Medienkompetenz:Schule des Sehens

Medienkompetenz: Im "Comic Camp" lernen Jugendliche von Profis, eigene Geschichten zu entwickeln. Die Ergebnisse sind im Film, aber auch in einer Ausstellung zu sehen.

Im "Comic Camp" lernen Jugendliche von Profis, eigene Geschichten zu entwickeln. Die Ergebnisse sind im Film, aber auch in einer Ausstellung zu sehen.

(Foto: Martin Friedrich/Dok.Education)

Bei "Dok.Education" diskutieren Kinder und Jugendliche im Gasteig über die Inhalte und Stilmittel von Filmen.

Von Barbara Hordych

Mit welchen Gestaltungsmitteln macht ein Dokumentarfilm seine Geschichte spannend? Das zeigt Maya Reichert, Leiterin des Education-Programms beim Dokumentarfilmfestival und selbst Filmemacherin, mit ihrem Team anhand von Kurzfilmen, die die Zuschauer mit auf eine Reise in die unterschiedlichsten Lebensrealitäten von Kindern rund um den Globus nehmen. In der moderierten Familienmatinee am 7. Mai führen die Dokumentarfilme nach Jordanien, in die Mongolei und in die Niederlande.

The boy on the bicycle begleitet den jungen Ahmed in Jordaniens größtes Flüchtlingscamp. Dort lebt er seit seiner Flucht aus Syrien, zusammen mit 80 000 anderen Menschen. "Dieses Camp ist wie eine eigene Stadt", erzählt Maya Reichert. "Dabei ist der Film aber keine Reportage über die Kinder, die dort leben, sondern er schildert das Camp aus ihrer Sicht, teilweise haben sie die Kamera auch selber in der Hand gehabt". Sie selber habe zwölfjährige Zwillinge. "Wenn die mich fragen, wie und wo leben denn diese Flüchtlinge, von denen überall die Rede ist, dann kann ich ihnen jetzt diesen Film zeigen", so Reichert. Besonders beeindruckt habe sie persönlich, wie optimistisch und hoffnungsvoll Kinder wie Ahmed seien, die unter schwierigen Bedingungen im Camp lebten.

In My Father wiederum ist die neunjährige Marit in den Niederlanden mit einem dementen Vater konfrontiert. "Obwohl er sie teilweise gar nicht mehr erkennt, zeigt sie, dass sie noch mit ihm lachen und Spaß haben kann", sagt Maya Reichert. Ausgewählt habe sie den Film, weil er das Thema Demenz nicht pädagogisierend behandele, sondern den ganz natürlich Umgang mit dem geliebten Vater aus der Sicht des Mädchens schildere, "teilweise hat sie die Kamera auch selber geführt", sagt Reichert.

Wie Medienpädagogen mit den Kindern und Jugendlichen in den Schulklassenprogrammen arbeiten, zeigen zwei offene Nachmittagsworkshops der Dokumentarfilmschule: Am 5. Mai wird am Beispiel des bereits erwähnten Dokumentarfilms The Boy on the bicycle über die Machart und die Hintergründe des Films gesprochen. Am 12. Mai zeigt dann der halbstündige Film Kayayo die achtjährige Bamunu in Ghana bei ihrer Arbeit auf einem Gemüsemarkt, mit der sie ihre Familie unterstützt.

"Natürlich führt sie ein komplett anderes Leben als unsere Grundschulkinder in Bayern", so Reichert. Deshalb haben die Zuschauer im anschließenden Filmgespräch die Gelegenheit, viel Wissenswertes zu Bamunus Leben zu erfahren. "Alle Themen und Aspekte werden moderiert und aufgefangen, wir sprechen über den Inhalt, aber auch über den Einsatz der künstlerischen Gestaltungsmittel", erklärt Maya Reichert. Ziel sei es, die jungen Zuschauer dazu zu befähigen, "Filme lesen zu lernen".

"Wir sind sehr froh darüber, dass wir mittlerweile mit dem Dokumentarfilm auch in den Schulen angekommen sind. Wer einmal bei unseren Workshops war, kommt wieder", sagt Reichert. Jährlich beteiligten sich bereits 3 000 Schüler an dem Education-Programm, obwohl nur in Gruppen von maximal 50 Schülern pro Workshop gearbeitet würde. "Das ist natürlich eine komplett andere Aufbereitung, als wenn ich einfach 400 Schüler in einen Kinosaal setze, Film gucken lasse und wieder nach Hause schicke".

Spannung verspricht auch die Filmpremiere von Zwischen den Bildern am 13. Mai. Der Filmemacher Martin Friedrich begleitete die Illustratoren Barbara Yelin aus München und Aike Arndt aus Berlin bei einem "Comic Camp" des Kreisjugendrings, in dem die Teilnehmer eigene Geschichten entwickelten. Die Werke sind zusätzlich in der Stadtbibliothek ausgestellt, wo die Besucher im Anschluss an die Premiere an interaktiven Mal-Stationen auch selbst kreativ werden können.

Familienkino, 6 J., So., 7. Mai, 11 Uhr; Dokumentarfilmschule, 6 J., Fr. 5. und Fr., 12. Mai, 15 Uhr. Comic-Camp, Filmpremiere und interaktive Ausstellung, Sa., 13. Mai, 14.30-18.30 Uhr. Gasteig, Carl-Amery-Saal, Rosenheimer Str. 5, t 51 39 97 88

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