Marienplatz:Wie funktioniert eigentlich der Christkindlmarkt?

Ein Blick hinter die Kulissen des Markts vorm Rathaus.

Von Monika Maier-Albang

Für Andrea Salzeder ist das ganze Jahr ein Fest. Die Bierzelte auf der Theresienwiese sind noch nicht abgebaut, da denkt sie schon an den Christkindlmarkt. Sind die Sterne eingetroffen, die in diesem Jahr erstmals die Laternen auf dem Marienplatz zieren sollen?

Klappt die Umsiedlung der 85 städtischen Holzbuden vom Bauhof an der Meindlstraße in die Innenstadt? Kennen alle Bläser und Chöre, die vom Rathausbalkon singen und spielen, ihren Termin? Wird es schneien? Ach nein, das Wetter lässt sich noch nicht beeinflussen.

Schnee ist wohl das einzige, was sich bei der Planung des Christkindlmarktes dem Zugriff von Andrea Salzeder entzieht. Sie arbeitet in der Veranstaltungsabteilung des Münchner Fremdenverkehrsamtes. Sieben Mitarbeiter planen hier jedes Jahr drei Dulten, das Oktoberfest und den Christkindlmarkt am Marienplatz.

Alle anderen 20 Weihnachtsmärkte in der Stadt, ob am Sendlinger Tor, am Rotkreuzplatz oder an der Münchner Freiheit, werden von privaten Veranstaltern organisiert. Den Markt am Marienplatz aber gibt die Stadt nicht aus der Hand.

Gibt es anderswo längst gefilzte Flötensäckchen, Blechspielzeug und afrikanische Ziegenledertrommeln, soll der zentrale Markt "traditionell alpenländisch" bleiben, sagt Gabriele Papke, Sprecherin des Fremdenverkehrsamtes.

Weshalb neben altbayerischen Krippenfiguren auch heute noch die Raritäten von Glasbläsern neben Zwetschgenmanderln und Lebkuchen feilgeboten werden - wie im 16. Jahrhundert, als der Vorläufer des Christkindlmarktes, die "Nikolaidult", in der Kaufingerstraße beim Schönen Turm stattfand. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die meisten der drei Millionen Gäste genau das erwarten.

Weil das Fremdenverkehrsamt auf "Bekanntes und Bewährtes" setzt, haben es neue Bewerber schwer. Gerade einmal zwei neue Fieranten wurden in diesem Jahr zugelassen: ein Hornschnitzer und eine Künstlerin, die an ihrem Stand Christbaumkugeln von Hand bemalen wird. Alle Jahre wieder müssen die Standlbesitzer bis zum 30. Juni eine formlose Bewerbung, am besten versehen mit Bild von Ware und Stand, an die Veranstaltungsabteilung der Stadt schicken.

Selbst bei alten Geschäftspartnern kennt Andrea Salzeder keine Gnade, wenn sie den Stichtag vergessen. Die Absagen gehen Ende August hinaus - und sie sind immer zahlreich. Etwa 500 Marktleute bewerben sich jedes Jahr um eine Zulassung für den Christkindlmarkt, 150 werden genommen.

Dabei passt die Stadt auf, dass der Genuss nicht überhand nimmt und der Christkindlmarkt ein "Warenmarkt" bleibt. Lediglich bis zu 25 Stände sollen Getränke und Essen verkaufen - und ein möglichst abwechslungsreiches Sortiment bieten.

Deshalb gibt es am Marienplatz Kartoffelpuffer und Bratäpfel, Schupfnudeln und Speckbrote. Glühwein übrigens erst seit 1971, seit die Marktfrau Karola Reuss auf die Idee kam, ein "Heißgetränk", zubereitet mit Orangenschalen, Zimt und Nelken anzubieten. Wie sich das mit der Tradition vereinbaren ließ? Die Frau aus dem Schwarzwald gab an, nach "Großmutters Geheimrezept" zu brauen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: