Maxvorstadt:Warten auf das korrigierte Modifizierte

Die Stadt kommt bei der Einführung des Zweirichtungs-Verkehrs im Pinakotheken-Viertel nicht so recht voran

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Manchmal kommt es vor, dass ein Behördenbegriff zum geläufigen Wortschatz der Bürgerschaft wird, mag er sich noch so abstrus anhören. Das liegt oft daran, dass sich hinter behördlichen Wortungetümen wie "Straßenausbaubeitragssatzung" ein Eingriff in die Lebensumstände verbirgt, in diesem Fall der Eingriff ins Privatvermögen, mit dem man die öffentlichen Straßen mitbezahlen soll. In und um das Museumsquartier hat es "Modifizierte Alternative 5" in den Sprachgebrauch der Bevölkerung geschafft. Es bezeichnet die lange herbeigewünschte Neuregelung des Verkehrs im Pinakotheken-Viertel, die allerdings beinahe ebenso lange auf sich warten lässt: die Aufhebung der Einbahnregelung in Abschnitten der Gabelsberger-, Theresien- und Türkenstraße und die Einführung des Zweirichtungsverkehrs.

Der Name des Verkehrsprojekts entstand aus einer Varianten-Debatte in den Siebzigerjahren; 1980 wurde das Ganze schon einmal grundsätzlich beschlossen, verschwand dann aber in der Schublade - aus der die "Alternative 5" 2015 plötzlich wieder herausgeholt und vom Stadtrat beschlossen wurde. Allein, seitdem rührt sich nichts. "Um die Modifizierte Alternative 5 ist es erstaunlich ruhig geworden", wundert sich der örtliche Bezirksausschuss jetzt in einem von der SPD formulierten Antrag. Die Stadt, so fordert das Gremium, soll darlegen, "wie weit die Planungen zwischenzeitlich fortgeschritten sind". Alle Bürgervertreter stimmten zu, hoben aber zur Abstimmung nahezu resigniert die Arme. Die "Modifizierte Alternative 5", ein Beschluss für den Richtungswechsel, er dürfte für die Lokalpolitiker inzwischen auch als geflügeltes Wort für den Stillstand stehen. "Alle zwei Jahre kann man ja mal nachfragen; ich bin gespannt, wie die Antwort diesmal ausfällt", sagte BA-Vorsitzender Christian Krimpmann (CSU).

Seine Parteikollegen im Rathaus haben das Projekt, dem ein Top-Platz auf der Rangliste der am längsten bebrüteten Verkehrsprojekte der Stadt sicher ist, nicht vergessen. Die Christsozialen waren dagegen, weil durch die Neuregelung gut 90 Parkplätze wegfallen sollen. Thomas Schmid, Reinhold Babor und Hans Theiss fordern jetzt per Antrag, die Stadt möge die Einrichtung einer Tiefgarage im Umfeld der Pinakothek der Moderne prüfen und ein Konzept erarbeiten, welches auch Stellplätze mit Ladestationen für Elektroautos beinhaltet. Die Behörde hat jetzt also keine Alternative, sie muss sich noch eine Variante ausdenken. Womöglich bekommt die Öffentlichkeit, wenn sich in zwei Jahren der Bezirksausschuss erneut nach dem Stand der Dinge erkundigt, eine "Korrigierte Modifizierte Alternative 5" präsentiert.

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