Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Krach ums Böllern

Lesezeit: 2 min

Schlimm: Überbleibsel des Feuerwerks auf der Reichenbachbrücke. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Grünen stoßen mit ihrem Antrag gegen das Silvesterfeuerwerk an der Isar auf Widerstand im Bezirksausschuss

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Soll die Isar eine böllerfreie Zone werden? Die Fraktion Die Grünen/Rosa Liste im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt zumindest will Silvesterfeuerwerk an der Isar verbieten lassen. Dies wäre laut Kreisverwaltungsreferat die erste Schutzzone in München, die über allgemeingültige Gesetze hinaus eingerichtet würde. In der Stadt gilt grundsätzlich "Feuer frei". Verboten ist das Ballern nur bei Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, Kirchen und leicht brennbaren historischen Gebäuden. "Wir sollten eine Ausnahme machen für die Natur", plädierte Arne Brach (Grüne) für eine Isar-Schutzzone. Am Dienstagabend wurde der Antrag im BA vertagt: Zu groß schien der Diskussionsbedarf zu sein.

München könne sich glücklich schätzen, so eine durchgehende Grünachse zu haben, weitläufig renaturiert, ein Naherholungsgebiet für die Menschen, ein Rückzugsort für Wildtiere, so begründete Arne Brach den Antrag. Die Isar sei nicht nur in der Isarvorstadt schützenswert, doch werde sie dort durch den Lärm und Müll an Silvester besonders geschädigt. Fluss und Hochwasserbett seien wochenlang nach der Silvesternacht noch sichtbar verunreinigt. Pyrotechnische Reststoffe sickerten in den Boden und ins Wasser.

Nicht nur die Isar und ihr Hochbett, sondern auch die Isarbrücken wollen Grüne und Rosa Liste von Raketen, Böllern und Böllerbatterien frei halten. Der ganze Bereich solle verschont bleiben - für Menschen, die ohne laute Pyrotechnik, ohne dichte Feinstaubwolke und ohne Verletzungsrisiko ins neue Jahr feiern möchten.

Die CSU im BA konnte sich damit gar nicht anfreunden. "Wir lehnen es absolut ab, den Leuten einen der schönsten Plätze der Stadt zu nehmen", sagte Fraktionschef Florian Florack. Man könne dort über sechs, sogar acht Isarbrücken weit das Feuerwerk beobachten. Falls die Natur durch die Ballerei außergewöhnlich belastet werde, könne man dies mit einer zusätzlichen Reinigung minimieren, sagte Florack.

Zunächst schien es so, als ob sich die SPD dem Antrag anschließen würde. Marian Misch (SPD) sprach von einer "sinnvollen Einschränkung". München sei "Schlusslicht": Städte wie Dortmund oder Köln hätten bereits Schutzzonen ausgewiesen, Länder wie Frankreich oder die Niederlande privates Geballer in Gänze verboten. Da auf 95 Prozent der Viertelfläche weiterhin Böller aufsteigen könnten, gehe es wohl kaum um ein Einschränken der Lebensqualität. Es gebe auch Münchner, die Silvester gerne sicher und ruhig begingen.

Eine Wende im Diskussionsverlauf brachte eine Ergänzung des eigenen Antrags durch die Grünen: Jetzt erstreckte sich die Schutzzone nicht nur über Fluss, Bett und Brücken, sondern auch die Straßen entlang der Isar - die Wittelsbacher- und die Erhardtstraße. Das war selbst Barbara Turczynski-Hartje (SPD) zu viel. Es gebe viele Menschen, vor allem Kinder, die sich das ganze Jahr über auf das Feuerwerk freuten. Turczynski-Hartje forderte Raum für weitere Diskussionen.

Zwar zogen die Grünen ihren Antrag auf Erweiterung der Schutzzone zurück. Doch nicht nur die CSU-Stadtviertelpolitiker waren misstrauisch geworden, ob der BA mit dem Antrag vielleicht die Tür aufmache für ein böllerfreies München? Zumal der grüne Fraktionssprecher Benoît Blazer davon schwärmte, wie schön Silvester in Frankreich seit dem Verbot sei. Auch in der SPD wurden Befürchtungen laut: "Ist das der erste Pflock, den ihr in die Erde haut?", fragte Franz Bruckmeir (SPD).

Weniger um die Natur als um die Anwohner ging es Andreas Siebel (FDP). Wenn man überhaupt eine Schutzzone einrichte, dann sei sie wohl am Gärtnerplatz sinnvoller. Der stehe schon nach fünf Minuten Ballerei unter Dampf. "Warum sollen wir das Feuerwerk ausgerechnet in den Isarauen verbieten, wo viel Platz ist und wo es am wenigsten Anwohner gibt?"

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: