Mann für große Feste:"Der Gourmet-Papst"

Von Sophia Loren bis Kylie Minogue - sie alle haben schon bei ihm gespeist: Gastronom Gerd Käfer. In seinem neuen Buch berichtet er über seine prominetesten Kunden und seine spektakulärsten Inszenierungen.

Christian Mayer

Das ist ein Auftakt nach Maß für einen Buchautor, der die Gepflogenheiten der Mediengesellschaft seit Jahrzehnten kennt. Eine Wand aus Fotografen hat sich vor dem Sofa aufgebaut, auf dem Gerd Käfer gleich ein wenig aus seinem Leben plaudern soll, und die Fotografen in der Feinkostzentrale an der Prinzregentenstraße zeigen sich nicht gerade abstinent.

Gerd Käfer

Gerd Käfer, der "Napoleon der Kochtöpfe".

(Foto: Foto: von Redwitz)

Der fröhliche Herr im kragenlosen schwarzen Gewand muss erst einmal nach allen Regeln der Kunst abgelichtet werden - so sehr stand er, der Diener vieler prominenter Herren, wohl noch nie im Mittelpunkt. "Gerd, Gerd, Gerd!", die Rufe scheint er zu genießen.

Herrscher im Reich der Gourmets

Jawohl, die Institution Gerd Käfer, Begründer eines Feinkostimperiums und bis zur Übernahme der Firma durch seinen Sohn Michael 1988 uneingeschränkter Herrscher im Reich der Gourmets, hat ein Buch geschrieben. Oder vielmehr hat er es besprochen, in interessant zu lesenden Gesprächen mit dem Unternehmer Erich Lejeune. Über einen Zeitraum von fünf Monaten haben sich die beiden Münchner unterhalten, erschienen ist die Lebensgeschichte in der Edition Mensch des Süddeutschen Verlages.

"Der Gourmet-Papst" heißt das Buch, und wer nun von mangelnder Bescheidenheit oder gar einem Sakrileg spricht, sollte den Hintergrund des Titels zur Kenntnis nehmen, den Gerd Käfer sogleich erläutert: "Den Titel haben die 144 Kardinäle und 680 Bischöfe voriges Jahr beim Weltjugendtag in Köln verliehen, für die ich ein exklusives Sommerfest ausgerichtet habe - da bin ich natürlich stolz darauf!"

Wie es sich für einen Gourmet-Papst gehört, verkündet Käfer die reine Lehre der Gaumenfreude. "Man muss in diesem Beruf dienen können - schließlich will ja jeder Gastgeber, dass sein Fest das schönste ist." Er lässt sich nicht lange bitten, bis er Anekdoten erzählt. Es sprudelt geradezu heraus aus dem 73-Jährigen, der in der Nachkriegszeit den Deutschen wieder das Feiern beibringen wollte.

Wie er für einen seiner liebsten Kunden, den Multimillionär Karl Friedrich Flick, immer ein Schlagzeug bereithielt, damit dieser bei seinen opulenten Festen trommeln konnte. Oder wie Franz Josef Strauß einst in seinem Tabakstüberl die Idee für einen neuen Flughafen im Erdinger Moos entwickelte. "Ich war ja einer der letzten, die den Strauß erleben durften - bei mir im Wiesnzelt hab' ich ihm einen Tag vor seinem Tod ein Hendl bereitet, mit Kartoffelsalat und Schnittlauchbrot, so wie er es liebte."

Auch Frank Sinatra speiste schon bei Gerd Käfer

Von Gunter Sachs, Frank Sinatra, Elton John und Königin Silvia von Schweden könnte er stundenlang berichten, aber er begnügt sich mit der Schilderung jenes Abends, als er erst nicht ins P1 zugelassen wurde, seine eigene Erfindung.

Das Verhältnis zu seinem Sohn Michael, das nie ganz frei von Spannungen war, ist nur kurz ein Thema. "Er ist ein sehr tüchtiger Bursche, ein anderer Typ als ich - ich hab' das Geld immer mit vollen Händen ausgegeben." Ganz nebenbei präsentiert er der Presse noch seinen unehelichen Sohn Christian, den er spät kennenlernte.

Natürlich muss es dann Hummer geben an diesem Mittag. Jedem Gast sein Krustentier, was für die Journalisten eine angenehme Art der Bestechung ist. Sparen sollen andere - Käfer, der umtriebige Wanderer zwischen seinen Festen, ist für den gehobenen Genuss und die große Inszenierung zuständig.

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