Max-Planck-Gymnasium:Rechnen nach Art des Ministeriums

Am Pasinger Max-Planck-Gymnasium werden 127 Lehrerwochenstunden gestrichen. Das entspricht fünf Stellen. Die Eltern können das nicht verstehen, denn die Zahl der Schüler bleibt im kommenden Jahr fast gleich.

Von Melanie Staudinger

Fast 1000 Unterschriften hat Helmut Costa in den vergangenen Tagen gesammelt. 1000 Unterstützer, mit denen der Vorsitzende des Elternbeirats am Pasinger Max-Planck-Gymnasium und seine Mitstreiter gegen eine Entscheidung des Kultusministeriums protestieren. Die staatliche Schule bekomme im kommenden Schuljahr zu wenige Lehrer zugeteilt, werfen sie der Behörde vor. Obwohl von September an voraussichtlich nur 23 Schüler weniger das Gymnasium besuchen als im vergangenen Jahr, wird es 127 Lehrerwochenstunden weniger geben. Das entspricht rein rechnerisch dem Unterrichtspensum von vier Klassen oder fünf Lehrern. Für Costa geht diese Rechnung nicht auf: "Die Lehrerversorgung sinkt um 7,4 Prozent, die Schülerzahl dagegen nur um 2,1 Prozent."

Die Eltern befürchten einen Nachteil für ihre Kinder. Wahlkurse würden ausfallen, das Kursangebot in der Oberstufe verschlechtere sich. Zudem rechnen Eltern mit mehr Unterrichtsausfall, weil für Vertretungsstunden nicht mehr genügend Kräfte zur Verfügung stehen. Vor allem aber ärgern sie sich darüber, dass einzelne Klassen zusammenlegt werden müssen.

Momentan plant Schulleiter Walter Scharl, aus den bisher sechst siebten Klassen fünf achte zu machen und aus den fünf neunten Klassen vier zehnte. Konkret soll eine der bisherigen Französisch-Klassen der siebten Jahrgangsstufe und die jetzige 9 a aufgelöst und verteilt werden. "Das ist nicht schön, aber es geht nicht anders", sagt Scharl. Er könne zwar den Groll der Eltern verstehen, gleichzeitig jedoch auch die Vorgehensweise des Kultusministeriums. Noch stehe nicht endgültig fest, welche Klassen aufgelöst oder welche Oberstufenkurse nicht angeboten werden. "Aber es gibt keine Alternative. Das Verfahren ist eben für alle Schulen gleich", sagt Scharl.

Und es ist relativ kompliziert. Vor mehr als zehn Jahren, so teilt das Kultusministerium auf Nachfrage mit, sind die sogenannten Klassenbildungsrichtlinien durch die Budgetierung ersetzt worden. Seitdem stehe jedem staatlichen Gymnasium ein Gesamtbudget an Lehrerwochenstunden für Pflichtunterricht, Wahlunterricht und die Kurse der Oberstufe zur Verfügung. Dieser Berechnungsmodus sei abhängig von der Schülerzahl: Diese werde jährlich im Mai für das kommende Schuljahr prognostiziert.

Dafür ziehen die Statistiker im Kultusministerium zwei Zahlen heran. Zum einen die tatsächlichen Neuanmeldungen für die fünfte Klasse und zum anderen die Schülerzahlentwicklung in den Jahrgangsstufen sechs mit zwölf in den vergangenen Jahren. "Die Systematik der Budgetierung dient ausschließlich der gerechten Verteilung der zur Verfügung stehenden Ressourcen an alle Schulen und hat nichts mit einer Verknappung der bereitzustellenden Planstellen und Geldmittel zu tun", sagt eine Sprecherin der Behörde. Die Schulleiter hätten so mehr Gestaltungsspielraum. Die Eltern fühlen sich hingegen von der Politik im Stich gelassen. Die Kürzungen widersprechen aus ihrer Sicht der Zusage von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), dass sinkende Schülerzahlen nicht zu sinkenden Lehrerzahlen führen würden.

Diese Aussage allerdings war auf das gesamte Schulsystem bezogen, nicht auf einzelne Einrichtungen. Direktor Scharl sieht ein ganz anderes Problem: Wenn die von der Stadt seit Jahren versprochene Sanierung der Schule endlich käme, könne er auch flexibler planen. 51 Jahre sei das Gebäude mittlerweile alt - und es entspreche einfach nicht mehr den aktuellen Anforderungen. So habe er vier Klassenzimmer, in die aufgrund der Größe nicht mehr als 23 Kinder passen. "Das verschärft das Problem mit den Lehrerstunden, weil normalerweise 28 oder 29 Schüler in einer Klasse unterrichtet werden", sagt Scharl. Wann er mit der Sanierung rechne? "Keine Ahnung, bisher gibt es keine Zusage", erklärt der Direktor.

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