Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Ringen um die Räume

Ehemalige Viehmarkt-Bank in München, 2017

Ist die ehemalige Viehbank im Münchner Schlachthofviertel als Standort für das Forum Humor und Komische Kunst noch eine realistische Option? Bernried am Starnberger See empfiehlt sich als Alternative.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die CSU im Bezirksausschuss befürchtet, dass ein möglicher Künstler-Gewerbehof in der früheren Viehhof-Bank zu Gunsten des geplanten Humor-Museums mit unattraktiven Sälen abgespeist wird

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Dem Verein "Forum für Humor und Komische Kunst" könnten in der Isarvorstadt Scherereien drohen. Denn dort gibt es Befürchtungen, dass das "Haus für Humor", das der Verein in der ehemaligen Viehhof-Bank einrichten will, die besten Räume in dem Gebäude für sich beansprucht. Marianne Wille, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, sagte im Bezirksausschuss (BA), die Pläne des Vereins und der Lokalpolitiker würden sich "wunderbar ergänzen". Doch zumindest die Isarvorstädter CSU versteht das jüngst veröffentlichte Konzept des Forums für Humor und Komische Kunst nicht so. Für die vom BA gewünschten Ateliers ließe deren Konzept lediglich Platz "in den niedrigen Räumen" im oberen Stockwerk und "unterm Dach", so die Kritik.

Nicht nur der Verein, auch das Stadtviertelgremium hatte vor einem halben Jahr einen Antrag für die Neubelegung der weitgehend leer stehenden Viehhof-Bank eingereicht. Die Politiker fordern, daraus einen "Gewerbehof für Künstler" zu machen - für die Münchner Kultur- und Kreativwirtschaft, der es an Räumen mangelt.

Das Projekt des Forums für Humor und Komische Kunst ist noch nicht spruchreif. Doch für die Idee - sie ist von Kabarettist Gerhard Polt inspiriert - zeichnet sich breite Unterstützung bei den Münchnern ab. Filmemacher wie Marcus Rosenmüller, Maler und Cartoonisten wie Rudi Hurzlmeier und Peter Gaymann, Museumsexperten und Musiker, zum Beispiel Willy Astor, stehen auf der Liste der Unterstützer. Stadtpolitiker zeigen sich aufgeschlossen für das Museum. Die Münchner sind sogar bereit, für die Verwirklichung des Hauses für Humor zu spenden: Der Verein konnte in einem knappen Jahr bereits eine Million Euro sammeln.

Die einstige Viehhof-Bank steht seit 20 Jahren weitgehend leer. Früher befand sich dort eine Hypo-Filiale, die die Bankgeschäfte für den Vieh- und Schlachthof erledigte. Das Gebäude mit einer Fläche von 2800 Quadratmetern gehört der Stadt, steht unter Denkmalschutz und gilt als baufällig. "Das Gebäude wäre ideal für das Museum", sagte Marianne Wille im Bezirksausschuss. Das Ensemble mit dem gegenüberliegenden Wirtshaus im Schlachthof mit seiner Bühne und dem geplanten Volkstheater an der Seite würde sich "wunderbar ergänzen", so Wille. Es entstehe ein kulturelles Zentrum, "ein gewaltiges Angebot für das Viertel". Ein "tolles Vorhaben", hieß es auch im BA. Vinzenz Zöttl (CSU), der die Initiative für einen "Gewerbehof für Künstler" gestartet hat, schloss sich diesem Urteil zwar an, mahnte aber: "Wir sollten an unseren eigenen Antrag erinnern."

Eine Kurzfassung des Konzepts, das kürzlich der Vereinsvorsitzende Reinhard G. Wittmann, der ehemalige Chef des Münchner Literaturhauses, veröffentlichte, hat Zöttls Misstrauen erregt. Danach sollen in den großen Sälen im Bankgebäude im ersten und zweiten Stock Werke der komischen Kunst ausgestellt werden. Büros, eine Cafeteria, im Souterrain Platz für Lager, Technik und Versorgung sind vorgesehen. Ein zweites Obergeschoss, erschlossen durch ein separates Treppenhaus und früher die Berufsschule für Metzger, soll Künstlern und Kreativen zur Verfügung gestellt werden. An dem Konzept müsse noch gefeilt werden, sagte Vinzenz Zöttl. Er könne sich kaum vorstellen, dass für die Künstler nur Räume ganz oben übrig bleiben sollen. Zudem seien in dem Konzept sämtliche großen Säle für das Museum reserviert. "Auch Ateliers brauchen eine gewisse Höhe."

Der BA-Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) gab zu bedenken, dass das Projekt zu groß und zu wichtig für das Viertel sei, als dass man es in einer Sitzung abhandeln könne. In das leer stehende Gebäude solle endlich wieder Leben kommen. Zunächst werden die Pläne also in Unterausschüssen diskutiert.

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