Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:In den Sand gesetzt

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt lehnt die mögliche Genehmigung eines zweiten Kulturstrandes an der Isar strikt ab. Mitte Dezember wird die Vollversammlung des Stadtrates beraten

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Nicht nur ein Kulturstrand - nein: zwei Kulturstrände! Nach dem Gezerre um den Stadtstrand in diesem Jahr will das Kreisverwaltungsreferat (KVR) offenbar das Angebot für Veranstalter verdoppeln. Die Verwaltung hat den Bezirksausschüssen in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und in Altstadt-Lehel, beides Stadtviertel mit Zugang zur Isar, eine Vorlage zugeschickt: Darin ist von zwei Sommerstränden die Rede - einer beim Vater-Rhein-Brunnen, ein zweiter bei der Corneliusbrücke. Im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt kam der Inhalt des Schreibens gar nicht gut an; zwei parallele Freiluftparty-Areale an der Isar werden strikt abgelehnt. Der Isarbalkon an der Corneliusbrücke sei definitiv zu klein, die Belastung für das Viertel zu hoch, da waren sich alle Parteien einig. Die Stadt solle sich auch mal an anderer Stelle, nicht an der Isar und auch nicht unbedingt in der Innenstadt nach entsprechenden Möglichkeiten umschauen.

Stadtstrand in München, 2016

Einfach nur chillen: In diesem Jahr wurde der Stadtstrand am Vater-Rhein-Brunnen von "Urban League" organisiert und ausgerichtet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Andreas Klose (Rosa Liste) beschwor bereits die nächste Partyzone im Viertel nach Feierbanane und Gärtnerplatz herauf: Die beiden Kulturstrände würden Wechselwirkungen erzeugen, sich vielleicht mit Veranstaltungen ergänzen. Er sieht bereits jetzt die Besucher zwischen Ludwigs- und Corneliusbrücke pendeln und fürchtet die Ausdehnung der Feierfläche. "Der Hype ums Feiern wird noch größer", fasste der BA-Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) zusammen. Frank Bruckmeir (SPD) forderte, die Lage im Viertel nicht weiter aufzuheizen. Er erinnerte daran, dass die Hälfte der Anträge der Bürgerversammlung den Lärm im Viertel zum Thema gehabt habe. Und Florian Florack (CSU) empfand das Verhalten der Stadt als "unmöglich". Mit dem Angebot für zwei Kulturstrände soll wohl versucht werden, "es jedem Veranstalter recht zu machen". Die Verwaltung rechne offenbar mit weiteren Klagen der Veranstalter und fürchte die Prozesse.

Stadtstrand in München, 2016

Zehra Spindler von "Urban League" plädiert für einen Kulturstrand.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bekanntlich zogen die Urbanauten gegen die Stadt vor Gericht, nachdem nicht ihnen als traditionellem Veranstalter und Entwickler des "Kulturstrandes" der Zuschlag für die Freilichtveranstaltung 2016 gegeben worden war, sondern der Urban League GmbH um Veranstalterin Zehra Spindler und Clubbetreiber Dierk Beyer. Das Verfahren musste neu aufgerollt werden, der Zank nahm kein Ende; nun wollen die Urbanauten erreichen, dass ihr Ausscheiden in diesem Jahr für rechtswidrig erklärt wird. Die Stadt hat ihnen angeboten, die Angelegenheit mit einem außergerichtlichen Vergleich zu regeln.

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt: Benjamin David von den Urbanauten konkurriert mit dem Konzept von Zehra Spindler.

Benjamin David von den Urbanauten konkurriert mit dem Konzept von Zehra Spindler.

(Foto: Catherina Hess)

Im Altstadt-Bezirksausschuss ist die Stimmung bei der Aussicht auf zwei Partyzonen etwas aufgehellter als in der Isarvorstadt - der Vater-Rhein-Brunnen habe sich als Feierstandort bewährt, heißt es. Die Grünen und die FDP in der Altstadt können sich sogar vorstellen, dass es zwei Strandveranstaltungen im Sommer an der Isar geben könnte. Bei der SPD hieß es jedoch einschränkend, die Veranstaltung dürfe nicht zum allsommerlichen Dauerzustand werden. Und die CSU zeigte sich gespalten: Ein Teil war dafür, das Sommer- ereignis dauerhaft am Vater-Rhein-Brunnen zu etablieren, andere forderten, auch alternative Standorte zu suchen.

Die Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferates sind momentan auffällig kurz angebunden, wenn sie nach Kulturstrand und Kulturstränden gefragt werden. Erst am 14. Dezember werde das Thema in der Vollversammlung des Stadtrates beraten, im KVR arbeite man noch an der Vorlage. Solange diese nicht vorliegt, könne er nichts sagen, so Pressesprecher Johannes Mayer, grundsätzlich seien jedoch verschiedene Standorte denkbar.

Benjamin David von den Urbanauten findet die Idee der zwei Standorte "grundsätzlich sehr salomonisch". Die Urbanauten haben auch kein Problem mit einem Parallel-Strand - die innerstädtische Isar vertrage durchaus auch zwei solcher Veranstaltungen, findet David. Man könnte aber auch andere Wege gehen, es gebe eine Reihe anderer Möglichkeiten für längerfristige Kultur-Ereignisse: das "Werk 3" an der Braunauer Eisenbahnbrücke beispielsweise oder das Gelände an der Erhardtstraße zwischen Deutschem Museum und Patentamt, das Dach vom Gasteig.

Urban-League-Chefin Zehra Spindler bezeichnet es zwar als lobenswert von der Stadt, dass sie Alternativen suche, zwei parallele Veranstaltungen findet sie jedoch zu viel für die Isar und für München. Es käme ja auch niemanden in den Sinn, die Chance auf zwei oder drei Wiesn im Jahr zu eröffnen, so ihr Vergleich. "Auch wenn das schön wäre für die vielen Anbieter - aber ein Oktoberfest reicht doch für die Stadt." Wie auch die Urbanauten plädiert sie dafür, die Strand-Veranstaltung längerfristig zu vergeben; die Beschränkung auf ein Jahr sei angesichts der hohen Ausgaben nicht zumutbar. Dafür soll ihrer Meinung nach alle drei Jahre rigoros gewechselt werden: "Damit auch andere zum Zug kommen. Der Vater-Rhein-Brunnen ist schließlich ein öffentlicher Platz."

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