Mehr Achtsamkeit:Fasten mit dem Smartphone

Mehr Achtsamkeit: Philipp Stoltz, in Haar geboren und in Ottobrunn zu Hause, hat das Wilhelmsgymnasium in München absolviert und an der LMU Evangelische Theologie studiert. Seit 2016 arbeitet er als Vikar der Jubilategemeinde.

Philipp Stoltz, in Haar geboren und in Ottobrunn zu Hause, hat das Wilhelmsgymnasium in München absolviert und an der LMU Evangelische Theologie studiert. Seit 2016 arbeitet er als Vikar der Jubilategemeinde.

(Foto: Claus Schunk)

Philipp Stoltz, Vikar der Jubilate-Gemeinde Waldperlach-Putzbrunn, startet am Aschermittwoch einen Chat auf Whatsapp

Interview von Anika Stiller, Waldperlach

"Zeig dich!" heißt das diesjährige Motto der Aktion "Sieben Wochen ohne", in der seit 35 Jahren Millionen Deutsche zur Selbstbesinnung animiert werden. Philipp Stoltz, Vikar der evangelisch-lutherischen Jubilate-Gemeinde Waldperlach und Putzbrunn bietet Bürgern aus der Umgebung einen besonderen Service: Wer per Whatsapp das Wort "Fasten" an die Nummer 0179 6 75 90 00 sendet, bekommt von Aschermittwoch an sieben Wochen lang einen täglichen Impuls zu der Aktion aufs Handy gesendet.

SZ: Worum geht es für Sie beim Fasten?

Philipp Stoltz: Es kann beim Fasten um Verzicht gehen, aber nur, um sich noch einmal den Wert einer Sache vor Augen zu halten oder sich auf das Wichtigste zu beschränken. Meiner Meinung nach ist die Idee falsch, man könne sich auf den Verzicht etwas einbilden oder hätte damit etwas gut bei Gott. Gegen diese Vorstellung hat sich damals schon Luther gewehrt. Bei "Sieben Wochen ohne" hat man sich entschieden, den Fokus nicht auf den einfachen Verzicht eines bestimmten Genussmittels zu legen. Es steht eine eher abstrakte Idee dahinter; die Menschen sollen achtsamer mit sich selbst umgehen. Weil viele denken, es ginge bloß um den Verzicht, war unsere Aktion für manche irritierend: Die Menschen meinten, man müsste ja eigentlich mal auf Smartphone oder Whatsapp verzichten und wir machen das Gegenteil - wir hoffen ja, dass viele zum Smartphone greifen.

Was halten Sie an dem diesjährigen Motto für wichtig?

Ich glaube, bei jedem Menschen ist es der Fall, dass man nicht immer jede seiner Seiten zeigt, sondern lieber nur die "Schokoladenseite". Wenn man bei der Arbeit ist, zeigt man eine ganz andere Seite als privat, um sich nicht verletzlich zu machen.

Gehört das nicht auch ein bisschen dazu?

Ja, ich glaube, ein bisschen gehört das dazu, aber es wird dann zum Problem, wenn es zu anstrengend wird oder tatsächlich mal etwas los ist. Wenn es einem schlecht geht oder man Sorgen hat und die nicht zeigt, weil man meint, das seiner Umwelt nicht zumuten zu können. In so einer Situation ist es wichtig, dass man das zeigt, damit man sich austauschen kann und vielleicht getröstet wird.

Was für Nachrichten verschicken Sie?

Wir haben ein durchlaufendes Wochenkonzept und verschicken unterschiedliche Arten von Impulsen: Jeden Freitag zum Beispiel machen wir eine Umfrage zu dem Thema und werten die Antworten aus. Jeden Sonntag verschicken wir einen passendes Lied - meistens per Youtube-Link. Samstags gibt es tatsächliche Tipps für das Leben. Und dann haben wir Impulse, auf welche die Teilnehmer antworten können.

Sie machen auch Umfragen. Das heißt, man ist nicht nur passiv dabei, sondern steht auch mit Ihnen im Kontakt?

Das wollten wir bei der Aktion unbedingt, weil ich denke, dass die beidseitige Kommunikation auch zu Whatsapp dazu gehört. Letztes Jahr hat mir eine Frau ein Foto geschickt, wie sie eins meiner Zitate am Arbeitsplatz aufgehängt hat. Über so etwas freue ich mich natürlich sehr. Und das geht natürlich nur bei einer Aktion, die man mit Whatsapp macht. Wir freuen uns, wenn kleine Chats entstehen und vielleicht auch Kontakte mit Menschen, die gar nicht so viel mit der Kirche zu tun haben. Vielleicht können wir so auch Schwellen abbauen.

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