Hauptbahnhof:Wer saniert denn nun die Schmuddelecke?

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  • Der Streit über die Renovierung der Paul-Heyse-Unterführung am Hauptbahnhof in München geht in die nächste Runde.
  • Die CSU übt scharfe Kritik an den Plänen von Bahn und Stadt.
  • Das Bauwerk, das so alt ist wie der Pariser Eiffelturm, soll 2040 komplett erneuert werden.

Die Bahn und die Stadt haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen für eine Verschönerung der Paul-Heyse-Unterführung geeinigt. Auch die CSU im Stadtrat zeigt Freude darüber, sie reklamiert die angelaufenen Abstimmungen zwischen DB und Stadt als eigenen Erfolg. Doch die Freude über die Ergebnisse der Unterredungen ist gebremst, zumindest laut CSU-Stadtrat Richard Quaas. Das sei ja nur eine "ungare, halbe Lösung".

Die Unterführung, ein Schandfleck, eine der großen Schmuddelecken der Stadt, könne eine "gesamte Aufhübschung" schon vertragen. Wenn Mitte der Zwanzigerjahre die zweite Röhre für die Stammstrecke gebaut und der erneuerte Hauptbahnhof fertig werde, stehe sie sonst als Provisorium daneben - "weder Fisch noch Fleisch".

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Nach dem jetzigen Stand der Dinge wolle sich die Bahn zwar um die Wände des Bauwerks kümmern, die Stadt um eine hellere und technisch verbesserte Beleuchtung. Die Stadt fühle sich auch für die Fahrbahn und für den Gehsteig verantwortlich, der Belag solle erneuert werden. Doch die sehr dunkle Decke, die stark für den Gesamteindruck verantwortlich sei, solle bleiben wie sie ist.

Quaas hält das für "fatal". Zwar habe die Bahn gesagt, dass die Paul-Heyse-Unterführung im Jahr 2040 komplett neu gebaut werde, doch damit sei kaum zu rechnen. Andere Unterführungen in München seien bereits seit Jahrzehnten auf der To-do-Liste der Bahn, ohne dass sich etwas ändere. Quaas erinnert an die Unterführungen an der Dachauer und an der Tumblingerstraße.

Der CSU-Stadtrat schlägt vor, die Paul-Heyse-Unterführung komplett auszukleiden. Sie solle für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger zur "hellen Geschichte" werden. Es gebe dafür Beispiele, so in Zürich, auch in Österreich. Dort müsse man nur ab und zu mit dem Waschfahrzeug durch die Unterführung fahren. Das Auskleiden mit einem glatten und hellem Material verbessere die gefühlte Sicherheit in dem als höchst unangenehmes, düsteres Loch empfundenen Bauwerk enorm.

Statisch hält die Paul-Heyse-Unterführung laut Angaben der Bahn. Die Stahlträgerkonstruktion, nur wenige Jahre nach dem Pariser Eiffelturm gebaut, muss nicht erneuert werden. Insofern ist die Sicherheit nicht bedroht, es geht derzeit nur um optische Verschönerungen. Auch dies war in den vergangenen Jahren Grund für die Bahn, an der Unterführung nichts zu machen und die Verantwortung auf die Stadt abzuwälzen. Diese schob wiederum der Bahn als Eigentümerin den schwarzen Peter zu.

Nun hat Quaas wieder eine Anfrage zur Paul-Heyse-Unterführung an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gestellt. Ob es stimme, dass die hässliche Decke und die Mittelkonstruktion mit dem durch Taubenkot verdreckten Stahlträger so bleiben sollten? Und ob Reiter es für sinnvoll halte, die Unterführung in den nächsten Jahren grundlegend zu modernisieren oder darauf zu warten, bis die Bahn der Meinung sei, das Bauwerk habe seine technische Nutzungszeit endgültig überschritten? Das werde wohl irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sein, eventuell müsse man auch noch warten - vielleicht mit einer Notabstützung wie derzeit bei der Lindwurmunterführung.

© SZ vom 14.01.2017/sim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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