Literaturfest München:Freunde fürs Lesen

Elke Schmitter, neue Kuratorin des Literaturfests, im Literaturhaus, im Saal, 3. OG

Elke Schmitter kuratiert beim Literaturfest das Forum:Autoren.

(Foto: Florian Peljak)

"Ein Wort gibt das andere": Unter diesem Motto widmet sich das Münchner Literaturfest dem Thema Sprache und wartet mit prominenten Schriftstellern wie Mathias Énard oder Cornelia Funke auf.

Von Antje Weber

Freundschaften sind nicht immer einfach. Das kann man, so es einem nicht schon schwante, zum Beispiel aus Elena Ferrantes Roman "Meine geniale Freundin" herauslesen. Am Dienstag, 22. November, liest die Schauspielerin Eva Mattes beim Literaturfest aus dem Bestseller jener Autorin, deren Identität nicht mehr so geheim ist, wie sie es gern hätte. Man wird bei der Lesung jedenfalls einiges über die Freundschaft zwischen der genialen Lila und ihrer epigonalen Freundin Elena erfahren, über die Ungerechtigkeit des Lebens und diffuse Gefühlslagen zwischen Zuneigung, Neid und Konkurrenzdenken.

So ähnlich muss man sich wohl auch die Gefühlslagen bei den verschiedenen Partnern des siebten Literaturfests vorstellen. Dicke Freunde werden sie vermutlich nie werden, doch sie bemühen sich sichtlich, miteinander auszukommen und gemeinsam etwas Großes auf die Beine zu stellen. Da ist zum einen das Literaturhaus unter der neuen Leiterin und damit Literaturfest-Geschäftsführerin Tanja Graf. Sie hat prominente Schriftsteller wie Christoph Ransmayr, Mathias Énard und Shumona Sinha eingeladen; im Literaturhaus findet am Ende auch wieder ein Markt unabhängiger Verlage statt.

Da ist zum Zweiten das von Elke Schmitter kuratierte Forum:Autoren "Ein Wort gibt das andere" (10. bis 19. November), bei dem die Autorin und Journalistin über Sprache nachdenken lässt - vom Schriftsteller Raoul Schrott, der maorischen Lyrikerin Hinemoana Baker oder dem Medienwissenschaftler Jochen Hörisch. Die Schriftstellerin Judith Kuckart wird dazu ein Theaterstück mit Blinden in den Kammerspielen inszenieren, und im Hofspielhaus sorgen "Bänkelbars" zu später Stunde für Auflockerung.

Und da ist zum Dritten die traditionsreiche 57. Münchner Bücherschau, ausgerichtet vom Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Im Gasteig können die Besucher drei Wochen lang in 20 000 Büchern aus 300 Verlagen stöbern. Zahlreiche Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene ergänzen die eigene Suche nach dem richtigen Buch: Denis Scheck und Martin Walser werden gemeinsam Jack London huldigen (23. November), Petros Markaris wird ebenso lesen wie Cornelia Funke, Mats Wahl, Franz Dobler und Valeria Luiselli - die hinreißend schreibende Mexikanerin ist hierzulande noch nicht sehr bekannt und sei allen empfohlen, die Lust auf Entdeckungen haben (13. November).

Ein Selbstläufer wird dagegen sicherlich der Abend zum Werk der britischen Schriftstellerin Jane Gardam am 20. November, mit ihrer Übersetzerin Isabel Bogdan und Stefan Hunstein. In Gardams Erfolgstrilogie geht es um das Leben, die Liebe - und die Freundschaft. Im dritten Teil "Letzte Freunde", jüngst auf Deutsch erschienen, treffen die Leser nicht nur die beiden Anwälte Edward Feathers und Terry Veneering wieder, die einander ein Leben lang herzlich hassten, sich im Alter jedoch zu einer Art Altmännerfreundschaft durchringen. Wichtiger fast wird in diesem Buch die bisherige Nebenfigur Fiscal-Smith, ein zur Freundschaft unbegabter, einsamer Schnorrer. Als alle anderen Gefährten tot sind, erbarmt sich eine alte Dame aus den höheren Anwalts-Kreisen schließlich seiner: Schlechte Freunde sind eben immer noch besser als gar keine.

Literaturfest München, Do., 10., bis So., 27. Nov., diverse Orte, www.literaturfest-muenchen.de

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