Maxvorstadt:Schwierige Standortsuche

Maxvorstadt: Die Bänke zum Schmökern stehen schon: Am Rudi-Hierl-Platz sollen die Maxvorstädter bald ihren ersten Bücherschrank bekommen.

Die Bänke zum Schmökern stehen schon: Am Rudi-Hierl-Platz sollen die Maxvorstädter bald ihren ersten Bücherschrank bekommen.

(Foto: Robert Haas)

In der Maxvorstadt läuft der dritte Versuch an, einen öffentlichen Bücherschrank einzurichten. Nach dem Josephsplatz und dem Georg-Elser-Platz ist jetzt der Rudi-Hierl-Platz im Gespräch

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Nach zwei gescheiterten Versuchen in den vergangenen Jahren läuft in der Maxvorstadt jetzt erneut eine Initiative an, im Stadtviertel einen öffentlichen Bücherschrank zu etablieren. Nach Josephsplatz und Georg-Elser-Platz soll der gläserne Kasten jetzt am Rudi-Hierl-Platz platziert werden, im spitzen Winkel des dreieckigen Gefüges zwischen Dachauer Straße und dem Beginn der Schleißheimer Straße. "Es gibt gerade eine Bücherschrank-Aufbruchsstimmung in München", sagt Andreas Bieberbach, Vorstandsmitglied im SPD-Ortsverein Maxvorstadt und treibende Kraft der neuen Lektüretausch-Offensive. Nach seinen Worten soll der dann erste Bücherschrank in der Maxvorstadt bereits Ende Juli eröffnet werden.

Dabei geht der Trend in manchen Stadtvierteln bereits zum Zweit- beziehungsweise Dritt-Bücherschrank. Die gläsernen Kästen kommen bei den Bürgern sehr gut an. Es sind dies öffentlich zugängliche, verglaste Möbel mit Regalen, in die jedermann seine gelesenen Bücher hineinstellen und andere mitnehmen kann - unkomplizierte Tauschbörsen, die seit Dezember 2013 einen regelrechten Boom in der Stadt erleben. Damals wurde in Schwabing-West der erste Bücherschrank Münchens vor dem Nordbad im Stadtbezirk Schwabing-West aufgestellt. Der Pionier unter den öffentlichen Bücher-Bedientheken wurde schnell sehr bekannt, bis zu 100 Bücher täglich wechseln dort angeblich den Besitzer. Es folgten schnell weitere Schmökerkästen, in Pasing, Thalkirchen, Bogenhausen - während Schwabing-West seine Pionierstellung weiter behauptet: Dort gibt es inzwischen bereits an drei Stellen kostenlose Bücher-Spinde.

In der Maxvorstadt waren zwei Anläufe gescheitert. Zunächst hatte der Bezirksausschuss (BA) den Josephsplatz als geeigneten Standort identifiziert; doch die Betreiberin einer Buchhandlung beschwerte sich. Sie befürchtet Umsatzeinbußen mit dem kostenlosen Lektüreangebot unweit ihres Ladens. Das Lokalgremium beherzigte das und schlug den Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße vor. "Doch das ging aus Platzgründen nicht", sagt Andreas Bieberbach, der für den BA als Rechtsextremismus-Beauftragter fungiert und die neueste Initiative für einen der Spinde mit Gratis-Lesestoff anführt. "Wir sind fest entschlossen, es durchzuziehen."

Die Idee kam nach seinen Worten beim Jahresempfang des SPD-Ortsvereins Maxvorstadt auf, als man mit Besuchern ins Gespräch über die erfolgreichen Bücherschränke in der Stadt gekommen sei. Noch am Abend sei der Entschluss gefasst worden, das Projekt durchzuziehen, berichtet Bieberbach. Insgesamt neun SPD-Mitglieder, darunter drei Vorstände des Ortsvereins und der ehemalige Bezirksausschuss-Vorsitzende Oskar Holl bilden das Projekt-Komitee. Auch sie profitieren, wie alle anderen Bücherschrank-Aufsteller, von den Erfahrungen der allerersten Schwabinger Initiative. Die hat inzwischen sogar einen Leitfaden erstellt: Demnach muss der Eigentümer des Schranks ein bestehender oder ein eben dafür zu gründender Verein sein, der auch über eine entsprechende Haftpflichtversicherung verfügt. Laut Bieberbach ist die Vereinsgründung bereits erfolgt. Nun wird dieser für die kommende Sitzung des Bezirksausschusses am Dienstag, 12. Juni (Arcadensaal der BayernLB, Oskar-von-Miller-Ring 3, Beginn: 19.30 Uhr), einen Antrag für einen Zuschuss von 10 000 Euro aus dem Budget des Lokalgremiums stellen.

Wenn die Politiker das Geld bewilligen, läuft sogleich die Prüfung der zuständigen Bezirksinspektion an, die vor allem den Standort mit den städtischen Behörden und der Polizei abstimmt. Bieberbach ist guten Mutes, dass der Rudi-Hierl-Platz sich als geeignet und genehmigungsfähig erweist. Das Verfahren dauert seines Wissens gut vier Wochen, die Lieferzeit des Schranks betrage gut sechs Wochen. "Wenn alles klappt, können wir Ende Juli, Anfang August den Schrank mit einem kleinen Fest einweihen", sagt Bieberbach.

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