Serie: Menschen am Fluss:Der Fliegenfischer

Serie: Menschen am Fluss: Fischen ist für ihn alles: Drei Wochen Urlaub hat Thomas Huber im August. Und diese Zeit wird er zum großen Teil an und in der Isar verbringen.

Fischen ist für ihn alles: Drei Wochen Urlaub hat Thomas Huber im August. Und diese Zeit wird er zum großen Teil an und in der Isar verbringen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für Thomas Huber aus Marzling ist die Isar Heimat und Herausforderung zugleich

Von Gudrun Regelein, Marzling

Fast bis zu den Hüften steht Thomas Huber in seiner Wathose in der Isar und beobachtet den Fluss. Dann holt er mit einem weiten Schwung die Fliegenrute aus, die lange Schnur fliegt in einem eleganten Bogen durch die Luft und landet sanft auf der Wasseroberfläche. Gefangen habe er heute noch nichts, sagt Huber später, aber: "Das macht nichts, auch ohne Fisch komme ich glücklich nach Hause."

Der 45-jährige Marzlinger ist mit der Fischerei groß geworden, "in der ganzen Familie dreht sich alles ums Fischen", erzählt er. Schon als kleiner Junge war er mit seinem Vater, der früher ein Fischereigeschäft in Freising hatte und Vorstand beim Marzlinger Fischereiverein ist, unterwegs. Oder, wenn dieser keine Zeit hatte, mit dem Opa. Für ihn, der direkt neben der Moosach aufgewachsen ist, sei Fischen immer ein großes Thema gewesen. Sobald es ging, als Zwölfjähriger, trat er in den Freisinger Fischereiverein ein. Als er als 17-Jähriger dann Bayerischer Landesjungfischerkönig wurde, sei das für ihn ein Highlight gewesen - "das war schön."

Seit er denken könne, sei er der Isar verbunden, erzählt Huber. Sogar auf seinem Weg zur Arbeit kommt der gelernte technische Zeichner, der heute als Anlagenplaner arbeitet, an der Isar vorbei: Viermal täglich fährt er über die Isarbrücke in Marzling, denn seine Mittagspause macht er zu Hause: "Meistens halte ich kurz an und schaue mal kurz runter." Eigentlich könne er in verschiedenen Gewässern fischen, als Mitglied im Marzlinger Fischereiverein beispielsweise auch in einem Weiher im Gemeindegebiet, "aber die Isar ist einfach besonders reizvoll."

Seit vielen Jahren kommt Thomas Huber an den Fluss, aber immer wieder könne er etwas Neues entdecken und erleben, nach jedem Hochwasser hätten sich beispielsweise die Kiesbänke verschoben. "Sie ist nie gleich." Aber obwohl der Fluss so sanft aussehe, sei er nicht zu unterschätzen, sagt er. Seitdem er als 18-Jähriger beim Fischen in einen Strudel geriet und beinahe ertrunken wäre, habe er großen Respekt vor dem Fluss, sagt Huber. Mit der Isar müsse man sich beschäftigen, man müsse sie lesen lernen: "An einem Kiesweiher setzt man sich hin und wartet auf den Fisch. Die Isar ist ein aktives Gewässer, hier muss man den Fisch suchen." Er sei nicht jemand, der sich hinsetzen und stundenlang warten könne, er müsse unterwegs sein. "Meistens bin ich das an der Isar mit der Fliege."

In dem Gebiet zwischen Marzling und Hangenham, wo er als Mitglied des Freisinger Vereins fischen darf, sei das nur mit künstlichen Ködern, beispielsweise einem aus Federn gefertigten Imitat einer Fliege, erlaubt, erzählt Huber. Das schone die Fische, auch wenn es schwieriger sei, sie zu fangen. Unzählige der bunten kleinen Fliegen, davon viele selbst gebunden, trägt er in einem kleinen Kästchen bei sich. Das "ganze Drumherum", das Beobachten des Flusses, die Auswahl des richtigen Köders, in der Natur, am Fluss sein zu können: das sei für ihn das Wesentliche.

Thomas Huber wirkt gelassen - in sich ruhend. Vielleicht liege das an seiner Passion, der Fischerei, meint er. Beim Fliegenfischen an der Isar finde er Ruhe, könne von dem mit Terminen gefüllten Alltag abschalten. "Wenn alles passt, dann komme ich in der Saison drei bis viermal in der Woche an die Isar zum Fischen." Aber auch in der Schonzeit sei er häufig am Fluss unterwegs, oft mit den beiden Söhnen, die inzwischen häufig und gerne zum Fischen mitkommen: "Die haben meine Leidenschaft wohl geerbt." Seine Frau akzeptiere das, sie wisse, dass "das Fischen für mich alles ist." Anstatt in die Flitterwochen sei er zwei Wochen nach seiner Hochzeit alleine zum Hochseefischen nach Dänemark gefahren, die Reise mit seiner Frau wurde nachgeholt, erzählt Huber.

Wenn der 45-Jährige an seine Kindheit zurückdenkt, dann hat er Bilder einer Isar voller riesiger, dunkler Fischschwärme im Kopf. Heute gebe es dort kaum mehr Nasen, Barben und Huchen - und trotz des Besatzes durch den Fischereiverein werde es große Schwärme wohl auch nie mehr geben, sagt Huber. Dennoch habe sich in den vergangenen 15 Jahren in der Isar viel verbessert, erst heute habe er eine kleine Aitel-Brut entdeckt und sich sehr gefreut: "Die Isar produziert auch noch selber." Ganz ohne Besatz werde es dennoch nicht funktionieren. Aber wenn er an die schönen, großen Forellen denkt, die er schon früh im Jahr im März fängt, dann könnten die Bedingungen nicht allzu schlecht sein, meint er: "Die wachsen schnell, weil sie viel Nahrung finden."

Drei Wochen Urlaub habe er jetzt dann im August, erzählt Huber, eine große Reise sei nicht geplant. Er werde wohl gleich am frühen Morgen - dann, "wenn die Fische beißen und die Kinder noch schlafen" - Fliegenfischen gehen. Und ganz einfach noch öfter als sonst an der Isar unterwegs sein. "Ich bin nicht böse drum", sagt er und lacht.

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