Maibock-Anstich:Starkes Bier, sanfter Söder

Maibockanstich 2017

Überraschend milde: Bayerns Finanzminister Markus Söder und seine Frau Karin beim Maibockanstich.

(Foto: dpa)
  • Beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus gibt sich Bayerns Finanzminister Markus Söder als Gastgeber zahm.
  • Der Hauptredner des Abends, Django Asül, knöpft sich umso mehr Söders vorerst scheinbar gescheiterte Ambitionen vor: sein ewiges Nachfolge-Ringen mit Ministerpräsident Horst Seehofer, der wieder einmal nicht erschienen ist

Von Franz Kotteder

Dass die staatliche Hofbräu wieder einen süffigen Maibock gebraut hat, ist an diesem Abend natürlich auch wieder ein Thema. Aber wie jedes Jahr wieder eines, das eher so nebenbei mitläuft. Denn die Frage: Wie schmeckt er?, ist bei weitem nicht so interessant wie die Frage: Wie schmeckt es dem Söder, dass der Seehofer weitermacht?

Tatsächlich besteht das Ritual ja seit einigen Jahren darin, dass vor der satirischen Rede des Kabarettisten Django Asül die satirische Rede des Finanzministers Markus Söder (CSU) kommt. Die besteht meist aus diversen kleinen und großen Spitzen - manchmal sogar beinahe handfesten Schmutzeleien - gegen seinen Vorgesetzten, den Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der vielleicht auch deshalb schon länger nicht mehr zu Gast war bei diesem politsatirischen Ereignis namens Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus.

An diesem Donnerstag hätte er beruhigt kommen können, denn der Finanzminister versprach gleich zu Beginn "eine milde Rede, einen sanften Söder". In der Tat beschränkte er sich in seiner 18-minütigen Ansprache auf eher matte Scherze. Die wurden dann sogar noch von der Moderatorin des Bayerischen Fernsehens, Anouschka Horn, unterboten, die das eigentliche Anzapfen mit den Worten ankündigte: "Jetzt folgt ganz großes Kino - der Maibock wird zum Bockbuster!"

Söder machte sich immerhin noch über sich selbst lustig: "Meine zeitliche Perspektive ist deutlich schlechter als die von Prinz Charles." Deshalb werde er sich künftig verstärkt auf sein Kerngeschäft verlegen und Förderbescheide verteilen: "Unter dem Motto ,Rent a Förderbescheid' komme ich auch gerne zu Ihnen nach Hause." Bei dieser Gelegenheit werde er dann gleich Selfies mit Hunden, Katzen und Goldfischen schießen und in alle Welt hinausschicken.

Diese Södersche Eigenart war auch Django Asül aufgefallen, der gleich zu Beginn seiner Rede auf dessen Präsenz in sozialen Netzwerken einging: "Wo andere eine romantische Ader haben, hat der Markus ein Wlan-Kabel."

Ministerpräsident Seehofer, so Asül, könne leider nicht persönlich kommen, er müsse gerade ein intensives Selbstgespräch mit seinem Nachfolger führen: "Es gibt noch ein, zwei Punkte, wo er sich selber klar machen will, was er genau damit meint." Ziemlich klar ist sich Seehofer nach Ansicht des Kabarettisten freilich in seiner Einschätzung von Angela Merkel. "Die Merkel sagt ja im Prinzip eh das Gleiche wie die CSU, es klingt halt nur ganz anders, wesentlich eleganter."

Bei der CSU wirke jede Aussage wie ein Rammbock, Merkel sei da schon "hinterfotziger". Weshalb ein Regensburger Pfarrer aus der CSU aus- und in die Thüringer CDU eingetreten sei - "also quasi ins politische Aus!" Horst Seehofer aber stehe immerhin für eine gewisse Kontinuität, was man von den politischen Gegnern nicht so behaupten könne.

Martin Schulz, der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, sei für die bayerische SPD lediglich ein "Kurzzeit-Messias" gewesen, weshalb Asül empfahl: "Jetzt trinken wir mal auf den Schulz, weil beim nächsten Maibock weiß keiner mehr, wer er war." Überhaupt sei von der bayerischen SPD auch weiterhin wenig zu erwarten, weil ihr derzeitiger Landesschatzmeister von Beruf Staatsanwalt sei - in dieser Rolle hatte er die Korruptionsaffäre in der Regensburger SPD ins Rollen gebracht, wegen womöglich illegaler Parteispenden. "Fragt mal den Markus", rief Django Asül in den Saal und meinte damit nicht Rinderspacher, sondern Söder, "wo die CSU-Zentrale heute stünde, wenn der CSU-Schatzmeister in den Siebzigern und Achtzigern ein Staatsanwalt gewesen wäre. Da sagt der Markus glatt: Stadelheim!"

Auch die Grünen aber wollten auf die Schulz-Begeisterung der SPD reagieren und hätten deshalb eine neue Fraktionsvorsitzende gewählt: "Wenn der Schulz bei der SPD so eine Euphorie auslöst, brauchen wir eine Schulze." Dafür habe dann die Abgeordnete Claudia Stamm die Fraktion verlassen, wenn auch nicht in Richtung CSU, der ja auch ihre Mutter Barbara angehört, "nach dem Motto: Blut ist dicker als Cannabis". Claudia Stamm aber habe dankend abgelehnt, sie wolle keine Modellbaufirma gründen, sondern lieber eine eigene Partei.

Django Asül hielt diesmal schon seine zehnte Rede beim Maibockanstich, ist insofern also durchaus auch ein wenig mit Seehofer vergleichbar: Er ist schon länger da, und ein Nachfolger ist noch lange nicht in Sicht. Am Schluss seiner Rede wendet er sich deshalb auch an Hofbräu-Chef Michael Möller: "Michael, solange der Markus als Finanzminister der Gastgeber ist, bin ich auch dabei. Ich mache also die 20 voll."

Das ergab dann schließlich tosenden Applaus zum Abschluss, nur der designierte Finanzminister bis 2027 sah die Sache etwas differenzierter: "Natürlich ist der Django ein ganz Großer, aber ich glaube, er könnte so eine Rede auch gut in der Staatskanzlei halten."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: