Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Festival der leisen Töne

Stadtstrand in München, 2016

Im Nußbaumpark will's Zehra Spindler ruhiger angehen lassen als hier beim Stadtstrand der "Urban League" am Vater-Rhein-Brunnen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Kulturinitiative "Urban League" will im Nußbaumpark drei Jahre lang ein "Anti-Event" ohne Live-Musik starten. Die Lokalpolitiker begrüßen das Konzept, fordern aber zugleich regelmäßige Absprachen mit Anwohnern

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Geht alles glatt, sollte die Kultur- und Gastronomie-Initiative "Urban League" bald zurück sein: Veranstalter Dierk Beyer und die Kulturmanagerin Zehra Spindler planen, in den kommenden drei Sommern den Nußbaumpark zu bespielen. Noch gibt es dazu keinen Beschluss, der Stadtrat wird darüber erst im Frühjahr entscheiden. Doch die Verwaltung hat schon einmal beim Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vorgefühlt, ob dieser so eine Veranstaltung in der ohnehin unruhigen Parkanlage überhaupt begrüßen würde.

Die Lokalpolitiker sandten am Dienstag ein positives Signal, wenn auch mit Einschränkungen. Die Zustimmung für drei Jahre konnten die meisten Ausschussmitglieder nicht geben, sie wollen nach einem "Review" im Herbst ihr Okay für das jeweils kommende Jahr geben. Außerdem müssen die Veranstalter Lärmbelästigungen vermeiden und sich verpflichten, sich mit den Anwohnern - vor allem die benachbarten Kliniken und die evangelische Matthäuskirche - laufend auszutauschen.

Es soll eher eine leise Veranstaltung werden, ein "Anti-Event" gegen den Lärm der nahen Feierbanane, mit Sitzkissen, Biertischen, ohne Live-Musik, stattdessen mit Spielen wie Boccia oder Backgammon und einer "Speakers Corner". Die Veranstalter sagten bei ihrer Präsentation im Unterausschuss, sie wollten mit eher minimalistischen Mitteln den Park beleben und Menschen alters- und schichtenübergreifend zusammenbringen.

Im Bezirksausschuss kam gut an, dass die Drei-Monats-Veranstaltung zu einer Klientel-Änderung im Nußbaumpark führen könnte, schließlich falle der Park vorwiegend durch Stricher, Dealer und Beschaffungskriminelle auf. Daran hat auch das Ausdünnen der Bäume und Büsche durch das Gartenbauamt in den vergangenen Jahren wenig geändert. Doch es gibt auch einige Anwohner, die sich bei früheren Veranstaltungen im Park über Lärm beschwert hatten - darunter auch Kliniken. Für die CSU ein Grund, besonders argwöhnisch auf Lärm zu achten. "Eigentlich würden wir uns ein anderes Konzept für die Rückeroberung des Parks wünschen", sagte deren Fraktionsvorsitzender Florian Florack. Sri Fackler (CSU) konkretisierte: "Geht's nicht auch ohne Alkohol? Dann hätten wir untertags ein nettes Familien-Treffen." Die SPD war dagegen einhellig für die Veranstaltung durch Urban League. Barbara Turczynski-Hartje erinnerte daran, dass sich noch nie ein Kinderveranstalter beworben habe und auch bislang kein sinnvolleres Konzept vorgestellt worden sei. "Sollen wir jetzt noch länger das Ei des Kolumbus suchen?"

Zehra Spindler galt über Jahre als eine der kreativsten Kulturveranstalterinnen der Stadt. Sie hat die Lange Nacht der Musik in München und auch die Veranstaltungsreihe "München 851" mitinitiiert. Bekannt wurde sie vor allem mit ihrem Zwischennutzungsprojekt Puerto Giesing. Nach dem Politikum um den Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen, dessen Vergabe durch die Stadt an Urban League einen Rechtsstreit auslöste, da diesen auch die Urbanauten bespielen wollten, zog sie sich stärker zurück. Ein Projekt wie den Kulturstrand mit Live-Musik, den sie nun zu stark mit den Urbanauten verbunden sieht, möchte Spindler derzeit nicht machen.

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