Lobbyarbeit in München:Schlagbauer soll Handwerks-Chef werden

Georg Schlagbauer, 2010

Verbandspolitisch ist Georg Schlagbauer bereits aktiv: als Obermeister der Metzgerinnung München und Chef der Landesinnung.

(Foto: Robert Haas)

Er ist der Wunschkandidat des scheidenden Multifunktionärs Heinrich Traublinger: Der Münchner Metzgermeister und CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer soll Handwerkspräsident werden. Doch entschieden wird das mit einer Wahl - ganz demokratisch.

Von Katja Riedel

Er wolle sein Erbe selbst regeln, hat der Mann einmal gesagt, den viele für eine Institution halten und der sich selbst als solche gibt. Heinrich Traublinger, 70 Jahre alt, war lange Landtagsabgeordneter, zudem Stadtrat für die CSU, doch bekannt vor allem als Bayerns oberster Handwerks-Lobbyist, der für mehr als 105 000 Betriebe mit fast 900 000 Mitarbeitern spricht. Nun zieht er sich von seinen Posten zurück - und er scheint dafür bereits einen Wunschnachfolger erkoren zu haben: den Münchner CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer, 41, Landesinnungsmeister des bayerischen Fleischerhandwerks.

Der gelernte Bäckermeister Traublinger ist seit Langem Handwerkspolitiker: Seit 20 Jahren steht er der mächtigen Handwerkskammer für München und Oberbayern vor, der größten Deutschlands; zudem fungiert er als Präsident des Bayerischen Handwerkstags, auf Bundesebene ist er Vizepräsident. Ende Juli zieht er sich von jenem Posten zurück, der als Schlüssel zu all diesen Ämtern gilt: Traublinger tritt bei der Wahl des Chefs der Münchner Kammer nicht noch einmal an, aus Altersgründen. Und auch an der Spitze des Bayerischen Handwerkstags wird er nur noch bis Oktober stehen.

Eine gewisse Hausmacht

"Ich halte es für meine vornehmste Aufgabe, einen Nachfolger zu präsentieren", hat Traublinger vor knapp zwei Jahren einmal gesagt. Diesen wolle er im Kammervorstand und unter den Landesinnungsmeistern suchen. Herz, Verstand und familiären Rückhalt müsse dieser haben, für den eigenen Betrieb also nicht unabkömmlich sein. Dass seine Wahl auf Schlagbauer gefallen ist, dafür spricht viel in dessen Vita: Der gelernte Metzgermeister und Betriebswirt des Handwerks führt in dritter Generation einen Münchner Familienbetrieb, er kommt aus der Kommunalpolitik und setzt sich dort für die Belange kleiner und mittelständischer Betriebe ein. Und nicht zuletzt verfügt Schlagbauer in der Handwerkshierarchie als Landesinnungsmeister bereits jetzt über eine gewisse Hausmacht.

"Georg Schlagbauer hat die nötige Erfahrung, ich halte ihn für einen sehr guten, um nicht zu sagen hervorragenden Kandidaten", sagte Traublinger am Montag der Süddeutschen Zeitung. Schlagbauer habe ja auch schon durchblicken lassen, kandidieren zu wollen. Eine Offenheit, die überrascht. Viele hatten fest damit gerechnet, dass Traublinger allein im Hintergrund die Fäden ziehen werde, statt vorschnell zu plaudern und so einen Kandidaten zu verbrennen.

Auch andere Namen kursieren

Doch Traublinger kämpft mit einer Unbekannten, die ihn zur Offenheit zwingt, und das ist die Vollversammlung der Handwerkskammer. Sie wählt den neuen Präsidenten - allerdings in ihrer konstituierenden Sitzung. In dem Gremium, das erst im Mai gewählt wird, sitzen 42 Inhaber eines Betriebes sowie 21 Gesellen, nach einem Schlüssel auf alle Gewerke verteilt. Mit 21 von 63 Stimmen am stärksten vertreten ist das Elektro- und Metallgewerbe, das Nahrungsmittelgewerbe hat nur fünf Stimmen. Wie stark der scheidende Präsident das Mitgliedervotum dirigieren kann, halten Insider für nicht gänzlich vorhersehbar. Es kursieren auch andere Namen.

Favorit Schlagbauer möchte sich zu einer Kandidatur nicht äußern. Doch Taten hat er schon sprechen lassen. Schlagbauer hat seine Wahl in den Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt nicht angenommen. Aus Zeitgründen, wie zu hören ist - weil er ja Münchner Handwerkspräsident werden wolle.

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