Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Weite Welt statt stiller Einkehr

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Ein Hort der Ruhe: Das Friedhofsgelände wird im Viertel genutzt und geliebt (Foto: Catherina Hess)

Der Bezirksausschuss wehrt sich gegen ein Informationszentrum und ein Bestattungsmuseum am Alten Südlichen Friedhof

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA) missbilligt die Entscheidung des Stadtrates, am Alten Südlichen Friedhof ein Informationszentrum und ein Bestattungsmuseum einzurichten. Die Stadt hat sich bereits auf die Pestalozzistra- ße 62 festgelegt, eine sehr kleine Fläche an der Friedhofsmauer am Westermühlbach. Ein Info-Zentrum und ein Museum sei dort kaum vorstellbar, sagte Beate Bidjanbeg (SPD), die Vorsitzende des Kulturausschusses im BA. Zumindest für das Museum solle die Stadt auch andere Standorte in Betracht ziehen: "Hier ist doch der Südfriedhof selber das eigentliche Museum."

Die Stadt will den Südfriedhof ausbauen - zum "einmaligen kulturhistorischen Aushängeschild in ganz Europa", so formulierte es die zuständige Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs Ende vergangener Woche. Dass die Stadtteilpolitiker da noch ein Wörtchen mitreden, war eigentlich nicht mehr vorgesehen, was sie nicht daran hinderte, ihre Kritik den Stadträten nahe zu bringen. Der BA 2 fordert auch, in die weiteren Planungen eingebunden zu werden. Der Alte Südliche Friedhof sei "ein Herzstück" des zweiten Stadtbezirks. Zur Erhaltung als Denkmal seien maßgebliche Impulse und Beiträge vom BA ausgegangen. Auch sei schade, wenn das Know-how der vielen Menschen aus dem Viertel, die sich bisher mit dem Südfriedhof beschäftigen, untergehen würde. Es geht die Angst um, dass der Friedhof vom Viertel abgelöst und gleichsam auf eine europäische Ebene gehoben wird. Außerdem erinnert der BA die Stadträte daran, dass die Isarvorstadt viel zu wenig Grünflächen hat. Der Südfriedhof werde nicht nur als kulturhistorisches Denkmal, sondern auch als Grün- und Ruhefläche genutzt. Die Besucherströme zu intensivieren, liege nicht im Interesse der Bürger.

Der Bezirksausschuss kritisiert zudem die vorgesehene Technik als unzureichend. Die Besucher sollen sich künftig Audio-Geräte ausleihen, um den Friedhof zu entdecken. Viele Gräber seien bereits katalogisiert und im Internet auffindbar, heißt es dazu seitens des Gremiums. Sinnvoll wäre daher eine weitere elektronische Aufbereitung, damit Besucher sich über die Gräbern per Smartphone informieren können.

Der "Stamm Pegasus", die einzigen Pfadfinder mit einem Stammhaus in der Münchner Innenstadt, kann seine Räume an der Pestalozzistraße 62 noch bis Sommer 2017 nutzen; möglicherweise können sie dann im Bunker am Fuße des Gebsattelbergs in der Au unterkommen. Nach der langen Auseinandersetzung, ob ihre Räume einem Informationszentrum weichen müssen, kümmert sich jetzt die Glockenbachwerkstatt um eine neue Bleibe. Beate Bidjanbeg, die den Bereich Jugend im BA verantwortet, findet es "ein bisschen schade", würden denn die Pfadfinder das Viertel verlassen.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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