Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Laternen gegen die Wiesn-Biesler

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Die Anwohner des St.-Pauls-Platzes äußern allerlei Wünsche zur Verschönerung der Fläche um die Kirche

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Soll der St.-Pauls-Platz eher für Autos oder für Fußgänger gestaltet werden? Der Bezirksausschuss (BA) und die städtischen Referate haben in den vergangenen drei Jahren eigentlich einen Entwurf vorbereitet, der den Aufenthalt für Menschen auf und an dem Platz angenehmer macht: Straßenrückbau, breite Fußgängerflächen, transparentes Grün. Wer am Dienstagabend bei der Einwohnerversammlung zur Gestaltung des Platzes um die Kirche zuhörte, konnte allerdings zunächst den Eindruck gewinnen, dass diejenigen, die dort wohnen, sich für das Auto entschieden haben. "Ihr bietet da ja ein Paradies für Obdachlose an", meinte ein Anlieger zum städtischen Konzeptentwurf. Schon jetzt übernachteten viele Menschen auf den Bänken, bis zu 20 allein in den Kirchenportalen, sagte eine Wohnungseigentümerin. "Das ist eine ziemliche Plage." Anwohnerinnen führten an, dass sie sich dort nachts auf dem Heimweg fürchteten. "Wenn ich an der Straße und nicht durch den Park gehen muss, ist es weniger unheimlich." Und immer wieder ging es um den Parkplatzmangel, der zwar nicht so gravierend sei wie andernorts, doch dies vermutlich bald wird - werde der Entwurf umgesetzt.

Die Mitglieder des Bezirksausschusses - mehr als zehn hatten sich unter die Zuhörer gemischt - waren erstaunt darüber, was sie zu hören bekamen. Helga Solfrank (Grüne) fragte in die Runde, ob die Anwohner wirklich eine schönere und auf viele Jahre ausgerichtete Platzgestaltung opfern wollten, weil dort die soziale Situation schwierig sei oder es Probleme mit dem Verkehr gebe. "Die Probleme bestehen. Aber sie werden sich nicht lösen, indem wir den Platz so lassen." Der BA-Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) führte an, dass es mehrere Problempunkte im Stadtteil gebe - im Bahnhofsviertel, im Nussbaumpark. Er deutete an, dass der St.-Pauls-Platz an die Reihe komme, aber nicht an erster Stelle stehe, wenn es darum gehe, die wenigen und stark überlasteten Streetworker einzusetzen. Und dass der BA bei Problemen Hilfe anbiete - aber eben Hilfe. "Vertreibung ist nicht unser Ziel."

Der zweite Teil der Versammlung verlief dann sehr konstruktiv. Die Anlieger gaben dem Bezirksausschuss eine Reihe von Anträgen mit. Die Mehrheit sprach sich für eine Schließung der Hermann-Lingg-Straße - die Verbindung von Schwanthalerstraße und Bavariaring - aus. Auch die St.-Pauls-Straße soll auf eine mögliche Verkehrsberuhigung hin untersucht werden. Für den St.-Pauls-Platz ist ein vernünftiges Lichtkonzept fällig, schon um die vielen "Wiesn-Biesler" abzuhalten. Eventuell bekommt er auch eine kleine Brunnenanlage auf der Ostseite und ein Schmuckbeet. Die Bäume auf der Ost- und Südseite sollen vorerst bleiben, die Parkpflege sich "langfristig mit der Natur zusammen entwickeln" - diesen Vorschlag von Stadtplaner Florian Hochstätter wollen die Anwohner verwirklicht sehen. Sie forderten die Stadt auch auf, weitere Möglichkeiten zum Parken zu finden. Im Konzeptentwurf gehen 32 von 136 Parkplätzen verloren. Die Parkplätze, die gewerblich auf der Wiesn genutzt werden, sollten auch den Anliegern zur Verfügung stehen, fordern sie. Interessiert waren die Bürger am Schluss vor allem am Zeithorizont: Vor 2018 ist nicht mit den Bauarbeiten zu rechnen, der Beginn kann sich aber noch verzögern.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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