Maxvorstadt:Im Hinterhof die Heyse-Villa

Paul Heyse Villa  in München, 2013

Noch ein Schmuckstück: die 1830 erbaute Heyse-Villa an der Luisenstraße.

(Foto: Catherina Hess)

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt lehnt die Pläne für einen Neubau im Vorgarten des Anwesens mehrheitlich ab

Von Renate Winkler-Schlang, Maxvorstadt

Wieder einmal ist die Villa des Schriftstellers, Dramatikers und Übersetzers Paul Heyse(† 2. April 1914 in München) an der Luisenstraße, eines der letzten Beispiele für die Städtebaupolitik Ludwigs I. in der Maxvorstadt, in Gefahr: Zwar will der Eigentümer, der Münchner Architekt Carlos Graf Maltzan, das denkmalgeschützte Haus selbst bei seinen aktuellen Bauplänen nicht antasten, wohl aber den kleinen schmalen Anbau, der sich von der nordwestlichen Ecke des Hauses zur Straße vorzieht und den Vorgarten auf dieser Seite baulich fasst.

Der Anbau, in dem sich eine Weinhandlung befindet, müsste nach den neuen Plänen der Tiefgarageneinfahrt eines neuen Wohnhauses weichen, das in der anderen Ecke des Gartens realisieren werden soll - direkt an der Straße und genau auf der Grundstücksgrenze zur Grünfläche des Freistaates auf der Rückseite der Glyptothek. Der Feriensenat des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt wandte sich mit großer Mehrheit gegen diese Bauvoranfrage - und hofft, dass der Plan auch bei Stadtbaurätin Elisabeth Merk keine Chance hat.

Vertreter der Bürgerinitiative, die vor drei Jahren 6500 Unterschriften für den Erhalt der 1830 erbauten Villa gesammelt hatte, und ein Mieter einer der Wohnungen der Villa waren eigens zu der Sitzung gekommen und beugten sich mit den Lokalpolitikern über die Pläne, die Britta Gürtler (CSU) dem Gremium vorstellte - laut ihrer Aussage "Variante Nummer acht"; allerdings erst eine Bauvoranfrage, mit der ausgelotet werden soll, was auf dem Grundstück möglich ist. Gürtler erklärte, dass nur die hintere Hälfte des Anbaus historisch sei, jedoch das ganze Anwesen unter Denkmalschutz stehe, auch die nach dem Krieg angefügten Gebäudeteile. Diese gelten inzwischen als Beispiele für gelungenen Wiederaufbau.

Das geplante Haus - mit einer Grundfläche von 14,59 auf 19 Meter, zwei Stockwerke plus ausgebautem Dach mit fünf Wohneinheiten und Tiefgarage mit zwölf Plätzen - würde zwar auf den heute in diesem Bereich vorhandenen fünf Parkplätzen gebaut. Doch der schöne Baumbestand im Vorgarten, darunter ein alter Götterbaum, wäre dann nicht zu erhalten und die Fläche kahl, bemängelte der Bezirksausschuss. Sogar Bäume auf dem Nachbargrundstück müssten gefällt werden. Der Blick auf die historische Villa wäre dann zudem laut Bezirksausschuss "sowas von verstellt, die Villa verkäme zum Hinterhaus". Zwischen den Zeilen machte vor allem Gerhard Mittag (CSU) klar, dass er sich vor Salamitaktik fürchte nach dem Motto "Erst der Anbau und dann doch die ganze Villa". Zudem wäre der Abstand von Neubau zu Villa doch arg gering, hieß es im Gremium. Lediglich Karin Hiersemenzel (FDP) erklärte, ihr sei die Informationslage für eine Ablehnung im Moment zu dünn. Alle anderen wandten sich gegen den Entwurf.

Gürtler berichtete, sie habe den Eigentümer gebeten, die Paul-Heyse-Villa beim Tag des offenen Denkmals im Herbst zugänglich zu machen - was er abgelehnt habe. Gleichzeitig aber habe er sie eingeladen, das Haus zu besichtigen. Bei dem Termin habe sie den Eindruck gewonnen, dass in Sachen Paul-Heyse-Villa jeder mit jedem uneins sei, auch die verschiedenen Denkmalschutzbehörden von Stadt und Land. Helfen könne allenfalls ein runder Tisch, so ihre Meinung. Am liebsten wäre ihr selbst langfristig eine öffentliche Nutzung des Kleinods.

Die Bürger zeigten sich zufrieden mit dem Ausgang der Sitzung. Hier gehe es weniger um das Andenken an einen Dichter, "den keiner mehr kennt", als vielmehr um ein Zeugnis der Architektur des 19. Jahrhunderts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: