Maxvorstadt:Schöner wohnen

Lesezeit: 2 min

Lange Zeit führte der Abschnitt der Türkenstraße zwischen Gabelsbergerstraße und Brienner Straße eher ein Schattendasein. Jetzt sollen zwei Neubauten für eine deutliche Aufwertung sorgen

Von Alfred Dürr, Maxvorstadt

Der Abschnitt der Türkenstraße zwischen Gabelsbergerstraße und Brienner Straße führte in den vergangenen Jahrzehnten eher ein Schattendasein. Geprägt war er vor allem durch in die Jahre gekommene Bürobauten und unscheinbare Wohnhäuser; dominierend sind hier auch die Trakte der Bayerischen Landesbank. Doch nun gibt es in dieser innerstädtischen Randzone große bauliche Veränderungen mit einem völlig neuen Erscheinungsbild.

Wo noch vor zwei Jahren ein unscheinbarer Bürohaus-Block aus den Fünfzigerjahren stand, erhebt sich nun ein modernes Projekt mit zwei aneinander gestellten Komplexen entlang der Türkenstraße und der Prinz-Ludwig-Straße. Der Entwurf stammt vom Münchner Büro Steidle Architekten, Eigentümer des Grundstücks sind der Nürnberger Projektentwickler KIB und der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Einst trug das Gebäude den Namen "Haus des Bayerischen Gastgewerbes". Die neue Büro-Immobilie heißt nun Prinz-Ludwig-Palais. Die Veränderung lässt sich schon am Etikett ablesen.

Protzig oder aufdringlich wirkt der Neubau allerdings nicht. Architekt Johann Spengler hat den Anspruch erfüllt, einen modernen Stadtbaustein in das vorhandene Gefüge einzupassen. Die Architektur will bewusst nicht auf die spektakulären Museumsbauten in der Nachbarschaft reagieren, sondern orientiert sich eher an dem von Sep Ruf entworfenen Wohnhaus an der Ecke Türken-/Theresienstraße. Dies ist ein besonderes Beispiel für gelungene Nachkriegsarchitektur. Der schlanke Baukörper wirkt vor allem durch seine schmalen, elegant proportionierten und raumhohen Fensterelemente. Diese Formensprache lässt sich in ihrer zeitgenössischen Ausprägung auch am Dehoga-Neubau ablesen.

In der Nähe des Münchner Odeonsplatzes entstehen 72 Wohnungen. Das Haus soll schlicht-pompös "Das Ludwig" heißen. Visualisierung: Metropolia (Foto: N/A)

Nun findet eine weitere Aufsehen erregende Entwicklung an der Ecke zur Prinz-Ludwig-Straße statt. Die Münchner Metropolian Firmengruppe hat das der Dehoga gegenüberliegende Bürohaus aus den Siebzigerjahren erworben und will es abreißen. Entstehen soll hier ein Haus mit rund 75 exklusiven Eigentumswohnungen. Da der Name Palais schon an den Nachbarn vergeben ist, soll dieser Neubau schlicht und einfach Ludwig heißen.

Das Ludwig werde die prunkvolle Eleganz klassizistischer Wohnhäuser mit dem Komfort modernster Technik und hochwertigstem Design vereinen, erläutert Metropolian-Chef Stefan Pfender. Vorspringende Fassadenelemente, großzügige, gerundete Loggien an der Ecke zur Prinz-Ludwig-Straße und Vorgärten sollen das noble Erscheinungsbild prägen. Der Entwurf stammt von dem Architekten Joachim Schluchtmann, der auch schon die moderne Neubau-Anlage an der Kaulbachstraße 63 gestaltete.

Ein besonders prägendes Element an der Prinz-Ludwig-Straße sollen die Dachterrassen sein, die teilweise allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung stehen. Der Blick über die Altstadt von dort oben dürfte wirklich spektakulär sein. Das alles hat jedoch auch seinen Preis. Pfender kalkuliert mit Quadratmeterpreisen zwischen zwölf- und zwanzigtausend Euro. Es soll Ein-Zimmer-Appartements mit 37 Quadratmetern Grundfläche geben, viele Zwei-Zimmer-Wohnungen, aber auch großzügige 450-Quadratmeter-Lofts. Anfang kommenden Jahres soll mit dem Abbruch des Bürohauses begonnen werden, 2018 soll der Neubau bezugsfertig sein.

Das Etikett verrät den Anspruch: Das Bürohaus heißt Prinz-Ludwig-Palais. (Foto: Robert Haas)

Die Prinz-Ludwig-Straße ist nach dem späteren König Ludwig III. benannt, der im benachbarten Wittelsbacher Palais wohnte. Der rote Backsteinbau aus dem Jahr 1848 stand auf dem heutigen Areal der Bayerischen Landesbank. Hin zur Brienner Straße befand sich vor dem Gebäude eine kleine Parkanlage. Von 1933 an war das Palais das Hauptquartier der Gestapo, auch das Gefängnis der Geheimen Staatspolizei war hier. Im Krieg wurde der Komplex schwer beschädigt. Erst 1964 wurde er vollständig abgebrochen.

Auf dem Areal des Dehoga-Hauses befand sich der 1895 von dem Architekten Martin Dülfer errichtete Kaim-Saal, der 1905 in Tonhalle umbenannt wurde und eine der ersten Spielstätten der heutigen Münchner Philharmoniker war. 1944 wurde das Gebäude durch Fliegerbomben zerstört.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: