Literaturhaus:"Er hat Sachen im Schrank, um die ich ihn beneide"

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Kardinal Reinhard Marx und Moderator Thomas Gottschalk diskutieren im Münchner Literaturhaus über das neue Buch von Papst Franziskus - und überbieten sich mit Witzen.

Von Marco Völklein, München

So manch einer mag sich gefragt haben: Wie hat der Mann in den vergangenen Jahrzehnten seine Samstagabende verbracht? Wetten, dass . . . jedenfalls hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx zumindest "nie zu Ende gesehen", wie er am Samstagabend im Literaturhaus berichtet. "Reingezappt", sagt Marx, "das schon." Aber dann auch wieder weggeschaltet. Und sich zuvor oft gefragt: "Mein Gott, wie hat der sich heute wieder angezogen?"

Thomas Gottschalk, der langjährige Moderator eben jener ZDF-Sendung, nimmt die Spitze spielerisch auf und gibt dem Kardinal sofort Kontra: "Das geht mir bei Ihnen auch manchmal so." Lachen im Saal. Applaus. Man merkt: Die zwei auf der Bühne verstehen sich.

Die Plaudertasche Gottschalk zieht nach wie vor

Eingeladen zu diesem nicht gerade alltäglichen Treffen hat der Verlag Randomhouse, um die beiden über das neue Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit" von Papst Franziskus reden zu lassen. Natürlich setzt der Verlag dabei in erster Linie auf die Plaudertasche Gottschalk, dessen Name nach wie vor zieht. Die Veranstaltung war binnen weniger Tage ausverkauft.

Und natürlich bedient der Moderator sein Publikum mit lockeren Sprüchen. Gleich als er reinkommt und, gestützt auf zwei Krücken, auf die Bühne humpelt, hält er eine davon in die Luft und ruft: "Mein Bischofsstab." Das bringt erste Lacher. Später berichtet er, dass "ich wie weiland der Herr Jesus in Jerusalem zu Fall gekommen bin" - und sich dabei am Quadrizeps verletzt hat. Ganz in Schwarz tritt Gottschalk auf, nennt seine Kluft "mein Kaplans-Outfit". Um dann auf Marx zu deuten und zu rufen: "Er hat Sachen im Schrank, um die ich ihn beneide."

Doch trotz all des Klamauks geht es auch um ernste Themen. So reden die beiden über die Bedeutung von Religion in der Gegenwart, über den Umgang der Kirche mit Homosexualität, über Barmherzigkeit in den Medien und eben auch die Botschaft von Papst Franziskus. Der vermittle, da sind sich beide rasch einig, seine Botschaft in einer "beruhigend schlichten" Sprache, wie Gottschalk sagt.

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Und Marx betont, Franziskus versuche, "mit Güte und großem Verständnis" den Glauben zu verbreiten und die Menschen zu erreichen. Und eben nicht mit Dogmen oder gar Verboten. Das, findet wiederum Gottschalk, gelinge dem derzeitigen Kirchenoberhaupt deutlich besser als seinem Vorgänger: "Um Benedikt zu mögen, muss man katholisch sein", sagt der Entertainer. "Um Franziskus zu mögen, nicht."

Der Papst mache das gut, sagt Marx - auf seine Weise

Marx nutzt die Gelegenheit, um die Botschaft von der christlichen Barmherzigkeit mit aktuellen Diskussionen zu verknüpfen, beispielsweise der Debatte um die Flüchtlinge. So dürfe es bei der Frage von sicheren Grenzen nicht nur darum gehen, "dass wir sicher sind vor denen, die da zu uns kommen", ruft Marx. Vielmehr müsse es auch darum gehen, "dass Menschen sicher sind vor Krieg und Verfolgung." Die Kirche, sagt der Kardinal, "muss die Politik immer wieder daran erinnern, dass sie diese Basics im Auge behält." Auch dafür gibt es lauten Applaus von den mehreren hundert Besuchern.

Für den Papst, um dessen Buch es ja eigentlich gehen soll an diesem Abend, haben beide jedenfalls fast nur Lob übrig. "Der macht das gut", sagt Marx. "Auf seine Weise." Gemeint ist das ganz und gar nicht hämisch. Aber Unterhaltungsprofi Gottschalk erkennt die Chance für einen weiteren Scherz. Und ergreift sie umgehend: "Du machst das gut - auf deine Weise", äfft er den Kardinal kurz nach. Und schiebt dann nach: "So rede ich immer mit Kai Pflaume."

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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