Martinsried:Einer gegen viele

Martinsried: In der Schusslinie: Heinrich Hofmann muss sich verteidigen.

In der Schusslinie: Heinrich Hofmann muss sich verteidigen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wie Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann es schafft, mit einer Einladung Martinsrieder Bürger aufzubringen

Von Rainer Rutz, Martinsried

Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) bekommt derzeit wieder einmal viel Post aus Martinsried. Und man kann nicht sagen, dass die E-Mails von Mitgliedern der verschiedenen Bürgerinitiativen oder ihrer Sympathisanten besonders freundlich im Ton gehalten sind. Man fühle sich als "Bürger zweiter Klasse", schreibt beispielsweise Sabine Haugg, werde von Hofmann als "notorische Störenfried gebrandmarkt", Hofmanns Verhalten sei schließlich "völlig unangemessen". Judith Grimme von der Martinsrieder Runde geht noch weiter und wirft Hofmann ein gestörtes Verhältnis zu "Demokratie und transparenter Kommunalpolitik, von einem fairen und respektvollem Umgang mit Bürgern ganz zu schweigen" vor - und weiter: "Ihre Vorgehensweise hat zu einem massiven Vertrauensbruch in der Bevölkerung geführt." Auch Barbara Bötticher, ehemaliges Mitglied des Lenkungskreises Martinsried, ist "außerordentlich enttäuscht von den Mitgliedern der Planegger SPD.

Was war geschehen? Hofmann hatte vor der für den 4. Juli geplanten Bürgerinformationsveranstaltung mit Brief vom 19. Mai unter der Rubrik "Jetzt red i" ausgesuchte Martinsrieder Bürger zu einem nicht öffentlichem Gespräch eingeladen. Thema: Martinsrieder Belange, vor allem aber auch die Ortsplanung und der künftige Flächennutzungsplan. "Ein klein wenig befürchten wir auch, dass, auch von Ihnen bekannten Sprechern der sogenannten Martinsrieder Runde, sowie der Bürgerinitiative Martinsried versucht werden wird, diese Veranstaltung in deren Sinne zu beeinflussen, beziehungsweise zu dominieren", schreibt Hofmann in seiner Einladung. Hofmanns Befürchtungen hatten Nahrung erhalten durch eine im Ton teilweise aggressiv gehaltene Veranstaltung der Grünen/Gruppe 21 einige Tage zuvor im Kupferhaus. Dort hatte vor allem Gemeinderat Herbert Stepp das schon mit großer Mehrheit im Gemeinderat verabschiedete Konzept zur Ortsplanung attackiert und die Zuhörer aufgefordert, ihren Unmut über angeblich zu weiche Formulierungen zum Thema neues Gewerbe und Wohnungsbau bei der Gemeinde-Veranstaltung am 4. Juli zu artikulieren.

Stepps Kritik am Bürgergutachten: "Alles für die Katz". Seine Sätze waren offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen, denn etliche der Briefschreiber befanden sich im Publikum. Dennoch kann Gemeinderätin und Bürgermeisterin Anneliese Bradel (Grüne/Gruppe 21) an Hofmanns Einladung nichts Schlimmes entdecken: "Man wird sich doch wohl mal mit ein paar engagierten Leuten treffen dürfen." Viele der Briefeschreiber zählt Bradel zu den "Wutbürgern, denen man nichts recht machen kann". Aufgebauscht ohne Ende sei das Ganze, man dürfe sich als Bürgermeister "seine politische Arbeit nicht einschränken lassen"; sie sei auch noch nie zu einem Treffen der Martinsrieder Runde eingeladen worden.

Genauso sieht das SPD-Fraktionssprecher Felix Kempf: "Wir wollten halt mal Leute einladen, von denen wir glauben, dass sie sich für diese Themen wirklich interessieren. Ähnliche persönliche Einladungen haben wir schon zum Neujahrsempfang der SPD verschickt." Das Ganze sieht er eher als eine Art Stammtisch, konstatiert aber, dass die Auseinandersetzungen mit "Leuten, denen man ohnehin nichts recht machen kann", in Martinsried an der Tagesordnung sind. Kempf versteht Hofmanns Extra-Einladungen "eher als komplementären Ansatz". Eines scheint jedenfalls sicher zu sein: Die Veranstaltung am 4. Juli wird turbulent. Dafür haben Grüne/Gruppe 21, der Bürgermeister, seine SPD und nun auch die Betroffenen aus Martinsried gesorgt.

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