Marode Ausstellungsräume in München:Dauerbaustelle Museumsviertel

Die Neue Pinakothek muss komplett saniert werden, im Haus der Kunst gibt es Wassereinbrüche, ebenso in der Graphischen Sammlung. Weil die Kosten immens sind, steckt die Sanierung der Pinakothek der Moderne erst einmal fest - und die Wittelsbacher drohen damit, ihre Gemälde aus der Neuen Pinakothek abzuziehen.

Sven Loerzer

Pinakothek der Moderne

Das Kunstareal in der Maxvorstadt heißt künftig offiziell Museumsviertel: Dort steht auch die Pinakothek der Moderne und beschäftigt das Stadtviertelgremium.

(Foto: Jakob Berr)

Das Museumsviertel bleibt eine Dauerbaustelle, doch der zweite Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne rückt trotzdem nicht näher. Denn dessen Verwirklichung räumt Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) angesichts "gewaltigster Renovierungskosten" für das Haus der Kunst und die Neue Pinakothek "wenig Chancen" ein. "Es sind zu viele Anforderungen da", sagte Heubisch. Vorantreiben will der Minister die Idee einer Museumscard, einer gemeinsamen Eintrittskarte für staatliche und städtische Museen. Als Vision bezeichnete Heubisch, den Besuch kostenfrei zu ermöglichen, wie es in Großbritannien für viele Museen üblich sei.

Für die Neue Pinakothek sei leider bereits 30 Jahre nach ihrer Errichtung eine Totalsanierung nötig, deren Kosten die Oberste Baubehörde auf 75 Millionen Euro schätzt, sagte Heubisch bei seinem Besuch in der Bezirksausschusssitzung der Maxvorstadt. Wie dringlich dies sei, werde schon daran deutlich, dass die Wittelsbacher damit drohten, ihre dem Museum als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellten Gemälde abzuziehen.

Eine Sprecherin der Obersten Baubehörde sagte auf Anfrage, es müssten vor allem die Haus- und Klimatechnik erneuert und eine Asbestsanierung durchgeführt werden. Zudem sei nötig, das Gebäude den strengeren energetischen Anforderungen anzupassen. "Auch im Haus der Kunst müssen wir etwas machen", betonte Heubisch, dort gebe es Wassereinbrüche. Die Sanierungskosten dort bezifferte die Baubehörde auf 58 Millionen Euro. In dem etwa 80 Jahre alten Bau müssten vor allem die Technik und die Dachflächen mit den Oberlichtern erneuert werden.

Die Renovierungskosten für das Gärtnerplatztheater schlagen mit weiteren 70 bis 75 Millionen Euro zu Buche. Aufgrund dieser Situation und unter Hinweis auf den Wunsch nach einem neuen Konzertsaal wollte Heubisch dem Bezirksausschuss keine Hoffnung darauf machen, dass der zweite Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne in absehbarer Zeit verwirklicht wird. Zumal wohl auch noch andere staatliche Häuser marode sind. So gebe es Hinweise, dass im Haus der Kulturinstitute in der Katharina-von-Bora-Straße 10, wo die Staatliche Graphische Sammlung untergebracht ist, "etwas getan werden muss", sagte der Minister.

Die "Unvollendete" wird zum Problem

Für die Maxvorstadt aber bedeutet die "Unvollendete", wie Silvia Elstner-Schibalski (FDP) die Pinakothek der Moderne nannte, eben ein "städtebauliches Problem". Auch der Verkehrsverhau an dieser Ecke harre einer Lösung. Erst der zweite Bauabschnitt schaffe das ersehnte Entree zum Museumsviertel, sagte Sigrid Mathies (SPD).

Wenn Siemens sein Areal bis 2016 neugestaltet hat, werde dies dank der dort vorgesehenen Passagen einen neuen Zugang von der Altstadt zum Museumsviertel eröffnen, sagte Bezirksausschussvorsitzender Oskar Holl (SPD). Der zweite Bauabschnitt könne dabei eine "Propyläenfunktion" übernehmen. Die unfertigen Außenanlagen der Pinakothek der Moderne mit Parkplätzen auf Rollkies seien einfach "scheußlich", aber es passiere nichts, brachte Ruth Gehling (Grüne) den Unmut des Stadtviertelgremiums auf den Punkt.

Die volle Unterstützung des Ministers aber erhielt das Gremium für seinen Wunsch, den Stadtbezirksteil offiziell Museumsviertel zu nennen. Holl hatte sich gegen die Bezeichnung "Kunstareal" ausgesprochen. Und auch die Anregung von Karin Hiersemenzel (FDP), sonntags freien Eintritt in die Museen zu gewähren, will sich Heubisch "vornehmen, beim Finanzministerium durchzubringen". Aber das müsse dann auch für die städtischen Museen gelten. Eine gemeinsame Museumscard, in die neben den staatlichen Sammlungen auch die Villa Stuck und das Lenbachhaus der Stadt einbezogen würden, liege ihm sehr am Herzen: "Das Klein-Klein ist nicht mehr gefragt."

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