Ludwigsvorstadt:Großer Zirkus

Lokalpolitiker wollen Gastspiele mit Wildtieren auf der Theresenwiese verbieten lassen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt

Zirkusgastspiele auf der Theresienwiese, bei denen auch Wildtiere auftreten, sollen verboten werden. Dafür sprach sich mehrheitlich der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt aus - wobei dieses Gremium in der Angelegenheit keineswegs das letzte Wort hat. Die zuständigen Referate in der Stadtverwaltung werden nun aufgefordert, darzulegen, wie solche Zirkusdarbietungen auf öffentlichem Grund vermieden werden können. "Auch eine Herausnahme des Zirkusgastspiels aus der Liste der jährlich wiederkehrenden, festen Veranstaltungen auf der Theresienwiese darf dabei kein Tabu sein", heißt es in dem Vorstoß.

Die Grünen haben das Papier vorbereitet. Fraktionssprecher Benoît Blaser und Martin Scheuring hatten beim Zelt-Gastspiel des "Circus Krone" auf der Theresienwiese im April Großkatzen und ein Nashorn beobachtet - eingesperrt auf viel zu kleinem Raum, so stellen zumindest sie es dar, "und das einfach nur zur Belustigung". Sie führen an, dass sich Tierschutzverbände, der Stadtrat und auch zwei Drittel der Bundesbürger seit Jahren für ein solches Verbot von Vorführungen mit Wildtieren auf öffentlichem Grund aussprächen. Bislang sei die Durchsetzung schwierig gewesen: Der Gesetzgeber habe nicht, wie manche anderen Länder, eine klare Rechtslage dafür im Sinne des Tierschutzes geschaffen. Mittlerweile habe die Stadt Erding ein solches Verbot durchgesetzt, die Vergabepraxis sei vom Verwaltungsgericht München bestätigt worden.

Martin Ruckert (CSU) bezweifelte, dass ein solcher Antrag den Tierschutz in der Stadt verbessert. Er sei "an den Haaren herbeigezogen", sagte er. Alle Tiere müssten gut behandelt werden - egal, ob Nutztier, gezüchtet oder in freier Wildbahn geboren. Letzterem schlossen sich emotional zwar auch die Grünen an, sie fürchten jedoch, mit einem generellem Verbote gar nichts zu erreichen: "Es wäre kontraproduktiv, alle Tiere einzubeziehen." Sie wiesen noch darauf hin, dass Vorführungen mit Wildtieren im gesamten Stadtgebiet nicht erlaubt seien, nur auf der Theresienwiese. Damit überzeugten sie zumindest auch die Hälfte der CSU-Fraktion, sich dem Antrag anzuschließen. SPD und Rosa Liste sprachen sich geschlossen dafür aus.

Sollten die städtischen Gutachter trotz des Urteils des Verwaltungsgerichts weiterhin gravierende Bedenken haben, hat der Bezirksausschuss auch keinen Einwand, das jährliche Zirkusgastspiel aus der Liste der festen Veranstaltungen auf der Theresienwiese komplett zu streichen. An dieser Tradition festzuhalten, sahen die Initiatoren des Antrages als nicht notwendig an, der Bezirksausschuss stimmte auch dem zu. Seit 2009 habe es jährlich maximal drei Bewerber dafür gegeben. Zweimal habe der in München ansässige "Circus Krone" das Gastspiel bestritten, der dann von einem solchen Verbot selbstverständlich ebenfalls betroffen wäre - allerdings nur auf der Theresienwiese und nicht während der Winterprogramme im Circus-Krone-Bau an der Marsstraße, hieß es am Rande der Sitzung. Etwas unklar blieb, wann ein Tier als Wildtier gilt, denn: Die meisten der Zirkustiere sind nicht in freier Wildbahn geboren.

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