McGraw-Gelände:Bagger am Graben

Der Freistaat will noch dieses Jahr mit den Arbeiten beginnen und die ehemalige "University of Maryland" zu Wohnungen umbauen. Für ein größeres Planungsgebiet im östlichen Teil des Areals hat der Stadtrat am Mittwoch einen Architektenwettbewerb beschlossen

Von Hubert Grundner und Alfred Dürr

Den Wunsch nach Wohnungen gibt es schon lange. Nach dem Abzug der US-Armee aus München im Jahr 1992 wurden schnell Forderungen laut, auf dem Gelände der McGraw-Kaserne in Obergiesing so viele Wohnungen wie nur irgendmöglich zu bauen. Seitdem ist mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen - und geschehen ist nichts. Doch jetzt geht es mit der Umstrukturierung voran: Am besten noch vor dem Jahreswechsel will die bayerische Wohnungsbaugesellschaft für Staatsbedienstete (Stadibau) mit dem Umbau der ehemaligen Universtity of Maryland an der Ecke von Soyerhof- und Peter-Auzinger-Straße beginnen. In dem aktuell abgeriegelten und stillgelegten Gebäude sollen 146 Wohnungen entstehen. Die entsprechenden Pläne stellten Vertreter der Stadibau bei einem Ortstermin am 30. Mai vor. Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), die Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses, sowie der Vorsitzende des Unterausschusses Bau, Volker Zimmer (CSU), informierten am Dienstagabend die Öffentlichkeit darüber.

Gelände der McGraw-Kaserne, aktuelles Planungsgebiet, das neu bebaut werden soll.

Tiefer Einschnitt: 1970 wurde mit dem Bau des McGraw-Grabens auf dem Kasernengelände begonnen.

(Foto: Florian Peljak)

Dass der Beginn der Bauarbeiten relativ schnell nach der Grundsatzentscheidung der Staatsregierung, auf dem rund 110 000 Quadratmeter großen früheren Kasernengelände günstige Unterkünfte zu schaffen, beginnen kann, liegt daran, dass im Bestand gearbeitet werden kann. Das Äußere der einstigen Universität wird dabei nicht verändert, deshalb ist kein zeitaufwendiges Bebauungsplanverfahren notwendig. Die Stadibau ist gerade dabei, die Baugenehmigung zu beantragen.

Auf ähnliche Weise könnte man offenbar auch bei der sogenannten Halle 19 vorgehen. Derzeit wird das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hauptsächlich für Unterhalt und Wartung des Fuhrparks des Münchner Polizeipräsidiums genutzt. Hier wie auch auf dem übrigen östlichen Teil des McGraw-Areals Wohnungen zu errichten und die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben, ist erklärtes Ziel der Staatsregierung. Entsprechende Gespräche mit der Landeshauptstadt München zur Vorbereitung eines Architektenwettbewerbs würden bereits geführt, hieß es im Mai in einer Kabinettssitzung.

Gelände der McGraw-Kaserne, aktuelles Planungsgebiet, das neu bebaut werden soll.

Die Halle 19 soll nun überplant werden.

(Foto: Florian Peljak)

Zudem beauftragte der Ministerrat das Bauministerium, über erste Ergebnisse im September zu berichten und auch eine Überdeckelung des McGraw-Grabens zu prüfen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seine Kabinettskollegen hoffen jedenfalls, in der einstigen Kaserne der amerikanischen Besatzungstruppen ein neues Stadtquartier mit bis zu 1000 Wohnungen und Wohnheimplätzen für niedrigere Einkommensgruppen wie beispielsweise Pfleger, Erzieher und Polizisten zu realisieren. Mit eingeplant werden auch Einzelhandelsbetriebe zur Nahversorgung und Kindertagesstätten.

Gelände der McGraw-Kaserne, aktuelles Planungsgebiet, das neu bebaut werden soll.

Die Fläche südlich von Halle 19 wird vermutlich bebaut.

(Foto: Florian Peljak)

Die Münchner Stadträte nahmen am Mittwoch eine weitere wichtige Weichenstellung zur Konversion des Geländes vor: Der Planungsausschuss will durch einen städtebaulichen Wettbewerb klären lassen, wie das Areal zwischen der Tegernseer Landstraße (McGraw-Graben), der Stadelheimer Straße und der Warthofstraße gestaltet werden kann. Die drei Wohngebäude und zwei Gewerbeeinheiten entlang des McGraw-Grabens sollen erhalten blieben, alle anderen Bauten auf dem Areal kommen weg.

Für die denkmalgeschützte Halle 19 soll das bayerische Bauministerium in Zusammenarbeit mit der Stadt nun auch ein Planungskonzept für neue Wohnungen entwickeln. Dabei muss geklärt werden, wie weit man in die bauliche Substanz eingreifen kann. Außerdem müssen für die Polizei Ausweichquartiere geschaffen werden.

Im aktuellen Beschluss zum Architektenwettbewerb und zur Neugestaltung des gesamten Areals ist eine mögliche Überdeckelung der tiefergelegten Tegernseer Landstraße bisher kein Thema. Anfang des Jahres hatten die CSU-Stadträte Manuel Pretzl und Reinhold Babor beantragt, im Zusammenhang mit einer Wohnbau-Entwicklung auf beiden Seiten der Tegernseer Landstraße solle auch die Überdeckelung des McGraw-Grabens vorbereitet werden. Das Planungsreferat will in Abstimmung mit dem Baureferat noch im Sommer dem Stadtrat einen Beschlussentwurf vorlegen, in dem die Verwaltung die notwendigen Untersuchungen aufzeigen will.

Durch eine Überdeckelung würden nicht nur städtebauliche Wunden geheilt, man könne dann auch deutlich mehr Wohnungen bauen, sagte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl in der Debatte im Stadtrat. Deswegen sei dieses Projekt jetzt mit Nachdruck zu verfolgen, forderte er. Die Teilnehmer des Architektenwettbewerbs sollten die Deckelsituation bei ihren Entwürfen berücksichtigen, sagte Herbert Danner (Grüne). Dabei müsse man überlegen, ob man nicht attraktive Grün- und Freiflächen darauf anlegen könne. Michael Mattar (FDP) sagte, solche Grünflächen ermöglichten eine dichtere Wohnbebauung auf den angrenzenden Flächen. Die Giesinger Lokalpolitiker fordern vehement, den Graben wegen seiner starken Verkehrsbelastung zu einem Tunnel umzubauen.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk verwies darauf, dass die Überbauung des McGraw-Grabens ein aufwendiges Ingenieurprojekt sei. Merk und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) betonten, man müsse zunächst das neue Wohngebiet auf der Teilfläche östlich der Tegernseer Landstraße auf den Weg bringen.

Vordringlich ist jetzt auch die Frage zu klären, wie es mit der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in der Südostecke des Areals weitergeht. Die Regierung von Oberbayern führt mit dem Staatlichen Bauamt München I sowie mit der Stadibau derzeit Gespräche darüber, wie lange die Container an der Stelle bleiben können. Planungssicherheit hat hingegen das staatliche Bauamt München I an der Peter-Auzinger-Straße. Den rund 200 Mitarbeitern droht kein Umzug: "Wir sind vollkommen außen vor", sagt Behördenleiter Daniel Oden.

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