Luxemburg (Stadt)/Moosach:Herzenssache

radlerin

Gut gelaunt: Jon Sklar und Tanja Schmidt unterwegs in Frankreich.

(Foto: privat)

Tanja Schmidt radelt gemeinsam mit ihrem Freund 1200 Kilometer von Brighton nach Moosach - für ihren Großvater

Von Margarethe Gallersdörfer, Luxemburg (Stadt)/Moosach

Es klingt so, als könnten die Münchner sich von den Franzosen ruhig mal eine Scheibe abschneiden. Tanja Schmidt und ihr Freund Jonathan Sklar jedenfalls sind begeistert von der Freundlichkeit, mit denen die Leute ihnen begegnet sind, wenn sie mit ihren Fahrrädern durch kleine französische Orte sausten. "Die Franzosen mögen Radfahrer sehr gerne. Wirklich jeder sagt ,Bonjour'", erzählt die 27-Jährige am Telefon. Und wenn sie mal eine Pause einlegten, würden sie gleich belagert, ausgefragt und bewundert für ihr Projekt.

Bewunderung ist angemessen: Von Brighton in England sind Tanja Schmidt und Jon Sklar nach Moosach unterwegs - 1200 Kilometer mit dem Fahrrad. Und das eher untrainiert, zumindest was Tanja Schmidt betrifft. Die gebürtige Moosacherin unternimmt die Tour mit ihrem Freund zu Ehren ihres Opas: Der hatte ihr, als sie klein war, das Radfahren beigebracht und sie und ihre Schwester mit auf Touren genommen. Zur mäßigen Begeisterung der kleinen Tanja, die noch immer noch von sich sagt, sie sei "keine Sportlerin".

Wegen seiner schweren Herzkrankheit muss Schmidts Großvater sein Radl allerdings mittlerweile im Schuppen lassen, und Tanja Schmidt lebt inzwischen mit ihrem Freund in England. Mit ihrem Großvater, Vaterfigur und ihr Held, telefoniert sie wöchentlich. Als er sie dann einmal scherzhaft fragte, wann sie denn endlich mal heimradeln wolle, beschloss Tanja Schmidt, ihn stolz zu machen - und unterwegs Spenden für die "British Heart Foundation" zu sammeln.

Am Dienstag, 1. September, sind Schmidt und Sklar in Brighton aufgebrochen - und gleich in einen Hagelsturm geraten. "Die ersten zwei Tage waren sehr verregnet und richtig kalt", erzählt Schmidt. Dass das Paar sozusagen mitten in den Herbst hineinfährt, war so nicht geplant. Statt sich nach einem langen Tag auf dem Rad ein Hotelbett zu gönnen, campen die beiden nachts - ohne Isomatten. "Wir freuen uns mehr aufs Radeln tagsüber als auf das Schlafen nachts", sagt Tanja Schmidt und lacht. Das Radeln wiederum laufe "sozusagen ganz gut": Die Beine schmerzen nicht, dafür allerdings Schmidts Schultern. Und die Hände: "Am vierten Tag bin ich vom Rad gefallen", sagt Schmidt und klingt ein wenig verlegen. Wie das? "Ich dachte, ich wäre cool und probier es mal freihändig." Zum Glück ist es aber bei ein paar Abschürfungen geblieben. Jon, ohne den Schmidt diese Tour nie gewagt hätte, wie sie sagt, hat da schon mehr Pech: Sein Ischias schmerzt, und er hatte in vier Tagen sechs Platten, immer am Hinterrad: "Das hat uns viel Zeit gekostet."

Mit dem Magen in den Kniekehlen mussten die beiden einmal in Frankreich herumradeln: Es war Sonntag, alle Läden geschlossen. "Und wir hatten nur noch Wurst und Käse, aber kein Brot mehr", erinnert sich Schmidt mit Grausen. Dank Jons Französischkenntnissen ("Camping s'il vous plaît") haben die beiden dann aber doch noch einen Campingplatz gefunden, mit einem Restaurant. "Da haben wir dann alles gegessen, was es gab", sagt Tanja Schmidt. Trotz Pleiten, Pech und Pannen sind die beiden am neunten Tag ihrer Radltour wie geplant bei Tanjas Freund Jimmy in Luxemburg angekommen. Ein Paradies nach neun Tagen Rad und Zelt: ein richtiges Bett, eine Waschmaschine für die muffigen Sachen und die Fürsorge von Jimmy und seiner Familie. Ihre eigene Familie in Moosach, allen voran der Opa, wird per Whatsapp auf dem Laufenden gehalten. Er muss sich noch ein wenig gedulden: Tanja Schmidt und Jon Sklar sind noch mehr als eine Woche unterwegs.

Ihr Projekt beschreibt Tanja Schmidt im Internet unter www.justgiving.com/homeiswhereyourheartis

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