Maxvorstadt:Schmauchen im Smoking

Maxvorstadt: Nach Vorbild eines englischen Herrenclubs pflegen die Münchner Zigarrenraucher um Christian Krimpmann auch den Hang zum Exzentrischen.

Nach Vorbild eines englischen Herrenclubs pflegen die Münchner Zigarrenraucher um Christian Krimpmann auch den Hang zum Exzentrischen.

(Foto: Rumpf)

Christian Krimpmann organisiert den Festakt des "Cigar Clubs Munich"

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Den feinen Unterschied hat der Schriftsteller Michael Ende einmal so formuliert: Eine Zigarette sei wie ein schneller Flirt; eine Zigarre dagegen wie eine anspruchsvolle Geliebte. Ein Rauchwerk also, das man nicht verglühen lässt wie ein frivoles Geplänkel, sondern für das man brennen muss. Und das tun Zigarren-Fans auch bekennendermaßen, schließlich nennen sie sich "Aficionados", was schlicht "Liebhaber" heißt. "Es geht um die Lust des richtigen Genießens", sagt Christian Krimpmann.

Der 38-jährige Polizeihauptkommissar beschreibt damit nicht nur sein eigenes Verhältnis zum rauchumwölkten Vergnügen, sondern formuliert auch den Kernsatz, den sich der "Cigar Club Munich" als Leitmotiv gegeben hat - und dessen Vorsitzender er ist. Die 40 Mitglieder dieses Vereins teilen die Vorliebe des Zigarrenrauchens in Gesellschaft. Und wichtig: In stilvollem Ambiente, nach "Art eines englischen Herrenclubs", wie es Krimpmann beschreibt, der auch Vorsitzender im Bezirksausschuss Maxvorstadt ist. Die Ehefrauen sind nicht immer, aber durchaus häufig mit dabei. Und auch wenn bei einigen von ihnen die Begeisterung für den blauen Dunst nur mäßig ausgeprägt ist, so beschwingt sie ein anderes Grundmotiv des Vereins: die Exzentrik.

Denn die Münchner Aficionados schmauchen ihre Havannas oder Montecristos gerne elegant: Jedes Jahr im September wird der Club-Geburtstag - die Gründung war 2005 - mit einer Art Festakt begangen. Da marschieren dann die Herren im Smoking, die Frauen im Abendkleid auf, jedes Mal an einem anderen Ort in München, etwa auf der Dachterrasse des Bayerischen Hofs oder im Schlosscafé im Nymphenburger Palmenhaus. Krimpmann erzählt, dass mitunter eine große Geburtstagstorte aufgefahren wird, zudem würden "Scherzaktionen" abgehalten. "Der Verlierer muss dann eine besonders ungewöhnliche Zigarre rauchen."

Die Gemeinschaft sei also alles andere als ein bierernster Zigarrenraucher-Stammtisch, versichert Krimpmann. Das Vorbild des englischen Herrenclubs beinhalte auch den britischen Humor, also den Hang zum Absurden und Skurrilen. Der Club stellte etwa schon ein Team beim Münchner Stadtlauf, bei dem die Teilnehmer mit Smokingweste, Fliege und - natürlich - Zigarre durchs Ziel trabten. Unvergessen unter den Mitgliedern ist auch die "Prohibitions-Party" in der Pusser's-Bar an der Falkenturmstraße. Der Anlass war die Einführung des Rauchverbots in Gaststätten. Die Aficionados, not amused über das neue Gesetz, zelebrierten im Gangster-Outfit der Zwanzigerjahre ihren Abschied vom ungezwungenen öffentlichen Tabak-Vergnügen. "Es wird immer schwieriger, eine Location zu finden, wo wir Zigarren rauchen können", klagt Krimpmann. Immerhin: In ihrem Clubraum in der Maxvorstadt können sie noch immer nach Herzenslust paffen.

Denn beiläufig mal eben eine vor der Türe durchziehen - das funktioniert nicht. Manche vergleichen das Geschmackserlebnis mit dem Degustieren eines guten Weins, der nach dem Umspielen des Gaumens wieder ausgespuckt wird. "Man muss sich die Zeit nehmen. Es ist ein anspruchsvoller Genuss", sagt Christian Krimpmann.

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