Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Präsentation mit Paukenschlag

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Wie skizziert: Ein Kunstwerk soll vor dem Schulzentrum an der Ruppertstraße aufgestellt werden.

Wie skizziert: Ein Kunstwerk soll vor dem Schulzentrum an der Ruppertstraße aufgestellt werden.

(Foto: Alexander Miklosy)

Die Kunst am Bau beschert der Bürgerversammlung eine Überraschung: Vor das neue Schulzentrum für Erzieherberufe an der Ruppertstraße soll eine 15 Meter hohe, schwarz lackierte Metallkonstruktion kommen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Die von rund 200 Anwohnern besuchte Bürgerversammlung der Ludwigs- und Isarvorstadt hat der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA), Alexander Miklosy (Rosa Liste), mit einer Überraschung eröffnet. Er präsentierte, bislang nur als Skizze, eine Skulptur, die vor dem neuen Schulzentrum für Erzieherberufe an der Ruppertstraße aufgestellt werden soll: eine Metallkonstruktion aus schwarz lackiertem Stahlrohr, eine Art "Linie im Raum". Oder, wie Miklosy die Künstlerin wiedergab, eine "Cumuluswolke, die trotz - oder gerade wegen - ihrer flockigen Gestaltlosigkeit dem Auge des Betrachters unendliche Möglichkeiten bietet". Die Skulptur, Teil des städtischen "Kunst-am-Bau"-Programms, sorgte schon bei ihrem ersten "Auftritt" vor Bürgern für Belustigung, gute Laune und Neugierde: vor allem, als Miklosy verkündete, sie solle 15 Meter hoch werden und damit dem Walking Man in der Leopoldstraße das Wasser reichen.

Auch sonst war die Bürgerversammlung keine dröge, sondern eine amüsante Veranstaltung, es wurde viel gelacht, obwohl die Bürger viele und auch ernste Themen ansprachen. Die Auswirkungen des Oktoberfestes und des oft ausgelassenen Nachtlebens rauben vielen Ludwigsvorstädtern den Schlaf. Anwohner des Dreimühlenviertels sind genervt vom Autoverkehr und vom Eisenbahnlärm in ihrem Block. In der Ludwigsvorstadt sind Fahrradfahrer stark durch den Autoverkehr gefährdet und werden häufig ausgebremst. Zwischen Klinikviertel und Bahnhof ist Zweckentfremdung und Medizintourismus ein großes Thema. Und einige Gewerbetreibende im Glockenbachviertel befürchten, ihre Räume zu verlieren.

Nussbaumpark

Die Maßnahmen im Nussbaumpark - die Rede war von mehr Kontrollen, besserer Beleuchtung und dem Ausdünnen von Büschen und Gestrüpp - haben laut Anwohnern wenig bewirkt. Eine Hundebesitzerin berichtete, vor ihr sei kürzlich jemand "aus dem Gebüsch gehüpft" und habe "gib mir Geld, brauch ich Drogen" von ihr gefordert. Bei anderen späten Runden mit ihrem Hund sei sie von einer Gruppe "dunkler Typen" verfolgt worden, auf der Treppe eines angrenzenden Hauses hätten zwei Männer sich Spritzen gesetzt.

Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die die Versammlung leitete, versprach Verbesserungen. Der Stadtrat habe die Einführung eines kommunalen Außendienstes mit 120 Stellen beschlossen - eben für Brennpunkte wie den Nussbaumpark, den Botanischen Garten und das Bahnhofsviertel. Die Stellen seien aber noch nicht besetzt. Polizeidirektor Hans Reisbeck von der Inspektion 14 im Westend sagte, die Polizei plane noch in diesem Monat "Schwerpunkttage" im Park. Reine Repression bewege aber wenig. "Auch der soziale Ansatz gehört dazu."

Ausverkauf des Viertels

Was passiert mit den herrschaftlichen Liegenschaften der aus dem Klinikviertel wegziehenden Krankenhäuser? Anwohner appellieren an die Stadt, sich dafür einzusetzen, dass der Freistaat Bayern sie nicht für Luxuswohnungen verkauft. Ein Anlieger berichtete von seinen Erfahrungen nach der Umwandlung des Alten Arbeitsamtes. Dort sei es nun ghettoähnlich, es gebe keine Durchwegung in die benachbarten Straßen, die Bewohner lebten abgeschottet, keine Lebenszeichen, "nur ab und zu ein Achtzylinder-Brummen". Ein Anwohner des Glockenbachviertels schilderte den Fall eines privaten Hausverkaufs an einen Investor, sogenannte Exit-Entwickler würden sich wohl bald damit beschäftigen, die Mieter zu vertreiben. Es sei dringend nötig, das Kleingewerbe in der Stadt besser zu schützen. Die Stadt werde ausverkauft.

Radverkehr

Die Bürgerversammlung fordert starke Verbesserungen an den Radverbindungen am Stachus, mehr Sicherheit an der Kreuzung Lindwurm- und Poccistraße und Gleichbehandlung mit Autofahrern an der Reisingerstraße. Wer sich an letzterer nach links einordnet, muss auf einen abbiegenden Autofahrer warten, bis die Ampelschaltung auf Grün springt. Ein Isarvorstädter merkte unter Applaus an, das Fahrrad sei heutzutage das schnellste Gefährt im Stadtverkehr, doch man habe den Eindruck, bei der Münchner Verwaltung sei das noch nicht angekommen.

Ein Herz für Hunde und Kultur

Aus Kosten-Nutzen-Erwägungen lehnte die Versammlung eine energieintensive Eisfläche auf der Theresienwiese ab. Ganz knapp wurde ein Antrag auf Leinenzwang für Hunde an der Isar zwischen Corneliusbrücke und Braunauer Eisenbahnbrücke verworfen. Nicht unterstützt wurde der Versuch, Lärmquellen im Bereich des Vieh- und Schlachthofs zu verhindern. Miklosy sagte, dass für die dort geplanten Bahnwärter-Thiel-Kulturveranstaltungen - gegen sie richtete sich der Antrag - Lärmgutachten erstellt und von den Lokalpolitikern auch eingefordert würden.

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