Max-Joseph-Platz:Licht und Schatten

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Die Beleuchtung der Oper kann nur ein Anfang sein

Von Susanne Hermanski

Bravo, möchte man rufen, endlich stimmt, was schon Thomas Mann beschworen hat: München leuchtet! Das Nationaltheater, höchster Bau am Max-Joseph-Platz, mitten im Herzen der Stadt, erstrahlt seit Donnerstag nachts in neuer, eleganter Illumination. Plötzlich erkennt man den Giebel des Hauptgebäudes, an dem das prächtige, goldene Mosaik funkelt. Darunter tritt das Relief am Portikus plastisch hervor wie nie zuvor. Jahrelang hatten Intendant Nikolaus Bachler und seine Leute darum gekämpft, die Oper wenigstens von außen besser zu beleuchten, wenn ihr schon am Treppenabsatz unentwegt die Touristenbusse, Party-Stretch-Limos und der gesamte Tiefgaragenverkehr über die Zehen rollen. All deren Scheinwerfer wenigstens überstrahlt Osram nun.

Trotzdem bleibt einiges zu beklagen: Die Frontsäulen, die den Vorbau stützen, konnte das Team um den Lichtdesigner Martin Reuter kaum mitbeleuchten. Weil nach dem Krieg nur notdürftig geflickschustert, tragen sie derart viele Dellen und Narben, dass ihnen Streiflicht gar nicht gut bekommt. Und wer will schon an Orangenhaut denken, wenn er sich auf dem Weg zu Lulu oder Aida befindet? In der Folge schweben die beiden Dreiecke des Doppelgiebels nun relativ haltlos über dem Platz.

Doch ist das nicht der wichtigste Grund, weshalb die Sache hier, rund um den alten Max auf seinem Thron, bloß halb gar wirkt. Der Mensch muss weder Stephen Hawking noch ein Theologe sein, um zu wissen: Wo mehr Licht, da auch mehr Finsternis. Und je mehr die Oper nun strahlt, desto funzeliger wirkt das Residenztheater gleich zu ihrer Rechten. Fast unsichtbar geworden ist der Königsbau der Residenz, schräg gegenüber, in dem die Akademie der Schönen Künste untergebracht ist. Und Max, den Kini selbst, auf seinem Ehrensitz ganz in der Mitte, den sieht man gar nicht mehr.

Was also muss die Folge sein? Die Stadt muss weiter denken. Der ganze Platz braucht zumindest ein gemeinsames Beleuchtungskonzept, soll er wirklich einladend wirken. Was sich am Nationaltheater zeigt, ist bestenfalls ein Beginn. Immerhin - doch diesem Anfang wohnt ein Zaudern inne ...

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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