Maxvorstadt:Lass mich raten, Stau bei Spaten

Maxvorstadt: Anstellen zum Bierholen: wartende Lkw bei Spaten auf der Marsstraße.

Anstellen zum Bierholen: wartende Lkw bei Spaten auf der Marsstraße.

(Foto: Rumpf)

Immer wieder macht das Gerücht vom Umzug der Brauerei nach Langwied die Runde, aber das Unternehmen dementiert

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Dass München eine Bierstadt ist, das registriert alle Welt jedes Jahr zum Wiesn-Trubel. In der Nicht-Wiesn-Zeit wird die international strahlende Bierkultur durch eine regelmäßige Lastwagen-Schlange auf der Marsstraße deutlich: Vor der Spaten-Brauerei stauen sich die Getränke-Lkw, um die Flaschen in alle Welt zu schippern. Manchmal stockt die Logistik, wie zuletzt, als überwiegend Sattelschlepper bis weit hinter den Circus Krone standen. Die Polizei sieht kein Problem, da "die Lkw-Ansammlung" nur sporadisch auftrete, wie ein Sprecher mitteilt, es bestehe "kein Handlungsbedarf". Das Planungsreferat hat der örtlichen Politik nun erneut ein Schreiben mit ähnlichem Fazit geschickt. Allerdings geht es nicht um den Brummi-Auflauf, sondern um das Gebiet rings um Spaten - und die Brauerei selbst.

So sporadisch, wie es zu den Bier-Laster-Kolonnen kommt, so macht auch immer wieder das Gerücht die Runde, der Mutterkonzern Anheuser-Busch InBev wolle den Brauerei-Betrieb nach Langwied verlegen. Das Unternehmen dementiert immer wieder, währenddessen der örtliche Bezirksausschuss einen dringenden Wunsch an die Stadt sendet: Das Planungsreferat möge für das Gebiet zwischen Seidl-, Pappenheim, Karl- und Marsstraße ein Konzept für Wohnbebauung erstellen und ein Bebauungsplanverfahren vorbereiten. So geschehen im November 2013 - und jetzt wieder. Die Behörde hat dem jetzt abermals eine Absage erteilt. Sie lässt aber durchblicken, dass sie diesem Gedanken durchaus aufgeschlossen gegenüber steht.

Denn wegen des immensen Zuzugdrucks gilt es, jede mögliche Fläche zu prüfen. Noch vor der Sommerpause hat der Stadtrat die Zielvorgabe für pro Jahr neu zu schaffende Wohnungen von 7000 auf 8500 hochgesetzt. Das innenstadtnahe Gebiet um die Spaten-Brauerei hat die Behörde dabei schon länger auf dem Schirm, wie Baudirektor Andreas Uhmann nahelegt: "Entwicklungspotenzial ist aber nur möglich, wenn die Brauerei wegzieht."

Doch das will sie nicht. Ein Unternehmenssprecher betont: Spaten bleibe auf dem Gelände, es gebe keine Umzugspläne. Damit fällt die Umplanung flach - obwohl es in Karl- und Denisstraße derzeit einige Leerstände gibt. Laut Planungsreferat ist ein Großteil des Gebietes zwischen Karl- und Marsstraße im Flächennutzungsplan als Industriegebiet ausgewiesen, im östlichen Bereich als Kerngebiet; dazu sei eine Vielzahl der Grundstücke im gesamtstädtischen Gewerbeflächenentwicklungsprogramm als "A-Fläche" festgesetzt, also ausdrücklich für klassisches Gewerbe reserviert. "Ein Industriebetrieb hat Schutzbedarf, etwa was die Lärmbelastung betrifft", sagt Andreas Uhmann. Umgekehrt gelte dies aber auch für neue Wohngebäude. Deshalb und auch wegen der kompakten Gewerbegebietsstruktur sei schon die Etablierung von einzelnen Wohnhäusern in "Insellage" nicht möglich. "Spaten genießt Bestandsschutz. Und es ist nicht zulässig, einen etablierten Betrieb durch entsprechende Bebauung zu gefährden."

Dennoch: Für den Fall, dass die Brauerei sich von dem Standort verabschieden sollte, sind Uhmann und Kollegen bereit, mit Wohnungsbau-Plankonzepten loszulegen. Die Frage ist freilich, was der Grundeigentümer, der ehemalige Brauereichef Jobst Kayser-Eichberg, dann mit dem Areal vorhat. Doch sollte er "entwicklungswillig" für ein Wohnquartier sein, so Andreas Uhmann, dann stünde einem Bebauungsplan nur noch der Stadtrat im Wege. Denn der müsse nach seinen Worten einer solchen Flächenkonversion dann erst einmal zustimmen.

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