Ludwigsvorstadt:Zwei Münchner wollen Biergarten auf Parkhaus am Stachus errichten

Ludwigsvorstadt: Nah dran: Die Bewohner des Kolpinghauses fürchten im Ernstfall um ihre Ruhe.

Nah dran: Die Bewohner des Kolpinghauses fürchten im Ernstfall um ihre Ruhe.

(Foto: Robert Haas)

Die Nachbarn fürchten allerdings den Lärm der Party-Location, Stadtviertelpolitiker sind dagegen.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Es gibt City-Strände, es gibt Lounges auf Dächern. Aber einen Biergarten auf einem Parkplatz, noch dazu in luftiger Höhe - das gibt es noch nicht. Zwei Münchner möchten nun eine Gartenwirtschaft auf dem Oberdeck des Parkhauses am Stachus an der Adolf-Kolping-Straße eröffnen, direkt hinter dem Mathäser-Filmpalast.

Ein sympathischer Innenstadt-Biergarten für Familien solle es werden, verspricht Maximilian Bichlmaier, Geschäftsführer der Alpina-Parking, die das vierstöckige Parkhaus betreibt. Das Münchner Kolpinghaus in unmittelbarer Nachbarschaft befürchtet allerdings, dass auf dem Parkhausdach eine Party-Location entstehen soll. Schließlich liegt die "Feierbanane" - der Bereich um die Sonnenstraße zwischen Sendlinger Tor bis hin zum Maximiliansplatz - gleich um die Ecke.

Der Lärm vom Parkdeck schallt ungebremst zu ihnen herüber. So heißt es im Kolpinghaus und der angegliederten Katholischen Zentralgesellenhaus-Stiftung; beide sehen durch den Biergarten ihren sozialen Auftrag gefährdet. Denn am Parkhaus liegt auch ein Wohnheim für junge Erwachsene, die dort während ihrer Ausbildung oder des Studiums günstig wohnen können.

Eben dieses Gebäude steht gegenüber dem geplanten Biergarten-Terrain - die vierte und fünfte Etage ist auf Augenhöhe. Heimleiter Oliver Meyer sagt, Kolpinghaus München und die Stiftung böten den 350 Bewohnern ein Umfeld, das die persönliche Entwicklung und eine erfolgreiche Qualifizierung fördere. Die Bewohner suchten Ruhe und brauchten weder einen Biergarten noch Beschallung: "Die jungen Menschen, die hier wohnen, sind auf ihre Abschlüsse fokussiert."

Maximilian Bichlmaier möchte nicht das ganze Parkdeck, aber doch 30 bis 40 Stellplätze für den Biergarten freimachen - den Sommer über. Das Parkdeck soll dafür auch üppig begrünt werden, so sieht es das Konzept vor. Die beiden Initiatoren hätten auf ihn einen charmanten Eindruck gemacht, sie strebten nach einer "angenehmen Nutzung". Party, nächtlichen Lärm und Chaos hätten sie keinesfalls im Sinn. "Ich finde das eine sehr schöne Idee, vielleicht eine echte Bereicherung."

Der Parkhaus-Betreiber überlegt schon Alternativen

Kolping-Heimleiter Meyer sieht das anders. Da versuche jemand, den maximalen Gewinn aus einem Parkhaus herauszuholen, sagt er: "Das ist legitim - aber nicht zu jedem Preis." Er bezweifelt auch, dass die Betreiber mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Als Besucher böten sich wohl kaum Familien an, sondern Menschen in Feierlaune, die nach dem Kino- oder vor dem Clubbesuch noch den Biergarten mitnehmen wollten.

Die Parkhaus-Betreiber versuchten bereits seit vier Jahren aktiv, das obere Parkdeck lukrativ zu verwerten, sagt Meyer, auf eine gute Kommunikation mit dem Nachbarn legten sie dagegen wenig Wert. Im vergangenen Jahr habe eine Sport-Großveranstaltung mit ganztägiger Stadionbeschallung stattgefunden; die Anwohner seien zwei Tage vorher per Handzettel darüber informiert worden.

Der Bezirksausschuss hätte sich zwar über eine Begrünung des Parkdecks gefreut, lehnte aber das Bauvorhaben wegen Meyers Bedenken ab. Nun muss die Lokalbaukommission prüfen, wie es weitergeht. Nach der Kritik aus dem Kolping-Haus überlegt Parkhaus-Betreiber Bichlmaier, ob der Biergarten nicht auch im hinteren Bereich des Parkdecks funktionieren könne - in der Ecke zwischen der leuchtend roten Rückwand des Mathäser-Kinos, dem Kaufhof und einem Bürohaus, von wo aus sich wohl kaum einer gestört fühlen könne: "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis mit allen Nachbarn und sind interessiert daran, dass das so bleibt."

Dass Veranstaltungen in luftiger Höhe rund um die Feierbanane große Anziehungskraft haben, ist deutlich: Eine "Rooftop-Party", die für das erste Juni-Wochenende an der Landwehrstraße angekündigt ist und den "St. Paul-Roofsummer" eröffnen soll, bekam bei Facebook innerhalb von 24 Stunden mehr als 250 Zusagen.

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