Maxvorstadt:So könnten die Wiesen vor den Pinakotheken aussehen

Maxvorstadt: Zusammenhängender und grüner sollen die Flächen um die Münchner Museen werden.

Zusammenhängender und grüner sollen die Flächen um die Münchner Museen werden.

  • Unzusammenhängend und von Straßen durchpflügt ist das Münchner Museumsquartier. Das soll sich nun ändern.
  • In einer Sitzung des Bezirksausschusses in der Maxvorstadt stellten Ludwig Spaenle und der verantwortliche Architekt einen "Masterplan" vor.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Kommt die Rede auf das Münchner Kunstareal, vergisst der bayerische Kunstminister zumeist nicht, auf die globale Tragweite hinzuweisen. Ludwig Spaenle (CSU) spricht dann oft vom "weltgrößten Museumsquartier" oder, etwas nuancierter, von "einem der bedeutendsten Museumsquartiere der Welt", wie er es am Dienstagabend in der Sitzung des Bezirksausschusses Maxvorstadt formulierte.

Er schaute dabei in erwartungsvolle Gesichter, denn die anwesenden Politiker und Besucher haben rühmende Reden über das Gebiet rund um die Pinakotheken schon oft gehört - doch das Gebiet mit den verstreuten Museen und Sammlungen ist bisher nicht als konsistentes Areal erkennbar. Doch an diesem Abend hat der Minister Ralf Günter Voss vom Züricher Landschaftsarchitekturbüro Vogt mitgebracht, der ein Konzept, wie das Zusammenwachsen des Quartiers gehen könnte, präsentieren wird: den "Masterplan Freiflächengestaltung Kunstareal München".

Das Strategiepapier haben all jene, die sich mit der zerklüfteten Struktur des Stadtraums zwischen Heß-, Türken-, Karl- und Richard-Wagner-Straße schon lange befassen, mit Spannung erwartet. Wie große Monolithen stehen am Rande der Innenstadt 16 Museen, sieben Hochschulen und zwölf bedeutende Kulturinstitutionen, dazwischen erstrecken sich große Wiesenflächen, die von Verkehrsachsen durchpflügt werden. Die Idee von einer topografisch verwobenen Kunst-Liga wie in Berlin, Paris oder Wien existiert schon seit den Neunzigerjahren, doch erst seit 2009 gibt es eine Projektvereinbarung zwischen der Stadt und dem Freistaat. An Ideen und Konzepten mangelt es nicht: Es fanden eine Reihe von Entwurfsseminaren und Workshops, Experten-Hearings in Landtag und Stadtrat sowie ein Bürgergutachten mit Evaluierungsveranstaltungen statt. Zuletzt erschien auch ein Buch zum Kunstareal.

Der "Masterplan Freiflächengestaltung" soll ein Konzept sein, "das sich sehr gründlich und grundsätzlich mit dem Kunstareal beschäftigt, ein erster Schritt, um es mit einer Identität zu versehen", wie Spaenle sagte. Allein, in der Realität bewegt sich zunächst nichts: Dem federführenden, international tätigen Landschaftsarchitekturbüro Vogt hatte das Staatliche Bauamt nur aufgetragen, den Bestand zu analysieren und Strategien zu entwickeln - Vorschläge und Leitlinien, um dem Kultur-Sammelsurium ein Kollektiv-Gepräge zu geben. Die Leitidee des Konzepts: Die einzelnen Institutionen, die Museen und Kultureinrichtungen, sollen autark bleiben wie die Komponenten eines Konglomeratgesteins, bei dem die Steine durch Sediment-Kitt zusammengehalten werden. "Der Masterplan soll diesen Kitt stärken", sagte Architekt Voss.

Die Architekten schlagen einen autofreien "Kunst-Boulevard" vor

Als einen wichtigen Kleister für das Quartier sieht er zunächst die Grünflächen und den Baumbestand. Den landschaftlichen Charakter als Besonderheit des Kunstareals gelte es zu "qualifizieren", indem mit kontinuierlichen Baumpflanzungen eine neue Baumgeneration herangezogen wird. Das Konzept wirbt jedoch vor allem dafür, als wahrnehmbares Bindemittel das Areal mit einer gemeinsamen Ausstattung sichtbar zu machen: einheitliche Pflaster- und Plattenbeläge auf Plätzen und Wegen; nicht ein gutes Dutzend, sondern nur ein einziges Modell für die Straßenlaternen sowie durchgängig gleiche Mülleimer, Fahrradständer, Blumenpflanzungen und Sitzbänke; zudem wird eine vereinheitlichte Kennzeichnung der einzelnen Häuser als nötig angesehen.

Als ein Haupthindernis auf dem Weg zu einer topografischen Vernetzung haben Voss und Kollegen - wie schon Experten vor ihnen - das fehlende Zentrum im Kunstareal identifiziert: Die Straßen im Quartier trennen mehr als sie verbinden. Die Architekten legen den Verantwortlichen deshalb die - schon seit Jahren immer wieder kursierende - Idee eines autofreien "Kunst-Boulevards" auf der Arcisstraße oder Barer Straße ans Herz. "Das könnte das verbindende Element sehr stark stärken", zeigte sich Voss in seinem Vortrag überzeugt. Ferner rät sein Konzept dazu, zwischen Neuer Pinakothek und Karolinenplatz an der Arcis- und Barer Straße eine Reihe von Querungshilfen einzurichten, um die "trennende Wirkung der omnipräsenten Straßen zu minimieren", wie es in dem Papier heißt.

Ob dies alles auch so kommt, ist allerdings offen. Wie und an welchen Stellen welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, muss nach Ansicht der Autoren in "Vertiefungsbereichen" untersucht werden. Grobe Überlegungen dazu haben sie nur für das Umfeld der Pinakothek der Moderne angestellt. Ohnehin heißt es als Fazit in dem Papier: Die Maßnahmen sollen "als Initialzündungen das Bewusstsein für das Kunstareal (...) in der Bevölkerung stärken, um den Weg für eine Umsetzung zu ebnen und deren Akzeptanz zu steigern".

Staatsminister Spaenle gab sich in der Sitzung zuversichtlich, dass nun mit dem Masterplan das Kunstareal zusammen mit der Stadt und der Bürgerschaft weiterentwickelt werden könne. Man müsse nun "weiter darüber nachdenken und hirnen", sagte er, auch was die Finanzierung betreffe. Sein Parteifreund, der Bezirksausschuss-Vorsitzende Christian Krimpmann, sonst um sarkastische Bemerkungen zu dem schier endlosen Kunstareal-Prozess nicht verlegen, kommentierte: "Ich glaube, das Ding ist auf dem Weg, wir können jetzt anpacken."

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