Maximilianstraße:Comeback für das Café Roma

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Es ist alles streng geheim, offiziell sagt niemand etwas und dennoch deutet sich an: Das Café Roma kehrt in die Maximilianstraße zurück. Das ist eine gute Nachricht - nicht nur für Oliver Kahn, Landtags-Hinterbänkler, gelangweilte Roma-Girls und andere Adabeis.

Stephan Handel

Als im Jahr 2008 das Café Roma schloss, da galt das vielen als eine Zeitenwende: Die Maximilianstraße hatte endgültig aufgehört, das Schaufenster der Stadt zu sein; statt schönen Frauen, schnellen Autos und FC-Bayern-Torhütern sind seitdem dort nur noch italienische Fetzen an Schaufensterpuppen zu besichtigen.

Das alte Café Roma war der Zuschauerraum für den Laufsteg der Eitelkeiten, die Maximilianstraße. Nun soll es wohl um die Ecke neu entstehen. (Foto: RUMPF, STEPHAN)

Die Shoppingtour von der Oper bis zum Altstadtring verlor ihren Endpunkt, und was waren die Tüten von Versacevuittondiorchanel schon noch wert, wenn da kein Tisch mehr stand, an dem sie dekorativ platziert werden konnten, die Botschaft ihrer Besitzerin verkündend: Ich kann eine Unmenge Geld ausgeben und dennoch hinterher völlig entspannt meinen Latte Macchiato trinken.

Das war vorbei mit dem Ende des "Roma", und es ist nichts nachgekommen, im Gegenteil: Seit Charles Schumann an den Odeonsplatz gezogen ist, dümpelt die nachgekommene Bar Muenchen vor sich hin, das Opern-Espresso machte dicht, und das Brenner's taugt nicht so recht zur Selbstdarstellung, denn es liegt sozusagen im Hof, das sieht ja keiner, wenn jemand dort seine Rolex in die Sonne hält.

Nein, das Roma fehlt, und sei es nur, weil nirgendwo sonst in München der Porsche so öffentlichkeitswirksam vor dem Lokal geparkt werden und der Fahrer sich einen Spaß machen konnte, den Politessen alle zwei Stunden beim auswechseln des Strafzettels zuzusehen.

Wenn jedoch eintritt, was die Süddeut sche Zeitung aus sicherer Quelle erfahren hat, dann dürften bald neue Zeiten ansprechen für die zeigefreudigen Fans der Maximilianstraße: In der Hausnummer 33, wo ein Teppichhändler seit Monaten durch eine exaltierte Werbekampagne darauf aufmerksam macht, dass er sein Geschäft aufgibt, will Roland Kuffler ein neues Café Roma bauen.

Es ist alles schrecklich geheim, niemand sagt offiziell etwas, Stephan Kuffler, der mit seinem Vater die Geschäfte des Unternehmens führt, erklärt nur: "Auch wir haben gesehen, dass dort ein Schlussverkauf stattfindet. Die Fläche ist nicht uninteressant."

Die Maximilianstraße wäre nach einem solchen Coup sozusagen an ihrem Anfang, in der Mitte und am Ende in Kufflerscher Hand: Das Spatenhaus gegenüber der Oper ist der Firmensitz, Ende des Jahres eröffnet das Kuffler in der dann komplettsanierten Residenzpost, schließlich das Roma. Was Alfons Schuhbeck den Spitznamen "Platzl-Hirsch" eingebracht hat, nämlich eine Konzentration seiner Lokalitäten am und um das Platzl herum, hätte Kuffler dann an der Maximilianstraße geschafft.

Man kann mit Fug sagen, dass es schlimmer kommen könnte, und auch aus der Gewofag, dem Immobilienunternehmen im Besitz der Stadt, dem das Haus Nr. 33 gehört, ist - auch hier nur: unter der Hand - zu hören, dass man sich das ganz gut vorstellen könne, eine schöne Gastronomie am Altstadtring.

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Roland Kuffler betreibt neben seinen Maximilianstraßen-Lokalen den Haxnbauer in der Sparkassenstraße, das Mangostin in Thalkirchen und das Hotel Palace in Bogenhausen, dazu Restaurants am Flughafen sowie im Raum Frankfurt / Wiesbaden. Mit einem Umsatz von mehr als 103 Millionen Euro im Jahr 2011 ist die Kuffler-Gruppe das größte familiengeführte Gastro-Unternehmen in Deutschland, vor ihm liegen nur Fast-Food-Ketten und andere System-Gastronomien.

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Ein neues "Roma" an der Maximilianstraße - das könnte ein Zeichen dafür sein, dass in der herausgehobensten Einkaufsstraße der Stadt eben doch nicht nur mehr Platz ist für Modeketten und teuerste Juweliere - dass die Straße immer noch ein Ort für die Menschen der Stadt ist, nicht nur für arabische Scheichinnen, die hier für teures Geld das einkaufen, was sie dann unterm Tschador verbergen.

Bei aller Exklusivität, bei allem Schnöseltum, bei allem oberflächlichem Hochglanz war die Maximilianstraße lange ein Boulevard des Charmes, der - meistens unerfüllten - Sehnsüchte, ein Versprechen auf eine Welt, die dann doch glamouröser, lebenslustiger war als jene, die zu Hause wartete.

Und sie stand für jene Münchner Mischung aus Provinzialität und großer Welt, die doch eigentlich den Charakter dieser Stadt ausmacht - eine Mischung, die verloren ging mit jedem weiteren Laden eines fernen italienischen, französischen oder amerikanischen Konzerns.

Soll man sich also das Café Roma zurückwünschen, wie es war? Die roten Wände, das Lichtdesign von Ingo Maurer? Auf jeden Fall. Die hoheitsvollen Bedienungen, die ambitionierten Preise, die eher nicht überdurchschnittliche Küche? Nicht unbedingt.

Die Leute aus den Umlandgemeinden oder aus anderen Bindestrich-Bundesländern, die vom Roma gelesen hatten und nun auch mal schauen wollten, ob Oliver Kahn vorbei kommt? Mal sehen.

Aber die Terrasse, die Freischankfläche mit Blick auf den Laufsteg der Eitelkeiten, die Sonne, die morgens vom Maximilianeum herunterschien, als habe die Staatsregierung das so eingerichtet, der Veneto Sprizz auf dem Tisch und die Roma-Girls daneben, jene jungen Frauen, die schickst angezogen waren und dabei so blasiert gelangweilt schauen konnten wie sonst niemand in der Stadt, die Landtags-Hinterbänkler, die hier ihre Journalisten munitionierten und sich vorkamen wie Willy Brandt bei den Verhandlungen über die Ostpolitik, die Manager, Anwälte, Designer, Konzertveranstalter und andere Adabeis - all diese braucht die Maximilianstraße. Ein neues Café Roma: das ist also gar keine schlechte Idee.

© SZ vom 04.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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