Maxvorstadt:Baum-Sterben

Lesezeit: 2 min

Der Plan, die stolze Pappelallee entlang der Leopoldstraße bis zur Universität fortzuführen, ist vom Tisch. Jetzt soll das Baureferat die "Platzoffensive Siegestor" neu interpretieren - und das kostet Zeit

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Der Plan klang wie ein Paukenschlag für die Neuinterpretation einer bedeutenden Stelle im Stadtraum: Das Baureferat wollte mit der "Platzoffensive Siegestor" die öde Betonwüste um den Triumphbogen zu einem Boulevard umgestalten. Der Clou dabei: Die hohe Pappelallee an der Leopoldstraße sollte nach Süden bis zu den beiden Brunnen vor der Universität fortgeführt werden. Doch der Paukenschlag ist verschoben - und er wird, so er kommt, deutlich leiser ausfallen: Es zeichnet sich ab, dass aus der erweiterten Pappel-Chaussee wohl nichts wird. "Das ist vom Tisch", glaubt Heimatpfleger Gert Goergens. Und Walter Zöller, CSU-Planungsexperte im Stadtrat, bemerkt: "Für mich ist das gestorben." Das Baureferat plant indes schon seit Monaten um - und das kann sich noch länger hinziehen.

Der Kerngedanke des Konzeptes ist folgender: Der Raum um das Denkmal soll nicht nur den Autos, sondern auch den Menschen zur Verfügung stehen. Dafür sollen - so der erste Entwurf - südlich des Tores die zweireihigen Parkplätze wegfallen, dazu die Abbiegespuren seitlich des Monuments. Auf beiden Seiten entstünde dadurch Platz für 17 Meter breite Geh- und Radwege. Nach Vorstellung der Planer sollen zudem haushohe Pappeln die Kopfbauten der Universität säumen und so die prächtige Flaniermeile fortführen. Das Baureferat argumentierte mit historischen Plänen von Architekt Friedrich von Gärtner aus dem 19. Jahrhundert, der die Baumreihen auf Höhe der Schalenbrunnen an der Ludwigstraße beginnen ließ. Die Stadtgestaltungskommission würdigte im vergangenen Herbst die Pläne für das Denkmal-Umfeld grundsätzlich positiv; die Allee-Idee mochte das Gremium aber nicht gutheißen. Der Haupteinwand: Eine Verlängerung der Pappelallee würde die prägnanten stadträumliche Situationen an dieser Stelle vollkommen verändern. Das Siegestor markiert eine Zäsur zwischen der eleganten, aber steinern anmutenden Ludwigstraße und der mondänen, aber grün wirkenden Leopoldstraße, so die einhellige Auffassung. Eine "Verwässerung" der Trennung sah das Gremium als problematisch an. Das Baureferat sollte deshalb seine Entwürfe überarbeiten.

Nun mehren sich die Anzeichen dafür, dass hohe Pappeln südlich des Siegestors darin wohl keinen Niederschlag mehr finden werden. Völlig durchgefallen sind die Pappel-Pläne beim CSU-Planungsexperten Zöller. Als "völligen Unsinn" bezeichnet er den Vorstoß, die Ludwigstraße müsse ihre "steinerne" Eigenart behalten. Etwas sanfter formuliert es Bayerns oberster Denkmalschützer, Generalkonservator Mathias Pfeil, der auch Mitglied der Stadtgestaltungskommission ist: "Eine Weiterführung der Baumreihen hat überhaupt keinen Sinn." Die Bäume würden einerseits nicht in die Eingangssituation von Norden her passen, wobei das Tor diesen Eingang markiere. Zudem seien die klassizistischen Fassaden der Uni-Gebäude Teil des historischen Ensembles, das die hohen Pappeln dann verdecken würden. Ebenso argumentiert Stadtheimatpfleger Goergens gegen die Allee-Pläne: "Das würde den Charakter des Stadtraums verändern." Wie Pfeil erinnert er daran, dass es zu Zeiten Friedrich von Gärtners die Gebäude südlich des Siegestors noch nicht gegeben habe, das Gepräge der Ludwigstraße heute ein anderes sei.

Wenn auch die Pappeln kein Gefallen finden, die grundsätzliche Idee einer Verschönerung dieses bedeutenden Platzes stößt auf Wohlwollen. Doch der erste Entwurf reichte dem Gremium nicht. "Die Kommission erwartet dazu weitere Anregungen, wie diese Flächen gestaltet werden könnten", teilt eine Sprecherin des Baureferates mit. Angeregt worden seien etwa Pavillons, Cafés sowie besondere Bodenbeläge. Bis die aktualisierte "Platzoffensive" vorliegt, wird es wohl noch länger dauern. Die Empfehlungen würden nun geprüft und dann dem Stadtrat vorgelegt, sagt die Behörden-Sprecherin: "Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen."

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: