Luxusimmobilien in München:Türme zum Träumen

750 Quadratmeter über den Dächern der Stadt? Oder die Villa im Park? In München entstehen derzeit zahlreiche Luxusimmobilien - ein Preisvergleich.

Astrid Becker

Die Zahlen können einen schwindlig machen: Zwischen 10.000 und 20.000 Euro pro Quadratmeter müssen Anleger in München für Wohnungseigentum in Toplagen hinblättern. Experten aus der Immobilien- und Baubranche führen den überhitzten Markt zum einen auf die Finanzkrise zurück, die vorsichtige Menschen dazu verleite, in Wohneigentum zu investieren.

Ehemaliges Heizkraftwerk in München, 2009

"The Seven": Das ehemalige Heizkraftwerk in der Müllerstraße ist das wohl spektakulärste Bauvorhaben in der Stadt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die hohen Kaufpreise, sagt Bauträger Rolf Rossius, resultierten jedoch auch aus der Flächenknappheit in der Stadt. Während in Schwabing, im Hackenviertel oder auch in Untergiesing Menschen für bezahlbaren Wohnraum auf die Straße gehen, investieren Bauträger derzeit offenbar am liebsten in gehobenen Wohnungsbau oder in Luxussanierungen - weil die Nachfrage danach ungebrochen hoch ist.

Noch immer werden bei den meisten Projekten die teuersten Wohnungen als erstes verkauft, und dies meist ganz ohne Werbung oder Makler. Häufig sind die Wohnungen schon vergeben, bevor sie überhaupt gebaut sind, weil der potentielle Käufer in dieser Preislage Grundriss und Ausstattung selbst bestimmen will. Dabei gibt es, je nach Lage, unterschiedliche Spielarten von Luxus.

In der Innenstadt werden die teuersten Wohnungen - trotz des hohen Gewerbeanteils dort - für 10000 Euro verkauft, so zum Beispiel auf dem ehemaligen Areal des Süddeutschen Verlags. Weiter entfernt vom Zentrum, in den seit jeher begehrtesten Wohnlagen am Englischen Garten oder auch in Altbogenhausen, werden noch weitaus höhere Preise erzielt. Die SZ wollte es genau wissen und hat sich umgesehen: Vier Beispiele, die den Markt der Luxusimmobilien beleuchten.

The Seven

The Seven

Luxusimmobilien in München: Rund 50 Prozent aller Wohnungen in "The Seven" sollen bereits verbrieft sein. Die Fertigstellung ist Ende 2012 geplant.

Rund 50 Prozent aller Wohnungen in "The Seven" sollen bereits verbrieft sein. Die Fertigstellung ist Ende 2012 geplant.

Das ehemalige Heizkraftwerk in der Müllerstraße ist das wohl spektakulärste Bauvorhaben in der Stadt. "Alles außer gewöhnlich" - damit wirbt Investor Alpha invest Gmbh für sein Projekt. Ganz zu widersprechen ist dem auch nicht: Immerhin wird dort ein Industriedenkmal - mitten im Szeneviertel rund um den Gärtnerplatz gelegen - nach Plänen der Léon Wohlhage Wernik Architekten zum höchsten Wohngebäude der Stadt umfunktioniert. Tatsächlich ist der Blick von den oberen Etagen umwerfend: Der Marienplatz, der Viktualienmarkt, die Frauenkirche, aber auch die Isar wirken zum Greifen nahe - allerdings nur, wenn man eine der begehrten Luxuswohnungen ganz oben in dem 56 Meter hohen, ehemaligen Kraftwerksturm ergattert.

Vom sogenannten Royal-Loft, das sich auf 750 Quadratmetern über den 14. und 15. Stock hinzieht und über großzügige Loggien in der ersten Wohnebene sowie über eine umlaufende Dachterrasse mit mehr als 150 Quadratmetern in der zweiten Wohnebene verfügt, genießt der Käufer einen 360-Grad-Rundumblick auf die gesamte Stadt. Diese Wohnung, die direkt von der Lobby samt Concierge oder von der Tiefgarage aus zu erreichen ist, soll als erstes verkauft worden sein - angeblich für rund 20.000 Euro pro Quadratmeter.

Doch auch die beiden "Dreamlofts" in der 12. und 13. Etage regen die Phantasie an. Sie sind mehr als 400 Quadratmeter groß und erstrecken sich über die gesamte Turmebene. Vorgesehen sind sechs Zimmer, doch auch hier können Käufer ihre Grundrisse individuell planen, ebenso wie die Ausstattung ihrer Wohnungen. Sie dürften preislich nur wenig unter dem bereits erzielten Höchstpreis liegen.

Insgesamt sind die Wohnungen im Turm zwischen 95 und 750 Quadratmeter groß, sie kosten zwischen 8000 und 20.000 Euro pro Quadratmeter, im angrenzenden fünfgeschossigen Atriumsbau werden für die insgesamt 56 Wohnungen in einer Größe von 55 bis 275 Quadratmetern 7000 bis 15 000 Euro verlangt. Rund 50 Prozent aller Wohnungen sollen bereits verbrieft sein. Die Fertigstellung ist Ende 2012 geplant.

Montgelaspark

Villa Montgelas

Die Villa Montgelas gibt sich mit ihren 14 Wohnungen der Kahlfeldt Architekten aus Berlin klassizistisch

Montgelaspark

Wer bis zu rund 14500 Euro pro Quadratmeter ausgibt, darf sich auf einen Ausblick direkt ins Grüne freuen. Das Areal, das derzeit von der Frankonia Eurobau mit insgesamt 31 Luxuswohnungen bebaut wird, liegt zwischen der Montgelas-, der Törring- und der Händelstraße.

Auch hier gilt, was im Luxussegment üblich ist: Je nach Baufortschritt kann der Käufer noch auf Grundrisse und Ausstattung Einfluss nehmen. Die Wohnungen verteilen sich auf zwei Gebäude, auf das sogenannte Haus Törring und die Villa Montgelas in der Händelstraße. Beide Baukörper umfassen Erdgeschoss plus vier Obergeschosse und unterscheiden sich maßgeblich in ihrer Architektur.

Während sich das Haus Törring mit seinen 17 Wohneinheiten vom Büro Steidle Architekten aus München modern entworfen wird, gibt sich die Villa Montgelas mit ihren 14 Wohnungen der Kahlfeldt Architekten aus Berlin klassizistisch. Auch bei den Preisen gibt es beträchtliche Unterschiede: Im Haus Törring entstehen zehn Wohnungen zwischen 162 und 270 Quadratmetern, die je nach Geschoss zwischen 6500 und 10.286 Euro pro Quadratmeter kosten, die sieben Ein-Zimmer-Appartements kosten 6500 bis 7876 Euro. In der Villa - mit 14 Wohnungen zwischen 181 bis 357 Quadratmeter - werden Preise von 9617 bis 14.499 Euro pro Quadratmeter verlangt.

Montgelaspark

Auch beim Montgelaspark gilt die Devise: Je teurer, desto toller. Insgesamt sind derzeit sieben Wohnungen in der Villa verkauft, im Haus Törring sind fünf von 17 nicht mehr zu haben. Das Areal soll bis zum Frühjahr 2012 fertig bebaut sein.

"Redukt" in München, 2010

Erbaut wurde das Projekt im Stil des Strukturalismus.

(Foto: Catherina Hess)

Das ehemalige Jesuitenkloster

Das ehemalige Jesuitenkloster

Dieses Projekt ist allein wegen seiner Architektur das ungewöhnlichste in der Stadt. Erbaut wurde es im Stil des Strukturalismus in den Jahren 1961 bis 1965 von dem Architekten Paul Schneider von Esleben - und zwar als Ordenshaus der Jesuiten direkt am Nymphenburger Schlosspark. Weil das Kloster jedoch unter Nachwuchssorgen litt und ihr Ordenshaus saniert werden musste, verkaufte der Orden das unter Denkmalschutz stehende Areal 2004 an die Mattusch Wohnbau GmbH, die das Gebäude aufwendig sanierte und erweiterte. 2009 wurde es fertiggestellt: 12 von 14 Wohnungen sind verkauft, zwei sind noch zu haben: die Bibliotheks-Türme und der Schlossflügel.

Für die letztere, 350 Quadratmeter große Wohnung, die etwa dreieinhalb Millionen Euro kosten soll, gibt es wohl einen Interessenten. Sie erstreckt sich auf zwei Ebenen, verfügt über mehrere Terrassen und einen Blick ins Grüne - selbst von der Badewanne aus fällt der Blick direkt auf eine der Terrassen, hinter der sich der Schlosspark öffnet.

Noch extravaganter sind die Bibliotheks-Türme; als Wohnung kann man sie mit ihren fünf Ebenen und 650 Quadratmetern Fläche wohl nicht mehr bezeichnen. Insider schätzen den Kaufpreis auf bis zu 15 Millionen Euro. Über die anderen Wohnungsinhaber ist von der Mattusch Wohnbau GmbH zumindest so viel zu erfahren: Es handelt sich um Menschen, die es gewohnt gewesen seien, in Häusern zu leben.

Einige Eigentümer hätten es jedoch vorgezogen, ihre Wohnsitze am Starnberger See gegen die barrierefreien und großzügigen Wohnungen im ehemaligen Kloster aufzugeben, nachdem ihre Kinder ausgezogen seien.

Mauerkircher Straße 79 bis 81

Denkmalgeschützte Stadtvilla in München, 2010

Die herrschaftliche Stadtvilla in der Mauerkircher Straße soll erhalten und saniert werden.

(Foto: lok)

Mauerkircher Straße 79 bis 81

Früher war hier, in der denkmalgeschützten Villa der Hausnummer 79, ein sogenanntes "Bräuteheim" untergebracht, später die Stiftung Katholisches Familien- und Altenpflegewerk. Heute hat die Kirche das 6000 Quadratmeter große Grundstück im Herzogpark an den Münchner Projektentwickler und Bauträger Hannes Ritter verkauft.

Es befindet sich in Nähe zur Poschinger Straße, in der einst Schriftsteller Thomas Mann nebst Familie residierte. Zwei Gebäude, die sich dort befanden, wurden wegen ihrer schlechten Bausubstanz abgerissen, die herrschaftliche Stadtvilla soll erhalten und saniert werden.

In die Schlagzeilen war das Projekt geraten, weil dort alter Baumbestand abgeholzt wurde. Was Ritter genau damit vorhat, ist noch ungewiss, weil sich das Vorhaben in der Entwicklungsphase befindet. Gedacht ist daran, dort insgesamt drei oder vier Gebäude zu platzieren, die jedoch die Ausmaße der Villa nicht überschreiten. Sie sollen maximal zwei Parteien eine Bleibe bieten, konzipiert werden sie als Ein-Familien-Villen - was in München Seltenheitswert hat.

Allerdings muss die Stadt dem Ganzen erst noch im Detail zustimmen. Über mögliche Preise und Grundrisse ist daher noch nichts zu erfahren. Nur so viel: Wer dem Geist des Großbürgers Thomas Mann ganz nahe sein möchte, muss auch heute sehr viel Geld haben.

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