Lithografie:Selbst Goethe ist begeistert

Frau Heller

Wer hat's erfunden? Senefelder. Im Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung gibt es eine "Steinbibliothek" mit alten Litofgrafieplatten.

(Foto: Robert Haas)

Die Erfindung des Steindrucks macht Alois Senefelder berühmt - und andere reich

Die Münchner Erfindung der Lithografie revolutioniert im Jahr 1796 die Drucktechnologie. Das Stein-Flachdruckverfahren von Alois Senefelder ist günstiger, schneller und qualitativ weit besser als der bis dahin vorherrschende Kupferstich-Tiefdruck oder der Holzstich-Hochdruck. Es ist der Vorläufer des modernen Offset-Drucks. Der Kunst und der Werbeindustrie eröffnete die Technologie ungekannte Möglichkeiten. Seinem Erfinder bescherte sie viel Ruhm - aber wenig Reichtum.

Eigentlich war Senefelder ebenso wenig Erfinder wie er ein Geschäftsmann war, sondern studierter Jurist, Schauspieler und Bühnendichter. Mittellos und ohne Verleger versuchte der damals Anfang Zwanzigjährige sich daran, selbst kostengünstig Abdrucke seiner Werke anzufertigen. Eher zufällig soll Senefelder dabei auf die Möglichkeit gestoßen sein, mithilfe einer Steinplatte zu drucken. Das Prinzip, das er zunächst "Chemische Druckerey" taufte, basiert darauf, dass Wasser und Fett sich nicht verbinden. Solnhofener Kalkstein behandelte er so mit Feuchtigkeit und Chemikalien, dass die fetthaltige Druckerfarbe auf der polierten Steinplatte nur dort haften blieb, wo sie es sollte.

Sein erster Investor war der befreundete Hofmusiker Franz Gleißner. Gemeinsam gründeten sie in München die Druckerei Gleißner & Senefelder und spezialisierten sich auf Notendrucke. Kostete eine Druckplatte aus Kupfer 22 Gulden, ließ sich das Pendant aus Stein für wesentlich günstigere sechs Gulden anbieten. Senefelder entwickelte auch eine für das Verfahren geeignete Stangenpresse. Mir ihr ließ sich fünfmal schneller drucken, als bis dato mit Kupferdruckpressen möglich.

In Weimar pries sogar Goethe die Erfindung seines Zeitgenossen, und im München unter Napoleon verschaffte sich ein Bruder Bonapartes höchstselbst einen Eindruck der neuartigen Druckerei.

Bereits im Jahr 1799 hatten Senefelder und Gleißner ein "Churfüstliches Nutzungsprivileg" für 15 Jahre erhalten. Senefelder verkaufte dieses Patent kurze Zeit später an einen Notendrucker aus Offenbach, der aus der Erfindung europaweit Gewinne schöpfte.

Wortwörtlich steinreich wurden auch die Solnhofener Steinbruchbesitzer. Ihre Litho-Platten wurden zum Exportschlager. Senefelder selbst aber haute seine Einnahmen für immer neue Tüfteleien auf den Kopf und feilte bis zu seinem Tod an seiner großen Erfindung.

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