Maxvorstadt:Aus der Dichte wächst ein Park

Der Freistaat bündelt seine über die ganze Stadt verteilten Finanzämter auf dem Areal an der Deroystraße. Das Projekt ist auf 21 Jahre angelegt und bringt den Münchnern eine Grünfläche so groß wie der Marienplatz

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Nach jahrelanger Verzögerung steht jetzt der Baubeginn für den zentralen "Steuer-Campus" an der Deroystraße fest: Für Freitag, 23. Oktober, ist der symbolische erste Spatenstich mit Finanzminister Markus Söder (CSU) angesetzt - das hat der Leiter des Finanzamts München, Hans-Herbert Szymanski, am Donnerstag beim Erörterungstermin in der Kantine der Behörde angekündigt. Es wird der Auftakt für ein auf 21 Jahre angelegtes Großprojekt, mit dem die über die Stadt verstreuten Finanzämter und die Steuerverwaltung auf dem 6,6 Hektar großen Areal zwischen Circus Krone und Arnulfpark gebündelt werden. Das Quartier wird dabei erheblich verdichtet - mit dem Effekt, dass im Nordosten ein 6100 Quadratmeter großer Park entsteht - etwas größer sogar als der Marienplatz.

Nur drei Bürger waren zu dem Termin gekommen, bei dem mehr als ein Dutzend Vertreter der Finanzbehörden und der Stadtverwaltung bereit standen, die Pläne zu erläutern. Womöglich haftet diesem Gelände die generelle Abneigung an, die Bürger den Finanzämtern entgegen bringen. Schließlich nutzt die Steuerverwaltung das große Grundstück in Form eines Kuchenstücks zwischen Mars-, Arnulf- und Deroystraße schon seit den Sechzigerjahren. Allerdings reicht schon länger der Platz nicht aus, gut 600 von insgesamt 2800 Mitarbeitern sind auf Bürogebäude in der Stadt verteilt. Schon Finanzminister Kurt Faltlhauser entwickelte in seiner Amtszeit zwischen 1998 und 2007 die Idee, die versprengten Einheiten zu konzentrieren. Der Entwurf für den "Steuer-Campus" - ein Ensemble aus sechs Gebäuden - stammt vom Nürnberger Architektenbüro Bär Stadelmann Stöcker; es war bereits 2008 in einem Wettbewerb zum Sieger gekürt worden. Doch unter Finanzminister Söder blieb das Projekt zunächst in der Schublade; es wurde im Doppelhaushalt mit einem Sperrvermerk versehen. Das Ministerium erwog sogar, das Areal zu verkaufen - bis 2012 eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ergab, dass ein Neubau günstiger kommt als eine Mietlösung. Billig kommt es den Freistaat dennoch nicht: Die Baukosten sind mit 300 Millionen Euro angesetzt.

Finanzamtschef Szymanski machte deutlich, wie froh er ist, dass es nun endlich losgehen kann. "Die Entscheidung hat mir und den Mitarbeitern gut getan. Wir wollen in München zentral präsent sein und nicht irgendwo in der Prärie", sagte er. Allerdings ließ er erkennen, dass der Zeithorizont des Projekts - und die letztlichen Kosten - noch keineswegs fest stehen. Die Fertigstellung sei für 2036 geplant. "Doch die zentrale Komponente hängt von den künftigen Staatshaushalten ab." Das heißt: Der Landtag kann vorübergehend den Geldhahn zudrehen, dann zöge sich das Projekt in die Länge.

Möglich wird das, weil der "Steuer-Campus" in sechs Bauabschnitte gegliedert ist: Als erstes wird an der Marsstraße ein Neubau errichtet, in den dann die ersten Mitarbeiter einziehen können. Danach sollen im Uhrzeigersinn die anderen fünf Gebäude nacheinander abgerissen, die jeweils dort arbeitenden Mitarbeiter an anderen Standorten einquartiert werden. Freigegeben, so ließ Szymanski durchblicken, ist bisher nur das Geld für den ersten Neubau, der bis 2018 fertig sein soll, sowie für das zweite Gebäude, das bis 2022 stehen soll. Bis dahin ist wohl nicht mit einem Verkauf der Finanzamts-Außenstellen zu rechnen, da sie als Ausweichquartier benötigt werden. Dennoch bestätigt Szymanski: "Die Flächen werden zur Gegenfinanzierung für das Projekt veräußert." Die Dependancen des Finanzamts befinden sich in Gebäuden auf dem Areal Karlstraße und Katharina-von-Bora-Straße beim Alten Botanischen Garten, an der Winzererstraße in Schwabing, der Prinz-Ludwig-Straße unweit des Königsplatzes sowie an der Seidl- und der Augustenstraße in der Maxvorstadt. Außerhalb Münchens gibt es noch sieben Außenstellen der Steuerverwaltung in Bayern.

Der Entwurf sieht sechs leicht versetzte Baukörper mit Innenhöfen vor, die sich um einen zentralen Platz gruppieren. Insgesamt soll eine Geschossfläche von 87 000 Quadratmetern in sechsstöckigen, 22 Meter hohen Gebäuden realisiert werden. Die Planer haben das Gebäude-Sextett so dicht zusammengedrängt, dass im Ostteil entlang der lang gezogenen Kurve der Marsstraße eine große Freifläche entsteht. Diese soll im Laufe des Jahres 2018 nutzbar sein, wenn der erste Neubau fertig ist. Ullrich Schaaf vom Planungsreferat kündigte beim Erörterungstermin an, dass die Stadt die Fläche vom Freistaat kaufen wird. "Sie wird als öffentliche Grünfläche erhalten", versprach er.

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