Maxvorstadt:Reine Werbung

Münchner Adventsspektakel, 2014

Gegen Traditionsveranstaltungen wie den Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf dem Wittelsbacher Platz gibt es keine Einwände.

(Foto: Johannes Simon)

Veranstaltungen wie ein "Twizy"-Treffen haben auf dem Wittelsbacherplatz nichts zu suchen, findet der Bezirksausschuss

Von Johannes Korsche, Maxvorstadt

Rund um das Reiterdenkmal auf dem Wittelsbacherplatz sollen künftig keine Werbeveranstaltungen mehr genehmigt werden. Zumindest, wenn es nach der deutlichen Mehrheit im Maxvorstädter Bezirksausschuss (BA) geht. Die Stadtteilpolitiker verweisen dabei unter anderem auf einen Grundsatzbeschluss des Gremiums, der "Veranstaltungen auf dem Wittelsbacherplatz auf ein absolutes Mindestmaß zu beschränken" versucht. Trotzdem sind alle bisherigen Bemühungen der Bürgervertreter, Werbeveranstaltungen zu verhindern, nicht übermäßig erfolgreich. Unter anderem, weil man sich mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) offenkundig darüber uneins ist, was eine Werbeveranstaltung ist.

Der SPD-Antrag, der "keine Werbeveranstaltungen mehr auf dem Wittelsbacherplatz" fordert, greift ein Dauerthema in der Innenstadt auf. Was erlaubt die Stadt auf ihren öffentlichen zentrumsnahen Plätzen? Das "Bundes-Twizy-Treffen" ist für die Stadtteilpolitiker einmal mehr Beweis: zu viel. "Twizys" sind zweisitzige Elektro-Autos von Renault, die am Samstag, 19. August, auf dem Wittelsbacherplatz präsentiert wurden. Für die BA-Mitglieder ist das eine "Werbeveranstaltung für die Firma Renault", wie sie damals ihre Ablehnung des Aktionstages begründeten. Sie wollten einen "Präzedenzfall", auf den sich andere Firmen berufen könnten, vermeiden, sagt der Gremiumsvorsitzende Christian Krimpmann (CSU). Das KVR erkannte dagegen eine "Informationsveranstaltung" und erlaubte die Präsentation der Elektro-Autos, wie ein Sprecher des Referats mitteilt. Zudem habe sich das Referat für Gesundheit und Umwelt zuvor für die Veranstaltung ausgesprochen. Die Förderung der Elektromobilität begründe ein öffentliches Interesse.

Als einige Stadtteilpolitiker den Wittelsbacherplatz am besagten Tag besuchten, sahen sie sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Zwar seien auch andere Hersteller und Modelle ausgestellt gewesen, doch "zu über 90 Prozent handelte es sich tatsächlich nur um Twizys", heißt es nun in dem aktuellen Antrag. Zudem sei es in den Reden der Veranstalter nur um die Autos des französischen Autoherstellers gegangen. Für Krimpmann keine Überraschung, schließlich "sagt der Titel schon, wie die Veranstaltung sein wird".

Der Vorsitzende hofft für zukünftige Entscheidungen auf die neuen "Richtlinien für Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsgrund", die das KVR eigentlich für diesen Sommer angekündigt hatte. Die neuen Vorgaben teilten das Stadtgebiet in drei Bereiche ein - je näher ein Platz am Stadtzentrum liegt, desto höher sind die Hürden für Veranstaltungen. Durch eine entsprechende Formulierung könnte, hofft Krimpmann, eine "einseitig kommerzielle Nutzung" des Wittelsbacherplatzes explizit ausgeschlossen werden - mit Ausnahme von Traditionsterminen wie dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt oder dem Hamburger Fischmarkt. Derzeit fehlt noch auf das Votum des Stadtrats. Der entscheidet voraussichtlich am kommenden Mittwoch.

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