Marienhof hinter dem Rathaus:Offene Baustelle

Seit die Bahn hinter dem Münchner Rathaus mit den Vorarbeiten zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke begonnen hat, klafft ein riesiges Loch am Marienhof. Jetzt fordern Anwohner, dass der kleine Park wieder begrünt wird, bis eine Entscheidung über die Stammstrecke gefallen ist.

Marco Völklein

So mancher wird sich in den vergangenen Hitzetagen nach dieser grünen Oase mitten in der Stadt gesehnt haben. Bis zum vergangenen Sommer konnten sich Innenstadtbesucher nach einem anstrengenden Bummel durch die City am Marienhof niederlassen und entspannen. Doch seitdem die Bahn dort mit den Vorarbeiten zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke begonnen hat, klafft ein riesiges Loch am Marienhof. Bis Ende September, das bestätigte nun ein Sprecher der Deutschen Bahn, werden die archäologischen Grabungen dort noch andauern. Wie es danach weitergeht, ist bislang noch ungeklärt.

Grabungsarbeiten am Münchner Marienhof, 2011

Grabungsarbeiten am Marienhof: Die Münchner vermissen gerade im Sommer die Grünfläche.

(Foto: Stephan Rumpf)

Derzeit laufen nach Angaben des Bahn-Sprechers Gespräche zwischen dem Freistaat, der Stadt und dem Schienenkonzern. Die Bahn würde am liebsten weiterbauen und das Projekt des zweiten S-Bahn-Tunnels unter der Innenstadt vorantreiben. Doch dem stehen einige Fragezeichen entgegen. Zum einen ist weiterhin unklar, wie die mindestens zwei Milliarden Euro teure Röhre finanziert werden soll. Die Bahn hatte im vergangenen Jahr nur mit den archäologischen Vorarbeiten begonnen, weil alle Beteiligten gehofft hatten, mit einem möglichen Zuschlag Münchens für die olympischen Winterspiele 2018 würde auch zusätzliches Geld nach München fließen. Doch aus den Träumen wurde nichts - und seitdem ist auch die Finanzierungsfrage wieder offen.

Zum anderen liegt bisher für keinen der insgesamt drei Bauabschnitte eine komplett rechtsgültige Baugenehmigung vor. Zwei Abschnitte mussten erneut umgeplant werden, bei einem dritten gibt es Streit vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Bis wann dort eine Entscheidung fallen wird, ist unklar.

Kein Wunder also, dass angesichts dieser verfahrenen Lage der Verdruss rund um den Marienhof groß ist. Insbesondere die Einzelhändler in der City klagen über das Loch vor ihren Ladentüren. Auch im Rathaus herrscht Unruhe: Die FDP beantragte am Montag, das Thema per Dringlichkeitsantrag im dafür zuständigen Bauausschuss in der kommenden Woche zu behandeln. Zuletzt hatte die Bahn nämlich versichert, die archäologischen Arbeiten bis Ende Juli abschließen zu wollen. Eine neuerliche Verschiebung bis in den Herbst hinein ist für Fraktionschef Michael Mattar "absolut inakzeptabel". Zumindest Teilbereiche des Marienhofs müssten wieder begrünt und für die Bürger zugänglich gemacht werden - dazu sollen Arbeiter Rollrasen verlegen.

Die Bahn hofft dagegen darauf, möglichst bald mit weiteren Vorarbeiten beginnen zu können. Als nächstes wären nach dem Ablaufplan die Rohre und Leitungen dran, die dicht neben dem Baufeld in den Straßen rund um den Marienhof verlaufen - und die vor dem eigentlichen Baustart verlegt werden müssten. Doch ob sich die Stadtspitze darauf einlässt, ist offen. Das hängt unter anderem davon ab, ob sich in der leidigen Finanzierungsfrage eine Lösung abzeichnet - oder ob eine weitere Hängepartie droht. Einer vorübergehenden Wiederbegrünung des Marienhofs werde sich die Bahn aber nicht versperren, versichert der Konzernsprecher. Man habe "kein Interesse daran", dass eine Baustelle ohne Bauarbeiter als "Dauerärgernis die Akzeptanz der zweiten S-Bahn-Stammstrecke belastet".

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