schnellte die Zahl in dieser Woche auf 15 hoch, wie Polizei-Vizepräsident Robert Kopp am Freitag sagte.

Mit zwei "Schwerpunktaktionen" wollen Polizei und Stadtverwaltung auch in diesem Jahr wieder dafür sorgen, dass Radfahrer dennoch sicher unterwegs sind. Von kommendem Montag an werden Polizei und die Verkehrsüberwacher des Kreisverwaltungsreferats (KVR) drei Wochen lang ein besonderes Augenmerk auf das Miteinander von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern haben. Die Polizei wird sich zum Beispiel an Ampeln entlang der Leopoldstraße postieren und dort Bußgeld verlangen, wenn Radler das Rotlicht missachten. Aber auch Autofahrer, die zum Beispiel beim Abbiegen nicht auf Radler achten, werde man ansprechen und gegebenenfalls verwarnen oder auch Anzeigen schreiben. Die Polizei werde dabei aber "mit Augenmaß" vorgehen, kündigte Kopp an. "Uns geht es nicht darum, Spitzenzahlen bei den Verwarnungen zu erreichen; uns geht es darum, die Verkehrssicherheit zu erhöhen." Außerdem sollen in einigen Innenstadtrevieren die Beamten öfter mit Fahrrädern Streife fahren.

KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle kündigte an, zur Unterstützung die kommunalen Verkehrsüberwacher (zu erkennen an den blauen Uniformen) loszuschicken. Die sollen dann zum Beispiel Knöllchen an Lieferwagenfahrer verteilen, wenn diese die Radwege zuparken. Aber auch in Fußgängerbereichen, etwa in der Residenzstraße, sollen die KVR-Leute präsent sein, um Radler notfalls per Verwarnungsgeld von 15 Euro daran zu erinnern, dass dort Schrittgeschwindigkeit gilt. Umwelt- und Radfahrerverbände hatten zuletzt kritisiert, Polizei und Stadt würden bei ihren Kontrollen vor allem Radfahrer im Visier haben, weniger die Autofahrer. Kopp allerdings widersprach: Man werde Verstöße "in gleichem Maße ahnden", von den Kontrollen seien "alle Verkehrsteilnehmer betroffen". Im Spätsommer wollen Polizei und KVR die dreiwöchige Aktion wiederholen.

Aus Sicht von KVR und Polizei sind die Aktionen durchaus hilfreich, um den Verkehr sicherer zu machen. Seine Beamten hätten "zumindest während und nach unseren Schwerpunktaktionen positive Verhaltensänderungen" festgestellt, sagte Kopp. Die Zahl der Verkehrsunfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, ging seinen Angaben zufolge im Jahr 2012 um 1,2 Prozent auf 2480 Unfälle zurück. Die Zahl der im Stadtgebiet getöteten Radfahrer stieg auf drei; 2011 waren nur zwei tote Radfahrer zu beklagen gewesen. Heuer starb bereits ein Radfahrer auf Münchens Straßen.

Laut Kopp war fast jeder zweite Schwerverletzte bei Verkehrsunfällen ein Radfahrer. "Radler haben keine Knautschzone", sagte der Polizei-Vizepräsident. Er appellierte an die Radler, möglichst immer einen Helm zu tragen. "Nichts schützt besser vor schweren Schädel- und Hirnverletzungen." Etwa jeder zweite Unfall mit Radfahrerbeteiligung wurde von dem Radler verursacht. Autofahrer sind laut Kopp in zwei Drittel ihrer Unfälle die Verursacher.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: